Samstag, 1. August 2020

al Assad: » Die USA stehlen syrisches Öl.«

Vereinbarung zwischen der SDF und US-Ölunternehmen wird von Pompeo und Weißem Haus unterstützt. Update: Führung der Firma hat enge Verbindungen zu Militärs: "Uns gehört der Osten Syriens"

Eine US-Ölfirma soll die Ölförderung im Nordosten Syriens modernisieren und vermarkten. Bestätigt wird diese ungewöhnliche Nachricht von US-Außenminister Pompeo. Er unterstütze einen solchen Deal, sagte er vor einem Senatsausschuss über auswärtige Beziehungen aus. Die Vereinbarung habe "nur etwas länger gedauert, als wir hofften, aber jetzt sind wir dabei, ihn umzusetzen."

Pompeo beantwortete eine Frage des Senators Lindsay Graham (Zeit 2:48:29), der wissen wollte, ob er einen Deal unterstütze, den SDF-Kommandant Maslum Kobani mit einer US-Firma geschlossen habe. Der Außenminister bejahte.

Mehr "Punishment"

Bezeichnenderweise kam die Frage, nachdem sich der republikanische Senator beim Chef der US-Außenpolitik für die Caesar-Act-Sanktionen bedankt hatte, weil dies "das Regime in Syrien bestraft"- dass die syrische Führung darunter wenig oder nicht leidet, dagegen die Bevölkerung arg, kümmerte Lindsay nicht. Er wollte lediglich wissen, ob es noch mehr von diesem Punishment geben werde. "Yes", sagte Pompeo.

Der syrische Präsident Baschar al-Assad wird über die Vereinbarung zwischen den SDF und der US-Firma wenig erfreut sein. Die USA stehlen syrisches Öl, sagte er bereits vor Monaten. Mit der Abmachung wird das noch deutlicher. Sie betrifft das Rumeilan-Ölfeld im Gouvernement al-Hasakah. Es zählt zu den größten im Land und steht unter Kontrolle der kurdischen Selbstverwaltung im Schutz der US-Truppen - etwa 500 Mann, die, wie es Trump im letzten Jahr formulierte, darauf aufpassen sollen, dass "wir das Öl behalten".

mehr:
- US-Firma "kümmert sich" um Ölförderung in Nordost-Syrien (Thomas Pany, Telepolis, 31.07.2020)
siehe auch:
Die Zerschlagung Syriens (Post, 23.03.2019)

Assad stürzen oder nicht? - Die Anstalt vom 1. November 2016 | ZDF {8:00}
ZDF Comedy  
Am 02.11.2016 veröffentlicht 
Im satirischen Gerichtsverfahren zum Syrien-Konflikt geht es in der Anstalt zunächst um die Beteiligung der Bundeswehr in Syrien. Stellt diese gar die Vorbereitung eines Angriffskriegs dar?
x
Grüne Intervention - Die Anstalt vom 1. November 2016 | ZDF {7:05}
ZDF Comedy  
Am 03.11.2016 veröffentlicht 
Nun schalten sich auch zwei Lager der Grünen in den Syrien Prozess ein. Und die Rolle Putins wird diskutiert.
x
Tatsächlich versuchten die USA bereits seit den 1940er Jahren wiederholt, in Syrien eine pro-westliche Regierung zu installieren, so 1949, 1956, 1957, nach 1980 und nach 2003 – bisher jedoch ohne Erfolg. Seit dem Libyenkrieg ist Syrien damit das letzte von der NATO unabhängige Mittelmeerland.

Im Zuge des »Arabischen Frühlings« von 2011 versuchten es die NATO und ihre Verbündeten, insbesondere Israel und die Golfstaaten, deshalb erneut. Dazu sollten politisch und ökonomisch motivierte Proteste in Syrien genutzt und rasch zu einem bewaffneten Konflikt eskaliert werden.

