Dienstag, 19. Februar 2019

Alle reden von Framing – ich jetzt auch!

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Framing (englisch frame: „Rahmen“) ist der Prozess einer Einbettung von Ereignissen und Themen in Deutungsraster. Komplexe Informationen werden dadurch selektiert und strukturiert aufbereitet, sodass eine bestimmte Problemdefinition, Ursachenzuschreibung, moralische Bewertung und/oder Handlungsempfehlung in der jeweiligen Thematik betont wird.[1][2][3] In der Publizistik herrscht ein heterogenes Begriffsverständnis.[4] Während die einen Frames in Anlehnung an das Schema-Konzept als kognitive Strukturen, Interpretations- und Deutungsmuster zur Informationsverarbeitung verstehen,[5] sprechen andere von Tiefenstrukturen, die Medientexten zu Grunde liegen.[6][7] Eine verbreitete Definition stammt von Robert Entman:
“To frame is to select some aspects of a perceived reality and make them more salient in a communicating text, in such a way as to promote a particular problem definition, causal interpretation, moral evaluation, and / or treatment recommendation for the item described.”
„Framing bedeutet, einige Aspekte einer wahrgenommenen Realität auszuwählen und sie in einem Text so hervorzuheben, dass eine bestimmte Problemdefinition, kausale Interpretation, moralische Bewertung und / oder Handlungsempfehlung für den beschriebenen Gegenstand gefördert wird.“
– Robert Entman: Framing: Towards a Clarification of a Fractured Paradigm, 1993.[8]
[Framing (Sozialwissenschaften), Wikipedia, abgerufen am 14.05.2019]
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Gut, dann reden wir über Framing und die ARD und den Versuch, durch den kontinuierlichen Gebrauch von irreführenden Wörtern die Diskussion zu manipulieren und einseitig zu beeinflussen. Reden wir also, zum Beispiel, über die Buchstaben GEZ.

Kritiker des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und Medien wie die „Bild“-Zeitung können nicht aufhören, von der GEZ zu reden. Sie sind unbeirrt davon, dass es diese Behörde seit über sechs Jahren nicht mehr gibt und dass Begriffe wie „GEZ-Gebühren“ („Gebühreneinzugszentralengebühren“?) immer schon Unsinn waren. Sie skandalisieren trotzdem jede Entscheidung, die irgendwie mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk und seiner Finanzierung zu tun hat, dadurch, dass sie „GEZ“ groß in der Überschrift unterbringen.

Es ist nicht spitzfindig, darauf hinzuweisen, dass die entsprechende Einrichtung inzwischen „Beitragsservice“ heißt, denn dahinter verbirgt sich nicht nur die Umlackierung einer ungeliebten Behörde. Durch die Umstellung der Rundfunkfinanzierung ist eine wesentliche Ursache dafür entfallen, dass die GEZ so verhasst war: das Ausschnüffeln von Wohnungen, um herauszufinden, ob jemand ein Empfangsgerät hat.

Wer im Zusammenhang mit ARD und ZDF immer wieder den etablierten, aber überholten Begriff GEZ benutzt, ist nicht nur denkfaul oder bedient die Denkfaulheit seiner Leser. Er verbindet ARD und ZDF auch immer wieder mit den negativen Emotionen und Assoziationen, die diese Buchstaben auch aus Gründen auslösen, die längst hinfällig geworden sind. Aber weil der Begriff „GEZ“ schon in den Köpfen der Menschen steckt, muss derjenige, der ihn benutzt, sich nicht den Vorwurf einer „Gehirnwäsche“ machen lassen. Im Gegenteil: Er sorgt ja nur dafür, dass der Schmutz bleibt und nie wieder weggeht.

mehr:
- Framing-Gutachten für die ARD: Eine absurde Debatte um ein misslungenes Papier (Kommentar von Stefan Niggemeier, ÜberMedien, 19.02.2019)
siehe auch:
Framing für Arme: Wenn Dilettanten sich sozialpsychologischer Konzepte bemächtigen (ScienceFiles, 26.02.2019)
Framing: Dialog statt Manipulation! (Kommentar von Sabine Breit, ethik-heute.org, 24.02.2019)
Gib den Trollen Zunder: Wie die ARD die Debatte um das “Framing-Manual” anheizt, ohne es zu merken (Stefan Winterbauer, Meedia, 20.02.2019)
Telefoninterview über das von netzpolitik.org geleakte „Framing-Manual“ – „Hätten wir besser selber machen ollen, hätten netzpolitik.org vielleicht in diesem Punkte einfach zuvorkommen können und sollen“ (Jörg Wagner, Medienjournalist, im Telefoninterview mit Rainald Becker, ARD-Chefredakteur, wwwagner.tv, 22.02.2019)
Wir veröffentlichen das Framing-Gutachten der ARD (Markus Beckedahl, Leonhard Dobusch, netzpolitik.org, 17.02.2019)
"Politik setzt gezielt auf Framing" (Ruth Herbert im Gespräch mit Sebastian Pertsch und Udo Stiehl vom Projekt "Floskelwolke", Frankfurter Rundschau, 15.01.2019)
Berichten, was nicht ist – so helfen Journalisten negativ beim „Framing“ (Stefan Fries, stefan-fries.com, 16.04.2018)
Die SPD und das Framing (Stefan Fries, stefan-fries.com, 15.01.2018)
- Zitat am Freitag: Framing (Christian Buggisch, buggisch.wordpress.com, 16.12.2016)

Mein Kommentar:
Vielleicht geht es auch einfach! Genauso, wie man nicht nicht kommunizieren kann (Watzlawick), gibt es auch keine Sprache (vielleicht abgesehen von den sogenannten exakten Wissenschaften wie Mathematik und Physik), ohne eine gewissen Färbung.

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