Donnerstag, 2. Mai 2019

Hüte Dich vor dem Imperium!

Die Verhaftung Assanges soll jeden abschrecken, der es fortan wagen sollte, die Macht herauszufordern.

Julian Assange wird in einem britischen Hochsicherheitsgefängnis gefangen gehalten, weil er Kautionsauflagen verletzt haben soll. Genau aus diesem Grund hat Großbritannien ihn auch in den letzten sieben Jahren für Millionen von Pfund in seinem Asyl in der ecuadorianischen Botschaft bewachen lassen. So weit, so hanebüchen unglaubwürdig. Doch nicht nur dem WikiLeaks-Herausgeber wird übelst mitgespielt. Vielmehr schafft man mit seiner Verhaftung einen Präzedenzfall — wie Assange kann es fortan weltweit jedem gehen, der investigativ berichtet, der Verbrechen und schmutzige Geheimnisse der Mächtigen ans Licht zerrt. Caitlin Johnstone warnt eindringlich: An Assange wird ein Exempel statuiert. Wenn wir hinnehmen, dass Assange wie ein Schwerverbrecher behandelt wird, wenn wir uns von belanglosen Details zu seinen angeblichen Eigenschaften und seiner Katze ablenken lassen, ermöglichen wir skrupellosen Weltlenkern, die Wahrheit zum Verstummen zu bringen.

Julian Assanges Mutter berichtete gestern, dass dem WikiLeaks-Gründer während seiner Haft in Belmarsh Prison im Südosten Londons keinerlei Besuch gestattet wird, nicht einmal von Ärzten oder seinen Anwälten. Ärzte, die Assange in der ecuadorianischen Botschaft besucht hatten, haben versichert, dass er dringend medizinische Versorgung benötigt. Belmarsh ist ein Hochsicherheitsgefängnis, das zuweilen als „britisches Guantanamo“ bezeichnet wird.

Und noch immer wird uns eingeredet, dieser Umstand habe etwas zu tun mit einem angeblichen Verstoß gegen Kautionsauflagen und einem US-Auslieferungsgesuch wegen angeblicher Computerkriminaltät, auf die eine Höchststrafe von fünf Jahren steht. Tritt man einen Schritt zurück und lauscht dem weniger gut informierten Geplapper der unverhohlenen Propagandisten und der gehirngewaschenen Normalkonsumenten westlicher Massenmedien, hört man zudem: Die Leute glauben, es habe auch etwas mit Russland und mit Vergewaltigungsvorwürfen zu tun.

mehr:
- Der Präzedenzfall (Caitlin Johnstone, Rubikon, 02.05.2019)
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Das Imperium schlägt zurück {16:57}

NuoViso.TV
Am 03.05.2019 veröffentlicht 
Sollte es also in der Zukunft noch so etwas wie freien und unabhängigen Journalismus geben, und sollten dann Journalismusstudenten in der Uni etwas über die Vergangenheit lernen, dann wird ihnen ein Datum ganz bestimmt ins Auge fallen: Der 11. April 2019. Dieser Tag wird nämlich in die Geschichte eingehen, als der Tag an dem der freie Journalismus zu Grabe getragen wurden. Oder besser gesagt, aus einem Botschaftsgebäude getragen wurden. Wir alle haben die Bilder gesehen, wie ein unglaublich gealterter und sichtlich gezeichneter Julian Assange nach sieben Jahren Zuflucht im Botschaftsgebäude von Ecuador von Polizeikräften abgeführt wurde. Ein Vorgang mit wirklich enormem Symbolcharakter und bin wohl nicht der einzige, bei dem diese Bilder große Bestürzung ausgelöst haben. Wenn man sich die Berichte dazu von wirklich freien Journalisten anschaut, dann wird klar, dass wir hier von einer Zäsur sprechen, von einem Ereignis welches große Schockwellen über den ganzen Globus geschickt hat. John Pilger, der berühmte investigative Journalist aus Australien sprach davon, dass die Verhaftung von Julian Assange eine Warnung in sich trägt, so wie Oscar Wilde es ausgedrückt hat, eine Warnung an alle, die die Samen der Unzufriedenheit säen, ohne die nie ein Fortschritt in Richtung Zivilisation stattfinden würde. In London zeigte sich Macht gegen Recht, Muskeln gegen Gesetz, Unanständigkeit gegen Mut. In einem Interview mit Russia Today konnte man sehen, wie John Pilger fassungslos war über diesen Vorgang, wie Julian Assange wie ein Tier aus der Botschaft geschleppt wurde. Die gleiche Fassungslosigkeit sah ich auch bei Dirk Pohlmann, als er zusammen mit Robert Fleischer und Mathias Bröckers in das Dritte Jahrtausend den Fall besprochen hat. Seht Euch die Sendung an, dann versteht Ihr was ich meine mit Schockwellen. Ich habe Dirk Pohlmann noch nie so bestürzt gesehen. Und genau so müsste sich jeder Journalist mit einem letzten Rest an Rückgrat fühlen, beschämt und angewidert von diesem Vorgang. Dieses ganze Drama hat sich schließlich schon lange angebahnt, aber dass es dann doch so schnell kommen würden, hat wohl alle überrascht.
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aktualisiert am 08.05.2019


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