Die ursprüngliche Strategie der NATO von 2011 war es – ähnlich wie im Afghanistankrieg der 1980er Jahre – Syrien hauptsächlich durch positiv dargestellte islamistische Milizen (»Rebellen«) zu erobern. Dies gelang jedoch nicht, da den Milizen eine Luftwaffe und Flugabwehrraketen fehlten.

Ab 2013 wurden deshalb verschiedene Giftgasangriffe inszeniert, um – ähnlich wie zuvor in Libyen und Jugoslawien – die NATO-Luftwaffe im Rahmen einer »Humanitären Intervention« einsetzen zu können. Dies gelang jedoch auch nicht, insbesondere da Russland und China ein UNO-Mandat blockierten.

Ab 2014 wurden deshalb zusätzlich negativ dargestellte islamistische Milizen (»Terroristen«) über die NATO-Partner Türkei und Jordanien verdeckt aufgebaut, klandestin mit Waffen und Fahrzeugen versorgt und indirekt durch Erdölexporte über das türkische Ceyhan-Terminal finanziert.

ISIS Control Map 2015 ISIS: Versorgungs- und Exportrouten über NATO-Partner Türkei und Jordanien (ISW / Atlantic, 2015)
Medienwirksame Greuelpropaganda und mysteriöse »Terroranschläge« in Europa und den USA boten nun Gelegenheit, ab 2015 auch ohne UNO-Mandat mit der NATO-Luftwaffe in Syrien einzugreifen – vorgeblich zur Bekämpfung der »Terroristen«, tatsächlich jedoch weiterhin zur Eroberung Syriens.

Auch dieser Plan scheiterte indes, da Russland die Präsenz der »Terroristen« im Herbst 2015 ebenfalls zum Anlass für eine direkte Intervention nahm und nun sowohl die »Terroristen« als auch Teile der »Rebellen« der NATO angreifen sowie den syrischen Luftraum weitgehend absichern konnte.

Ende 2016 gelang dadurch die Rückeroberung der Stadt Aleppo durch die syrische Armee.

Die NATO wechselte deshalb ab 2016 wieder auf positiv dargestellte, nun aber kurdisch geführte Milizen (die SDF), um weiterhin unangreifbare Bodentruppen verfügbar zu haben und das Territorium der zuvor aufgebauten »Terroristen« zu erobern, bevor dies Syrien und Russland selbst tun konnten.

Dadurch kam es 2017 zu einer Art »Wettrennen« um die Eroberung von Städten wie Raqqa und Deir ez-Zor und zu einer vorläufigen Teilung Syriens entlang des Euphrats in einen (weitgehend) syrisch kontrollierten Westen und einen kurdisch (bzw. amerikanisch) kontrollierten Osten (siehe Grafik unten).

Hierdurch geriet die NATO jedoch erstmals in Konflikt mit ihrem für die Kriegsführung und Logistik essentiellen Mitglied Türkei, denn die Türkei akzeptierte an ihrer Südgrenze kein kurdisch kontrolliertes Territorium. Die NATO-Allianz wurde dadurch ab 2018 zusehends uneinig.

Die Türkei bekämpfte nun in Nordsyrien die Kurden und unterstützte zugleich die verbleibenden Islamisten in der nordwestlichen Provinz Idlib gegen die syrische Armee, während sich die Amerikaner ab 2019 auf die ostsyrischen Ölfelder zurückzogen, um noch ein politisches Pfand in der Hand zu behalten.

Während die Türkei Islamisten in Nordsyrien unterstützte, versorgte Israel mehr oder weniger verdeckt Islamisten in Südsyrien und bekämpfte zugleich iranische und libanesische (Hezbollah) Einheiten durch Luftangriffe, letztlich jedoch ohne Erfolg: die Milizen in Südsyrien mussten 2018 aufgeben.

[Syrienkrieg: Geopolitik und Medien – Zu den geopolitischen und medialen Hintergründen des Syrienkriegs, Swiss Policy Research, März 2020 – Wie Swiss Policy Research bei Wikipedia bewertet wird, kann man sich an weniger als zwei Fingern abzählen… 😂]
x

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen