Dienstag, 20. August 2019

Die Zersetzung der Friedensbewegung

Das Pax Terra Musica-Festival offenbarte die Schwächen der Friedensbewegung.

Zum dritten Mal feierten Hunderte friedensbewegter Menschen das Pax Terra Musica-Festival im brandenburgischen Friesack, in der Nähe von Berlin. Dabei stellte sich die Frage, wie ein solches Festival zum Frieden beitragen kann. Denn offenbart wurde vielmehr, woran es in der Friedensbewegung krankt.

Hunderte waren auf dem Festivalgelände und dem Campingplatz bei der Freilichtbühne Friesack. Viele bekannte Gesichter der Friedensbewegung waren dabei, unterhielten sich, lachten gemeinsam und lauschten den Vorträgen, besuchten die Workshops und feierten zur Livemusik. Das Festival erinnerte an ein Klassentreffen. Und genau das ist das Problem. Die Friedensbewegung ist eine winzige Blase, in der die immer gleichen Menschen zu den immer gleichen Veranstaltungen kommen, ihre — zu oft — identischen Meinungen austauschen, dann wieder nach Hause fahren und sich vormachen, etwas erreicht zu haben.

Natürlich, das ein oder andere neue Gesicht war dabei, und jeder Mensch, der von der Friedensbewegung erreicht wird, ist ein Gewinn. Doch das allein genügt nicht. Denn die Bewegung ist eher ein Stillstand. Viel wird geredet und geschrieben, appelliert an die Menschen oder die Politik. Doch wird sie gehört? Rüsten NATO, EU, China, Russland oder die USA ab? Werden Atomwaffen verschrottet aufgrund der Appelle der Friedensbewegung? Werden weniger Waffen exportiert, weniger Kriege geführt?

Mangelnde Anschlussfähigkeit


Die Friedensbewegung sitzt in ihrer eigenen, kleinen Blase und scheint nicht fähig zu sein, sich real existierenden Bewegungen anschließen oder sich mit Aktivisten anderer Bereiche verbünden zu können. Denn während auf dem Pax Terra Musica noch darüber gestritten wurde, ob der Klimawandel überhaupt existiere oder Greta Thunberg eine Marionette der Reichen und Mächtigen zur Etablierung einer neuen Weltordnung sei, ist die Klimagerechtigkeitsbewegung gerade dabei, einen länderübergreifenden Aufstand zu proben und setzt sich auch ansonsten mehr mit Taten als mit Worten für ihre Ziele ein.

Ein breiten Bündnis von linken Organisationen kämpft zudem mit der Aktion „Rheinmetall entwaffnen“ gegen Rüstungsexporte und setzt damit ein Zeichen für den Frieden, das von der Gesellschaft nicht ignoriert werden kann. Davon war jedoch auf dem Pax Terra Musica nichts zu sehen oder zu hören.

Muss man auf jedem Klimacamp Vorsicht walten lassen, mit wem man worüber spricht, da sich gerne Zivilpolizisten einschleichen, war diese Befürchtung auf dem Pax Terra Musica vollkommen überflüssig — zu unbedeutend scheint die Bewegung zu sein.

Ein Hoffnungsschimmer war das Treffen der Alternativen Medien, in dem es darum gehen sollte, enger miteinander zu kooperieren, um eine breite Gegenöffentlichkeit aufzubauen. Wohin sich das entwickelt, werden wir in den nächsten Monaten sehen.

mehr:
- Der Friedensstillstand (Felix Feistel, Rubikon, 20.08.2019)
siehe auch:
So eine Art Granateinschlag in der ganzen Geschichte war ein Auftritt von Jutta Ditfurth, die sich in einem Interview bei 3sat hingesetzt und versucht hat, sich dem Problem "Mahnwachen" auf eine pseudowissenschaftliche Art zu nähern. Bei den Mahnwachen ging es, wie schon gesagt, stark um die Rolle des Finanzkapitals, also um die Frage, inwieweit die Finanzstrukturen die Entwicklung von Kriegen beeinflussen oder auch die Aufrechterhaltung des Kapitalismus beeinflussen. Frau Ditfurth hat jedoch gesagt, die Leute, welche die amerikanischen Finanzinstitute kritisieren, möchten eigentlich antisemitisch auftreten, was sie nicht können, weil Antisemitismus in Deutschland verboten ist. Sie kritisieren Banken, also z.B. die FED, nur deshalb, weil sie von jüdischen Familien gegründet wurden. […]

