Dienstag, 30. Juli 2019

Die Militarisierung des Weltraums: Zwei Zungen

Die französische Verteidigungsministerin Parly will mit dem neuen Weltraumkommando auch zur "aktiven Verteidigung" Nanosatelliten zum Patrouillieren und Laserwaffen zum Blenden gegnerischer Satelliten
Frankreich will nicht zurückstehen, wenn es um die Militarisierung des Weltraums geht. Nachdem Donald Trump mit der Einrichtung eines Weltraumkommandos das Final gesetzt hat, braucht sich jetzt kein anderes Land mehr zurückhalten, Weltraumprogramme zu betrieben, die darauf abzielen, im Wettrüsten mitzuhalten und nicht ausgespielt zu werden. Dabei sind neben den Großmächten USA, China und Russland auch Israel, Indien und der Iran. Die Nato findet die Aufrüstung im Weltall auch wichtig. Jetzt hat sich auch Frankreich angeschlossen, die stärkste Militärmacht der EU, wenn Großbritannien mit dem Brexit ausschert.
Am 14. Juli verkündete Staatspräsident Macron bereits, dass Frankreich mit den USA mitziehen und ein Weltraumkommando bis September einrichten will (Iron Sky und die Militarisierung des Weltalls. Das blieb ziemlich nebulös, bis sich die französische Verteidigungsministerin Florence Parly meldete und ankündigte, dass Frankreich auch seine Satelliten mit Weltraumwaffen schützen werde. "Unsere Alliierten und Gegner militarisieren den Weltraum … Wir müssen handeln." Handeln heißt, im Wettrüsten mitziehen, aber Parly meint wenig überzeugend, das habe mit offensiven Kapazitäten nichts zu tun.
Parly spricht davon, dass in den 1960er Jahren der Weltraum eine neue "Frontier" gewesen sei, heute sei sie die letzte. Das ist eine verwegene Behauptung, weil der Weltraum auch vom Digitalen abhängt, weswegen die ultimative Grenze eigentlich der Cyberspace wäre. Man kann vermuten, dass dies den Militärstrategen zu wenig konkret und anschaulich ist, weswegen der Weltraum mit physischen Objekten wie Satelliten in den Vordergrund gestellt wird.
Wer die Rede von Parly geschrieben hat, wird vorerst nicht bekannt werden und ist auch egal. Dass sie diese Art der Propaganda betreibt, ist schon erhellend. Die militärtechnische Innovation wird gefeiert, als ob es keine anderen Möglichkeiten gäbe, Kriege zu verhindern:
Der Mensch hat Flugzeuge gebaut, wir haben die Luftwaffe kreiert. Der Mensch hat den Cyberspace geschaffen, wir haben ein den Cyberbedrohungen gewidmetes Kommando kreiert. Der Mensch träumt von Künstlicher Intelligenz, wir haben unseren Armeen eine KI-Strategie gegeben. Heute militarisieren unsere Alliierten und unsere Gegner den Weltraum. Und da die Zeit der Resilienz immer kürzer wird, müssen wir handeln. Wir sind bereit. Denn morgen, ist bereits gestern.
mehr:
- "Unsere Alliierten und Gegner militarisieren den Weltraum … Wir müssen handeln" (Florian Rötzer, Telepolis, 30.07.2019)
siehe auch:
Homo sapiens: erst müllen, dann denken… (Post, 26.07.2019)
Weltraumvertrag (Wikipedia)
- Zur Vereinbarkeit einer US-Weltraumarmee mit dem Weltraumrecht (Wissenschaftliche Dienste des Bundestages, 2018 – PDF)

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