Dienstag, 17. September 2019

Grönemeyer, das Publikum, die Medien:
Aufgeregtheiten über Begrifflichkeiten

Links ist die neue Mitte. Alles jenseits davon schon rechts. Die ursprüngliche Mitte wurde aufgelöst. Sie muss sich entscheiden. Linke Deutungshoheit übernehmen oder Nazi sein. Die politischen Koordinaten verschieben sich seit geraumer Zeit mächtig. Vor allem Journalisten der sogenannten „Qualitätsmedien“ haben mit ihrer Art der Themensetzung und Aufarbeitung in den letzten Jahren einen essenziellen Beitrag zu dieser Verschiebung geleistet.

Es wird deutlich: Nicht das tatsächlich recht kleine Spektrum von ohnehin gesellschaftlich isolierten Rechtsextremen treibt die Polarisierung der Gesellschaft voran, sondern linke Schreihälse wie Herbert Grönemeyer, deren extreme Ansichten wiederum prominente Unterstützung erhalten und von von einer Mehrheit der deutschen Journalisten und Politiker auch noch als politische Mitte bezeichnet werden.

Das eigentliche Problem an der wiederentdeckten prominenten Politisierung von Herbert Grönemeyer bis hin zu den „Lochis“ ist nicht, dass diese Menschen eine Meinung haben, die sie selbstredend auch vertreten dürfen. Nein, es ist ein von jedweder Kritik befreite Umgang einer mehrheitlich linksgrün geprägten Medienlandschaft mit diesen totalitären Ansichten.

So schreibt etwa SPIEGELOnline, Herbert Grönemeyer hätte mit seinen Äußerungen „Wut von rechts“ auf sich gezogen und verweist auf AfD-Politiker, die Grönemeyers Ausbruch mit Nazipropaganda verglichen hätten. Der mehrfach ausgezeichnete ZEIT-Journalist und Buchautor, Henning Sußebach, twittert unterdessen: „Herrlich, wie erschrocken man rechtsaußen ist, wenn die Mitte mal zurückbrüllt.“ In so manch einer deutschen Nachrichten-Redaktion bemüht man sich derweil seit Sonntagnachmittag um Schadensbegrenzung durch Auslassen.

So zog der Deutschlandfunk es vor, die heiß diskutierte Textzeile, in der Grönemeyer „diktieren“ will, „wie `ne Gesellschaft auszusehen hat“ in seiner Meldung gleich gar nicht erst zu erwähnen. Stattdessen zitiert man die weit weniger problematische Passage, in der der Künstler dazu aufruft, „keinen Millimeter nach rechts zu rücken.“ Es folgt erneut der Satz, dass sich unter anderem auch AfD-Politiker geäußert und Grönemeyers Aufruf mit Nazi-Propaganda verglichen hätten. Ein Satz, der sich so übrigens nicht nur auf SPIEGEL-Online und beim Deutschlandfunk finden lässt, sondern auch beim Tagesspiegel, dem Merkur und anderen Nachrichtenseiten. Last but not least möchte auch der sonst begabte Micky Beisenherz in seiner Kolumne eine „Lanze für den Sänger brechen“, dessen Aussage „Keinen Millimeter nach rechts“ rücken zu wollen, ihm Goebbels-Vergleiche durch „rechte Trolle“ eingebracht hätte.

mehr:
- Die linke Currywurst (Anabel Schunke, AchGut.com, 17.09.2019)
siehe auch:
Tagesdosis 18.9.2019 - Lieber Herbert Grönemeyer... {16:51}

KenFM
Am 18.09.2019 veröffentlicht 
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Ein Offener Brief von Rüdiger Lenz.
Lieber Herbert Grönemeyer,
Du hast ja neulich in Wien so richtig laut gebrüllt. Darüber will ich mit Dir gar nicht reden. Ich will nicht spalten oder mich positionieren. Ich denke, wer meine Texte liest, der weiß, dass ich mich im Grunde nicht mehr um die Politik kümmere. Herbert, ich will mal über den Tellerrand mit Dir schauen und Dich am Ende fragen, was Du dazu meinst. Du musst mir nicht antworten, es reicht mir, wenn Du Dir die Fragen selbst beantwortest.
Keinen Millimeter den Rechten zu geben ist eine gute Idee, aber keine Lösung. Ich finde das auch, wenn ich bedenke, was die Nazis hier mal alles so angestellt haben. Aber genau das ist das, was ich nicht verstehe. Denn, lieber Herbert, sind denn alle Rechten für Dich gleich auch Nazis, oder sind Rechte auch die Bürgerlichen, die Mitte, wie es bei der CDU so schön heißt? Weißt Du, lieber Herbert, an wie vielen Standorten die Bundesrepublik Deutschland sozusagen Gewehr bei Fuß steht? Die Bundeswehr vertritt derweil die Interessen der Republik an über zehn Standorten. Sie hilft uns dort, unsere finanziellen Interessen zu wahren. Ich denke, Du kennst das Wort Finanzkapitalfaschismus. Denn genau den verteidigt die Regierung Merkel, ungefragt, in unserem Namen über die NATO. Ursula von der Leyen, die neue EU-Chefin, will diese Interessen noch mehr stärken und sie will einen Flugzeugträger für die EU. Sie will noch viel mehr, aber das lasse ich hier jetzt mal einfach weg, damit dieser offene Brief an Dich nicht zu lang wird. Würdest Du sagen, dass unsere Bundeskanzlerin unsere Interessen damit gut schützt und dass das richtig ist? Wir können das heute alles wunderbar durchschauen und feststellen, dass wir in unserem Land im Inneren eine Demokratie vorgegaukelt bekommen, die über unsere Regierung und unseren Verbündeten im Sinne eines außenpolitischen Faschismus aufrecht erhalten wird. Die Finanzwirtschaft braucht den Krieg und die Abschreckung in Form der großen Bomben, damit das sich-dagegen-wehren-können schon im Keim ersticken wird. Glasklar betrachtet sind wir, die westlich Verbündeten, die Staatsterrorismus ausüben, weil die Alternativen zum derzeitigen Finanzsystem nicht zugelassen werden können, da sie allesamt das Prinzip von Herrschaft auflösen würden. Daraus entsteht das Dissidententum sowie die sogenannten islamischen Terrorgruppen, weil wir deren Rohstoffe benötigen und deren Landmassen, um Pipelines dort zu installieren, etc. Lieber Herbert, Du kannst mir nicht vermitteln, dass Du das nicht weißt. Du weißt es. Und noch eine Irritation: Benjamin Netanjahu gilt als rechter Politiker. Da wird kein Hehl draus gemacht, in keiner Zeitschrift. Doch kritisiert man dessen Politik in Deutschland, so gilt man ruckzuck als Antisemit. Ist das, was Du in Wien sagtest auch an ihn und damit auch an seine Politik gerichtet? Ich vermute mal nein. Da machen ja fast alle einen Bogen herum, wenn sie die Rechten an den politischen Pranger stellen und ihnen keinen Fingerbreit gönnen. Dem rechten Premier Netanjahu hingegen werden tausende Quadratkilometer Freiland zugestanden, um seine rechte Politik auszuleben und nichts an ihm darf in Deutschland kritisiert werden, ohne dass man das Label eines Antisemiten dann beurkundet bekommt. Nie wieder!
Ich denke, wir beide denken da gleich. Und ich denke, es kann keine bessere Lehre aus Nazideutschland geben als zu verinnerlichen: Nie wieder darf von deutschem Boden aus Krieg ausgehen. Und nie wieder darf auch nur ein Hauch von Rassismus dieses Land überfluten...weiterlesen hier: https://kenfm.de/tagesdosis-18-9-2019...

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