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Die als Hongkong-Grippe bezeichnete Infektionskrankheit brach im Juli 1968 in Hongkong aus, wobei unklar geblieben ist, ob die Viren der Hongkong-Grippe zuvor bereits in der Volksrepublik China umgelaufen sind.[1] Die weltweite Ausbreitung der Viren verursachte die letzte große Influenza-Pandemie des 20. Jahrhunderts. Weltweit starben zwischen 1968 und 1970 rund eine Million Menschen;[2][3] andere Zahlen sprechen von 750.000 bis 2 Millionen Toten.
In der Bundesrepublik Deutschland gab es im Winterhalbjahr 1969/70 den schwersten Ausbruch der Hongkong-Grippe – eine Epidemie.[4] Genaue Fallzahlen sind damals im Gewirr der föderalen Zuständigkeiten nicht erhoben worden, allerdings wurde im Nachhinein eine Übersterblichkeit von rund 40.000 Toten für die Bundesrepublik festgestellt.[5]
Verursacht wurde die Hongkong-Grippe durch eine Infektion mit dem Influenzavirus A/H3N2 in der Variante A/Hong Kong/1/1968 H3N2.[6] Im Vergleich zur verwandten Asiatischen Grippe von 1957 verlief die Hongkong-Grippe milder, weil die Immunabwehr der meisten Menschen Antikörper gegen das Influenzavirus A/H2N2 enthielt, das 1957 die Asiatische Grippe ausgelöst hatte und dem Influenzavirus A/H3N2 ähnelte. Zum Stillstand kam die Ausbreitung der Hongkong-Grippe erst nach dem Erreichen einer Herdenimmunität.[7]
Die Hongkong-Grippe entstand aus einer Kombination von Geflügelpest auslösenden Viren und bereits unter Menschen zirkulierenden Influenzaviren. Dieser Vorgang wird als Reassortierung und das Ergebnis der genetischen Neukombination als Antigenshift bezeichnet.
[Hongkong-Grippe, Wikpedia, abgerufen am 20.10.2020]
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Der Spiegel berichtet in seiner aktuellen Ausgabe ebenfalls über die schwerste Grippe, die Deutschland in der Nachkriegszeit traf. Die Hongkong-Grippe mit der Bezeichnung A1/1968 H3N2 sorgte dafür, dass im Winter 1969/70 Schulen geschlossen wurden und in manchen Wirtschaftsbereichen die Produktion heruntergefahren wurde - jedoch zumeist nur als Reaktion auf einen Ausbruch in dem Betrieb oder in einer Schule. Nicht präventiv aus Gesundheitsvorsorge.
Die Zustände in den Kliniken seien teilweise verheerend gewesen. Es mussten Notbetten aufgestellt werden, teilweise lagen Erkranke auf Fluren und in Badezimmern. In West-Berlin herrschte ein Bestattungsnotstand, berichtet der Spiegel. Särge mussten in Gewächshäusern des Gartenbauamts Wedding oder in der Wilmersdorfer Bezirksgärtnerei gelagert werden.
Hongkong-Grippe in München: Kliniken „randvoll belegt“
Auch in München seien alle Kliniken „randvoll belegt“, meldete das Münchner Krankenhausreferat damals. Rund 30 Prozent der Schwestern erkrankten und fielen aus. Zustände, die an gegenwärtige Bilder aus italienischen Kliniken erinnern - und Deutschland ohne Shutdown möglicherweise auch beim Coronavirus gedroht hätten.
Politiker reagierten empathielos auf die Hongkong-Grippe – man setzte auf Herdenimmunität
Wissenschafts- und Medizinhistoriker wie David Rengeling, Malte Thießen oder Wilfried Witte recherchierten, wie die Bundesrepublik mit dem damaligen Ausbruch umging. Ihr Ergebnis ist erschütternd: Politiker und Behörden hätten mit einer erstaunlichen Empathielosigkeit reagiert.
Mehr noch: Bereits rund zehn Jahre zuvor, im Jahr 1957, wütete die Asiatische Grippe A/Singapore/1/57 in Deutschland. Obwohl auch daran etwa 30.000 Menschen in der BRD starben, war das Gesundheitssystem nur schlecht auf eine neue Pandemie vorbereitet. Thießen und Rengeling beurteilen das sogar als "Fahrlässigkeit", die vielen Tausenden das Leben kostete.
Damals setzte die Politik auf Herdenimmunität*. Es gab keinen Shutdown des wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lebens*. Ausgestanden war die Hongkong Grippe in Deutschland erst im Winter 1970. Bis dahin hatte eine ausreichend große Bevölkerungszahl mittlerweile Antikörper entwickelt und war immun. Die Ausbreitung des Virus wurde gestoppt.
[Marel Görmann, „Aus kollektivem Gedächtnis total gelöscht“: 50.000 starben in BRD an Pandemie – die Politiker reagierten ganz anders, 27.04.2020]
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