Dienstag, 26. November 2019

Islamismus: Der gemachte Feind

Die vermeintliche islamistische Bedrohung wird von staatlichen Behörden produziert und durch die Medien aufgebläht.
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Möchtegern-Dschihadisten werden von Geheimdiensten gezüchtet, von der Polizei verhaftet und von Gerichten verurteilt. So bekommen Leitmedien immer wieder Anlass zur Verbreitung der Fiktion einer terroristischen Bedrohung. Diese kostenlose Werbung der Leitmedien für al-Qaida und den Islamischen Staat wird weitgehend verkannt. Versucht wird damit, die vermeintliche Macht, die Kompetenz und den Ehrgeiz dieser Scheinorganisationen aufzuwerten. Sie sollen als Feind Nummer eins der Zivilisation gelten. In dieser Kampagne spielen auch doppelzüngige Hassprediger, Agents Provocateurs und pro-israelische Einrichtungen eine bedeutende Rolle.
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Hassprediger und Anwerber

Die Rolle und die Funktion von Hasspredigern bestehen im Generieren von „Dschihadisten“, die entweder am militärischen oder am Online-Dschihad teilnehmen. Hassprediger arbeiten in der Öffentlichkeit und suchen sogar mediale Aufmerksamkeit durch provokative Aktionen. Anwerber hingegen arbeiten diskret, gemeinsam mit Geheimdiensten.

Die Methoden der Anwerbung zum Dschihad hat Geschichte. Sie begann in den 1980er Jahren, als die CIA mit der Hilfe Saudi Arabiens und anderer arabischer Staaten ein weltweites Netz von Anwerbern aufbaute, wie zum Beispiel das Rekrutierungsbüro Maktab al-Khidmat lil-mujahidin al-Arab (MAK), das Freiwillige zum Kampf in Afghanistan gegen die sowjetische Besatzung anwarb.

Allein in den USA wurden 30 Zentren zur Anwerbung von Kämpfern gegründet und hohe Summen deponiert (1). Bereits dort erhielt ein Teil der Angeworbenen eine militärische Ausbildung durch das FBI (2). Über den Aufbau dieser „Fremdenlegion“ ist bereits viel geschrieben worden (3). Deren Söldner, auch als „Arab-Afghanen“ bezeichnet, stellten nach dem Abzug der sowjetischen Streitkräfte aus Afghanistan ein Reservoir von arbeitslosen Kämpfern dar, die in Bosnien (4), im Kosovo (5) und in Tschetschenien (6) von westlichen Geheimdiensten gegen Serbien und Russland eingesetzt wurden. Diese Geschichte wiederholte sich in den vergangenen Jahren mit dem plötzlichen Erscheinen des „Islamischen Staates“ (IS).

Die Saga des Deutsch-Syriers Muhammad Haydar Zammar illustriert bestens diese geheimdienstlichen Vorgänge: Nach seiner Kampferfahrung in Afghanistan und Bosnien kehrte er nach Deutschland zurück, beteiligte sich an der angeblichen Radikalisierung der sogenannten Hamburger Terrorzelle um Mohammed Atta – der übrigens mit dem 9/11 nichts zu tun hatte – und soll Mitglieder dieser Gruppe für eine kurzzeitige Ausbildung in Afghanistan angeworben haben.

Zammar war den deutschen Ermittlern gut bekannt beziehungsweise arbeitete in ihrem Auftrag (7). Nach den Anschlägen des 11. September 2001 wurde ihm von höchster Stelle „gestattet“, von Deutschland nach Marokko auszureisen, damit er nicht für Aussagen im Gerichtsverfahren gegen Mounir al-Motassadeq zur Verfügung stehe. Er hätte sonst seine Rolle als Anwerber zugeben müssen. Später wurde er dann von der CIA mithilfe des marokkanischen Geheimdiensts nach Syrien verschleppt. Die deutschen Behörden bestritten, von diesen Machenschaften etwas gewusst zu haben, wollten ihn aber nicht nach Deutschland zurückzubringen. Stattdessen besuchten deutsche Ermittler ihn in Syrien, um ihn zu vernehmen. Die Protokolle ihrer Vernehmungen sind bis heute Verschlusssache (8).

Das Dossier Zammar war politisch so brisant, dass es das Bundeskanzleramt beschäftigte und dessen damaliger Chef Frank-Walter Steinmeier sich mit dem Fall intensiv befasste. Interessierte können Zammars verblüffende Saga teilweise in einem Bericht des BND-Untersuchungsausschusses des Bundestages nachlesen (9).

Seit 2001 gibt es einige bekannte Fälle von Hasspredigern und Anwerbern, die mutmaßlich im Auftrag oder zumindest mit der Duldung der Geheimdienste arbeiten.
Hassprediger Yahia Youssif – der angeblich die Sauerlandgruppe radikalisierte (10) – suchte nicht die Öffentlichkeit, da er gleichzeitig Mitarbeiter des Landesamtes für Verfassungsschutz Baden-Württemberg (LfV) war (11). Laut Ewald T. Riehtmüller (CDU) vertrat Youssif sogar das LfV auf einer Islamkonferenz in London (12). Als seine Doppelrolle aufflog, verließ er Deutschland (13).

Ein anderer geduldeter Hassprediger, der mutmaßlich ebenfalls in Hamburg Atta geholfen haben soll, war der Marokkaner Mohammed Fisasi oder Fazazi (14). Auch er verließ ganz brav die Bundesrepublik, wurde aber in seiner Heimat dann aus anderen Gründen verhaftet. Allerdings kam er im Jahr 2011 wieder auf freien Fuß (15).

mehr:
- Der gemachte Feind (Elias Davidsson, Rubikon, 26.11.2019)
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