Donnerstag, 21. Juli 2011

Fragwürdige Verordnungen: Frauen, Demente und Alkoholabhängige

Bedenkliche Trends hat der neue Barmer GEK-Arzneimittelreport aufgedeckt. Demnach erhalten knapp 14 Prozent der alkoholabhängigen Menschen in Deutschland starke Schlafmittel mit hohem zusätzlichen Suchtpotenzial verordnet. Jeder dritte Demenzkranke bekommt danach regelmäßig starke Beruhigungsmittel trotz erhöhtem Sterblichkeitsrisiko.

Und fast die Hälfte der 20 absatzstärksten Antibabypillen des Jahres 2010 enthalten neuartige Hormone mit einem doppelt so hohen Thromboembolierisiko wie bewährte ältere Präparate.

Der Autor der Studie, Prof. Gerd Glaeske vom Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen, sieht die Entwicklung mit Sorge: "Sowohl bei neuen, patentfähigen Antibabypillen, bei Neuroleptika für demenzkranke Menschen als auch bei Benzodiazepinen für alkholkranke Menschen gibt es seit Jahren Mare Gegenanzeigen und Warnhinweise. Trotzdem wirdweiter in kritischer Größenordnung verschrieben."

Demenzkranke erhalten beispielsweise sechsmal häufiger Neuroleptika als Patienten ohne Demenz. Gleichzeitig ist seit Jahren bekannt, daß Demenzkranke nach Einnahme von Neuroleptika eine 1,6- bis 1,7-fach erhöhte Sterblichkeitsrate gegenüber der Placebogruppe aufweisen. Gesundheitsexperte Glaeske: "Hier erhält eine Patientengruppe mit erhöhtem Sterblichkeitsrisiko Medikamente, deren Wirksamkeit teilweise nicht belegt ist."
Quelle: BARMER-GEK
aus der niedergelassene Arzt 7/2011

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen