Sonntag, 22. November 2015

Xavier Naidoo und der Euro Vision Song Contest – Nun kommt mal wieder runter, Leute

"Xavier singt für Deutschland", heißt es knapp auf der Homepage des Soulsängers Xavier Naidoo. Am 19. November war bekannt geworden, dass ARD und NDR Naidoo im nächsten Jahr zum Euro Song Context nach Stockholm schicken wollen. Sofort gab es dagegen Widerspruch und Protest.

Dabei wurde einerseits moniert, dass Naidoo ohne Vorentscheid ernannt wurde. Mehr noch aber stritt man sich über die politische Positionierung des Sängers. Manche wollen in seiner Nominierung sogar einen Skandal sehen.


Doch hier beginnt schon das Problem. Im Rhythmus von wenigen Wochen werden im Kulturbereich Skandale ausgerufen, die meistens irgendwann mangels Interesse an Bedeutung verlieren. Nur die Skandalisierten sind in der Regel dann noch bekannter und profitieren davon.

mehr:
- Xavier Naidoo - die deutsche Stimme beim Euro Vision Song Contest (Peter Nowak, 20.11.2015)

Xavier Naidoo - Verschieden [Official Video] {3:41}
Xavier Naidoo
Am 24.06.2014 veröffentlicht
"Verschieden" aus dem Album "Alles kann besser werden"
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"Alles kann besser werden" (Album CD)
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iTunes ►► http://bit.ly/1ro69Rx

http://www.xavier.de
https://www.facebook.com/XavierNaidoo

siehe auch:
- Rothschild-Verschwörungen bei Xavier Naidoo (Silvio Duwe, Telepolis, 11.12.2014)
Vereinfachte Kapitalismuskritik zeichnet sich oft dadurch aus, dass sie "die Kapitalisten" als monolithischen Block mit gleichgerichteten Interessen wahrnimmt. Dass es auch unter den Kapitalisten Konkurrenz und damit widersprüchliche Interessen gibt, die miteinander ringen, wird ausgeblendet. Statt die Ursache aktueller Probleme wie Kriegen, Umweltverschmutzung, schlechte Arbeitsbedingungen und Ausbeutung der Dritten durch die Erste Welt differenziert zu analysieren fragt die verkürzte Kapitalismuskritik gerne: "Wem nützt es?" - und unterstellt, dass der, der von einer aktuellen Entwicklung profitiert auch derjenige ist, der diese Entwicklung angestoßen hat.
mein Kommentar:
Es gehört wirklich nicht viel dazu, diejenigen Medienmacher, die 
a) die ostukrainischen »Separatisten« als menschenverachtenden Terroristen 
- Ukraine 13 – Unser westliches System und die MH 17-Berichterstattung (Post, 27.07.2014)
und
b) wie Eric Frey (im PULS 4 News-Talk) die USA als unbeteiligten Zuschauer am Ukraine-Konflikt
Ukraine und USA: Interessen, Nebelkerzen und Deutungshoheit (27.11.2014)
Ukraine 10 - Joe Bidens Sohn fällt die Treppe hoch (12.05.2014, zuletzt aktualisiert am 29.10.2014)
oder
c) wie die Tagesschau Putin als Paria (heißt: als von der gesamten Weltgemeinschaft ausgestoßen)
- Tagesschau sachlich und objektiv: »Putin, einsam und verlassen« (Post, 19.11.2014)
darzustellen versuchen, als monolithischen Block mit gleichgerichteten Interessen wahrzunehmen.

siehe auch:
- It’s politics, stupid! (Peter Rehberg, der Freitag, 26.11.2015)
Man kann Naidoos Äußerungen nicht als naive Entgleisungen abtun. Er bedient sich althergebrachter Argumentationsfiguren: Eine jüdische Finanzelite regiere die Welt, und Homosexuelle seien nicht nur aus Angst vor Frauen fehlgeleitet, sondern in ihrem Herzen pädophil. Solche Argumente sind nicht weniger antisemitisch oder homophob, wenn ein Künstler irgendwie meint, er sei nicht rechts.
Eine Klarstellung kam in diesem Fall übrigens auch weniger von Naidoo selber, der bekannte sich nur indifferent zu „Liebe, Toleranz und Frieden“. Die Rolle der Erklärung hatte der NDR übernommen. Aber weder Sendeanstalt noch Künstler haben hier unbedingt die Deutungshoheit. Das liegt nicht an der medialen Wucht des Online-Protests, wie der NDR die Kritik an Naidoo inhaltlich zu bagatellisieren versuchte. Vielmehr könnte man sagen: Naidoos Texte sprechen für sich selbst.
Seine Texte sprechen für sich selbst?
meinen Kommentar übergebe ich an Mark Twain:
It ain't what you don't know that gets you into trouble. It's what you know for sure that just ain't so.


zuletzt aktualisiert am 27.11.2015

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