Sonntag, 12. April 2020

Corona-Hypnose, Tag 73: Der schwedische Weg in unseren Medien

Schweden vertraut in der Corona-Krise bisher eher auf Selbstdisziplin als auf Anordnungen. Einige Gesetzesreformen ließen vermuten, dass sich das nun ändern könnte. Aber ist das wirklich so?

Seit dem vergangenen Wochenende melden immer mehr deutsche Medien, Schweden habe seinen Sonderweg in der Corona-Krise beendet und die Restriktionen angesichts steigender Zahlen von Infizierten und Toten verschärft. Unter anderem titelt "Focus Online" am 5. April: "Präsident warnt vor Tausenden Toten. Regeln werden verschärft: Schwedens Corona-Strategie fällt in sich zusammen".

Die "Süddeutsche Zeitung" berichtete am 6. April unter der Überschrift "Schweden steht am Ende des Sonderwegs". Tagesschau.de berichtete am 6. April: "Mehr Corona-Infektionen: Schwedens Regierung plant Kursänderung". Aber hat Schweden tatsächlich seinen Kurs geändert? Welche Maßnahmen wurden im Land tatsächlich verschärft?

Regierung schafft sich mehr Optionen

Richtig ist, am vergangenen Wochenende hat es Verhandlungen der schwedischen Regierung und der Opposition über eine Gesetzesänderung im Rahmen des Seuchenschutzes gegeben. Ziel der rot-grünen Minderheitsregierung unter Leitung von Ministerpräsident Stefan Löfven war es, mit Blick auf die Ausbreitung des Coronavirus' die rechtliche Möglichkeit zu erhalten, kurzfristig Geschäfte, Restaurants oder Bahnhöfe schließen bzw. Menschenansammlungen weiter beschränken zu können. Auch das Verschieben von medizinischen Ressourcen innerhalb des Landes sollte mit dem Gesetz möglich werden.

mehr:
- Corona-Pandemie: Das Ende des schwedischen Sonderwegs? (Christian Stichler, Tagesschau, 12.04.2020)
siehe auch:
"Hoffe, wir lernen daraus nur wenig über Corona" – "Unwissenschaftlich": Statistikerin zerlegt Heinsberg-Studie, auf die sich Laschet stützt (Paula Schneider, Focus, 15.04.2020)

Corona25 {17:15}

Schwindelambulanz Sinsheim / Dr. Bodo Schiffmann
Am 14.04.2020 veröffentlicht 
Links im Begleittext auf YouTube 

- Schweden / Lockere Corona-Strategie scheint zu funktionieren (André Anwar, Tageblatt Lëtzebuerg, 14.04.2020 – Bezahlschranke)
Neue RKI-Corona-Fall-Studie: Einfluss der Kontaktsperre eher mäßig (Andreas Stiller, heise online, 14.04.2020)

Therapeutin Birgit Assel: "Maßnahmen sorgen für psychologische Schäden" {4:39}

Der Fehlende Part
Am 13.04.2020 veröffentlicht 
Spielplätze sind für Kinder verboten, Großeltern wird der Enkel-Besuch verwehrt. Was machen die Maßnahmen mit unserer Psyche? Die Trauma-Therapeutin und Sozialpädagogin Birgit Assel über kollektive Schäden, die sich noch weit über die Krise heraus bemerkbar machen könnten.

Palliativmediziner zu COVID-19-Behandlungen„Sehr falsche Prioritäten gesetzt und alle ethischen Prinzipien verletzt“ (Matthias Thöns im Gespräch mit Peter Sawicki, Deutschlandfunk, 11.04.2020)
- Die Gesellschaft kann aus der Pandemie lernen: „Wir alle sind in einem riesigen psychologischen Experiment (Armin Lehmann interviewt Arno Deister, Tagesspiegel, 10.04.2020)
- Bürgerrechtler: Datenschutz steht auch in der Corona-Krise nicht zur Disposition (Stefan Krempl, heise online, 26.03.2020)

Update vom 26.04.2020:

Deutschlands Flaggschiff für Demokratie schwurbelt den schwedischen Sonderweg einfach weg: Es gibt ihn gar nicht!
Der Eindruck, Schweden befinde sich auf einem Sonderweg, basiert jedoch auf einem Missverständnis. Alle Länder haben dasselbe Ziel: Die Infektionskurve möglichst flach halten, um eine Überforderung des Gesundheitssystems zu verhindern. Das gilt auch für Schweden.
[Julia Köppe, Coronavirus – Das Missverständnis vom schwedischen Sonderweg, SPON, 26.04.2020]
mein Kommentar:
Das muß man ihnen lassen, den Spiegel-Schreibern. 

Ich definiere so lange um, bis die Gegensätze zu Unterschieden werden und diese dann verschwinden! Mein Respekt!

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