Mittwoch, 12. März 2008

Regierung reagiert auf Atommüll-Skandal

Jahrelang haben Atomkraftgegner alle Hebel in Bewegung gesetzt, um auf die vom Atommüllager (ich schreibe das jetzt nicht mit drei »L« hintereinander) Asse bei Wolfenbüttel ausgehenden akuten Gefahren hinzuweisen. Das Lager, in dem 125.787 Fässer mit schwach- und mittelaktiven Abfällen lagern, droht wegen des eindringenden Wassers regelrecht „abzusaufen“. Eine kurzzeitige Kontamination der Biosphäre liegt im Bereich des Möglichen. Jetzt endlich hat auch die Bundesregierung förmlich auf den Gefahrenherd reagiert. Die Bundesministerien für Forschung sowie Umwelt und das niedersächsische Umweltministerium verständigten sich im November 2007 auf „Maßnahmen zur Minimierung von Risiken“ in dem ehemaligen Salzbergwerk. Ziel müsse es sein, die Bevölkerung zu schützen, hieß es am 21. November in einer gemeinsamen Erklärung der Ministerien. Die von Asse 2 ausgehenden möglichen Gefährdungen müssten „neu bewertet“ werden, heißt es.

Die Bundesregierung macht unverblümt deutlich, dass die bisherigen offiziellen Aussagen, man habe alles im Griff, nicht aufrecht zu halten sind. So heißt es: Wegen der noch offenen, großen Hohlräume werde es voraussichtlich weiter Bewegungen im Deckgebirge geben. Deshalb könne nicht ausgeschlossen werden, dass der Wasserzulauf von jetzt etwa 12.000 Litern pro Tag künftig erheblich zunehme. Vor diesem Hintergrund wurde die Betreibergesellschaft GSF aufgefordert, bis Mai 2008 eine Störfallanalyse zu erstellen. Dabei soll auch der Fall eines rasch steigenden Wasserpegels betrachtet werden. Ferner sieht die Vereinbarung vor, bis Mitte 2008 eine abschließende Bewertung von Optionen vorzunehmen. Dabei werde auch eine Rückholung des eingelagerten Atommülls in die Prüfung einbezogen. Die Bevölkerung solle an den Überlegungen beteiligt werden. Bislang wurde beim Thema Atommüll vorwiegend die Langzeitsicherheit diskutiert. Dass Atommüllager bereits kurzfristig undicht werden können, muss erst langsam ins Bewusstsein der Bevölkerung vordringen. Das Beispiel Asse zeigt, dass schon die Kurzzeit-Sicherheit in keiner Weise zu gewährleisten ist. Die Menschheit steht mit der Abschirmung der extrem gefährlichen Radioaktivität vor einer der größten Herausforderungen, die nach heutigem Kenntnisstand nicht zu lösen ist.
Original bei ngo-online.de, IPPNW
(mal vorbeisehen, ergiebig!)

aus IPPNW-Forum, Dezember 2007

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen