Donnerstag, 3. Juli 2008

Heute vor 94 Jahren: Die Simla-Konvention

1911 wurde die Mandschu-Ch'ing-Dynastie von den Nationalchinesen unter der Führung von Dr. Sun Yatsen (1866-1925) gestürzt. 1912 wurde die Republik ausgerufen, und Yuan Shik-K'ai (1859-1916) wurde Chinas erster Präsident. Noch im gleichen Jahr (1911) vertrieben die Tibeter die chinesischen Soldaten aus Tibet, und die zwei Ambane, die Repräsentanten des Mandschu-Kaisers, wurden aus Tibet über Indien nach China ausgewiesen. Damit fiel die Oberherrschaft der Mandschus über Tibet endgültig dahin. Es ist hier zu bemerken, dass die Chinesen die Mandschus, die China während 200 Jahre beherrscht haben, als fremde Eindringlinge betrachtet und in diesem Sinne vertrieben haben. Ungeachtet dieser historischen Tatsachen erhob der Präsident der nationalchinesischen Republik, Yuan Shik-K'ai, am 12. April 1912 in bekannter Manier den Anspruch, dass Tibet als chinesische Provinz nach wie vor ein integraler Bestandteil Chinas sei. Der chinesische Standpunkt drückte sich bereits in der ersten Verfassung der Republik Chinas von 1912 aus. Gemäss Artikel 3 dieser Verfassung wurde Tibet zwar nicht als Provinz, aber dennoch zur chinesischen Republik gezählt.Kurz nach seiner Rückkehr aus dem indischen Exil nach Lhasa verkündete der 13. Dalai Lama im Jahre 1913 die Unabhängigkeit Tibets.

1914 fand die Dreier-Konferenz von Simla zwischen den gleichberechtigten Bevollmächtigten Grossbritanniens, Sir Henry McMahon, Tibets, Lönchen Shatra, und Chinas, Ivan Chen, statt. Die "Simla Konferenz" war der erste ernsthafte Versuch im Sinne des heutigen Völkerrechts, die sino-tibetischen Differenzen zu bereinigen und die Grenze Tibets festzulegen. Sie erzielte jedoch keine konkrete Lösung in dieser Frage. In der "Simla Konvention" wurde China die Suzeränität (Oberhoheit) über ganz Tibet zugesprochen, aber China hatte sich zu verpflichten, Tibet nicht als chinesische Provinz zu annektieren. Da die "Simla Konvention" von China wegen der zweitgenannten Klausel nicht ratifiziert wurde, unterzeichneten Grossbritannien und Tibet einen separaten Vertrag. In diesem wurde unter anderem festgehalten, dass Chinas Rechte über Tibet erst bei einer Ratifizierung der Simla-Konvention durch die chinesische Regierung in Kraft treten würden.

China betrachtet heute wie damals das britisch-tibetische Abkommen als ungültig.

aus Tibetfocus

Anstatt mich in endlosen Überlegungen bezüglich der Rechtmäßigkeit der Simla-Konvention zu ergehen zitiere ich lieber den guten alten Mao:

“Mongolen, Mohammedaner, Tibetaner usw. müssen den Chinesen in unserem gemeinsamen Kampf gleichgestellt werden. Niemand darf sie zwingen, die chinesische Sprache oder Schrift gegen ihren Willen zu erlernen. Jeglicher Pan-Hanismus muß aufhören.“ (beim 6. Parteikongress im Oktober 1938)

Der SPIEGEL über die Haltung der Chinesen im Jahr 1950: »
sie beteuerten, sich keineswegs in die inneren Angelegenheiten Tibets einmischen zu wollen. Man wolle den Tibetern ihre Religion und den Klöstern sogar ihren Grund und Boden lassen.«

aus »Wie China Tibet besetzte« aus dem SPIEGEL-Archiv



1 Kommentar:

  1. Die verwickelte Verbindung zwischen Tibet und China begann schon 641 mit der Heirat des Tibetischen Königs und er Tochter des chinesischen Kaisers.

    Der Einfall der Mongolen 1271 bedeutete das Ende der Tang Dynastie. China wurde ein Teil des mongolischen Weltreichs. Kubilai Khan erhielt als chinesischer Kaise r den Namen "Shizu" und nahm für sein Reich den buddhistischen Glauben an. Im Gegenzug erkannten die in Tibet herrschende Sakya- Schule die politische Oberhoheit der Mongolen an. Aus dieser politisch - geistlichen Beziehung entwickelte sich das besondere Priester Patronat Verhältnis zwischen bedien Ländern.
    Nach fast 300 Jahren der Mongolenherrschaft (Ming Dynastie) eroberten die Mandschuren das Land und marschierten im Mai 1644 in Peking ein. Etwa 70 Jahre zuvor hatte in Tibet die Herrschaft des Dalai lama begonnen...
    In der von den Manschuren errichteten Qing Dynastie wurde die Priester Patronat Beziehung wiederbelebt, diesmal zwischen den Dalai lamas und den manschurischen Kaisern.
    Als 1717 die westmongolischen Oiraten in Lhasa einfielen, rief Tibet China zu Hilfe. Daraus entwickelte sich das bis ins 20 Jahrhundert gültige Modell einer tibetisch-chinesischen Beziehung.

    Quelle: FAZ.net

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