Parallel zu Jutta Ditfurth, die sich ständig negativ zu den "Mahnwachen" äußerte, gab es in der Berliner Zeitung, in der Süddeutschen Zeitung und ganz stark in der "TAZ", also überall da, wo Grüne und traditionell links denkende Menschen unterwegs waren, Berichte über die neuen "Mahnwachen". Und da las man, Vorsicht, Vorsicht, da sind Rechtsesoteriker und Spinner und Neonazis.

Mir wurde vorgeworfen, dass ich mich auf eine Bühne gestellt habe, wo eine halbe Stunde später Jürgen Elsässer gestanden hat. Das war eine Kundgebung vor dem Reichstag in Berlin. Anlass der Kundgebung war, dass Ursula von der Leyen bekannt gegeben hat, dass Deutschland jetzt eine Speerspitze vor der russischen Grenze installieren will. Das hat uns empört und beängstigt, darauf wollten wir reagieren. Außerdem habe ich die Gelegenheit genutzt, um Standpunkte zu formulieren, die denen von Elsässer widersprachen.

Und dieses Problem besteht eben auch in der völlig unklaren Einordnung von rechts und rechtsextrem. Es ist ja unstrittig, dass gewaltbereite Rechtsextreme keinerlei Toleranz verdienen. Solche Erklärungen setzen aber Meinungsbilder mit Straftaten gleich. Konservative oder auch einfach unbequeme Ansichten werden unter dem Vorwand der "frühen Wachsamkeit" ("Wehret den Anfängen") in einen Topf mit gewaltbereitem Rechtsextremismus geworfen. Genauso funktioniert doch Gesinnungsdiktatur. So ähnlich habe ich es doch schon mal in der DDR erlebt, wo kritische Geister als "Bürgerliche", die die sozialistische Ordnung gefährden, diskreditiert und von der Debatte ausgeschlossen wurden.
[Katrin McClean in: Ulrich Heyden, MH17 und der kurze Frühling der Friedensbewegung, Telepolis, 26.06.2016)

POLITIKVERDROSSENHEIT Da ist sie wieder, diese verfluchte Lethargie (Konrad Weiß, FR, 29.09.2016)

„Wie hältst Du es mit Ken Jebsen“ scheint ja schon fast eine Gretchenfrage der linken Gegenöffentlichkeit geworden zu sein. Auch Du fragst mich das ja nicht ohne Grund. Ken Jebsen redet viel und einige seiner Sätze sind natürlich kritikwürdig. Das wird er wahrscheinlich selbst so sehen. Auch ich habe in meiner überschaubar langen Karriere als Journalist und Blogger sicher schon den einen oder anderen dummen Satz gesagt oder geschrieben. Nichtsdestotrotz sind viele der Interviews, die er für KenFM produziert, sehr interessant. Ich kann auch ganz ehrlich nicht nachvollziehen, warum man ihn in die rechte Ecke stellt. Schaut man sich die Kritik an ihm an, stellt man auch schnell fest, dass hier fast immer auf persönlicher Ebene, also ad hominem, aber fast nie auf sachlicher Ebene argumentiert wird. […]
Zum Einen passt es einigen wenigen Journalisten natürlich nicht, dass wir sie und ihre Arbeitgeber vom Thron stoßen wollen und den Lesern aufzeigen, dass es mit der vielbeschworenen Unabhängigkeit und Überparteilichkeit der großen Zeitungen nicht immer so weit her ist, wie diese es gerne nach außen darstellen. Zum Anderen wird derartige Kritik ja vor allem von Journalisten vorgebracht, die uns ohnehin politisch und ideologisch nicht sonderlich nahe stehen. Für beide Motive wäre es natürlich ein gefundenes Fressen, unsere Glaubwürdigkeit zu beschädigen. Schlussendlich geht es doch vor allem auch darum, Sprengfallen innerhalb der linken Gegenöffentlichkeit auszulegen. Man hofft, dass wir auf diesen Trick hereinfallen, uns nun von Gott und der Welt distanzieren und uns gegenseitig zerfleischen. Das ist natürlich berechenbar.
[Jens Berger in: Julius Jamal, „Es geht darum die linke Gegenöffentlichkeit zu zerstören“ – Im Gespräch mit Jens Berger (Nachdenkseiten), Freiheitsliebe, 06.11.2015]
Desinformation: Manipulation der Massen (2) - Dirk Pohlmann | ExoMagazin {13:26}

ExoMagazinTV
Am 09.12.2017 veröffentlicht 
Der investigative TV-Journalist Dirk Pohlmann über Geheimdiensttaktiken zur Manipulation der Massen.
Nicht nur die Staatssicherheit der ehemaligen DDR wendete Methoden zur Manipulation der Massen an. Die sogenannten "PsyOps" zählen bis heute zum Kerngeschäft von Geheimdiensten, wenn es darum geht, gesellschaftliche Unterstützung oder Ablehnung von politischen Zielen zu schaffen. So wurden während des Kalten Kriegs beispielsweise U-Boot-Zwischenfälle in schwedischen Gewässern inszeniert, um den Konflikt mit der Sowjetunion am Köcheln zu halten. Auch vor Mord an Regierungschefs schrecken Geheimdienste nicht zurück.
Infiltration und Manipulation von Bürgerbewegungen
Das Ziel der sogenannten "Zersetzung" definiert ein Handbuch der Geheimdienstes der ehemaligen DDR, Stasi, als "Zersplitterung, Lähmung, Desorganisierung und Isolierung feindlich-negativer Kräfte, um dadurch feindlich-negative Handlungen einschließlich deren Auswirkungen vorbeugend zu verhindern, wesentlich einzuschränken oder gänzlich zu unterbinden bzw. eine differenzierte politisch-ideologische Rückgewinnung zu ermöglichen". Durch Top-Secret-Informationen, die der ehemalige US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden an die Öffentlichkeit brachte, sind derlei Taktiken inzwischen auch für die heutige Zeit dokumentiert. So wird in streng geheimen Materialien des britischen Geheimdienstes GCHQ erklärt, mit welchen Methoden man eine Person im Internet gezielt diskreditiert. Auch für die Infiltration und Spaltung gesellschaftlicher Gruppen hält GCHQ eine ganze Palette an Instrumenten bereit.
Der investigative TV-Journalist Dirk Pohlmann beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den Machenschaften der Geheimdienste und hat etliche Arte-Dokumentationen dazu gemacht. Im zweiten Teil seines Vortrags zeigt Pohlmann an Hand von Beispielen detailliert auf, mit welchen Taktiken Geheimdienste Themen wie beispielsweise das UFO-Phänomen lächerlich machen, Leute diskreditieren und die Medien manipulieren. Ihr Ziel ist die Durchsetzung globaler geostrategischer Interessen, die den Horizont des uninformierten Bürgers und Journalisten meist übersteigen.
Es wird Zeit, die wichtigen Fragen zu stellen und eine öffentliche Debatte darüber anzustoßen. Dieser Vortrag könnte der Auslöser sein.
►►Den gesamten Vortrag hier anschauen: http://bit.ly/2A7Z2II
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Video: Desinformation: Das Spiel der Geheimdienste mit der Wahrheit (1) - Dirk Pohlmann: http://bit.ly/2AIuCjq

Die Aluhüte (Jochen Mitschka, Freitag-Community, 13.12.2014)
antimilitarismus – Leit(di)visionen (Matthias Bernt, Andreas March, Torsten Schleip, Peter Ullrich , graswurzel-revolution, 01.10.2004)
- Friedensbewegung in der Zwickmühle (AP-Meldung, Netzwerk Friedenskooperative, 27.03.1999)

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