Montag, 5. Dezember 2011

Rittertum und Redewendungen

 »Lass mich nicht im Stich!« ist ein eindeutiger Ruf nach Beistand in
brenzligen oder emotional schwierigen Situationen. Dieser »Stich« hat
seinen Ursprung in dramatischen Situationen und war in seinem
historischen Zusammenhang meist tödlich, denn er wurde mit einem
Schwert oder einer Lanze geführt.


Rittertum und Redewendungen

Fiel ein Ritter mit seiner schweren Rüstung im Kampf vom Pferd, kam er in der Regel nur mit fremder Hilfe, zumeist der seines Knappen, rasch wieder auf die Beine. Stand ihm niemand bei, war er im Stich gelassen: Er bekam den Stich des Schwertes oder der Lanze seines Gegners ab.

Aus dem mittelalterlichen Ritterwesen stammen viele der heutigen Redewendungen. Hatte der Ritter den tödlichen Stich erhalten, blieb ihm nichts anderes übrig, als vor Schmerzen »ins Gras zu beißen« und zu sterben. Zuvor hatte er vielleicht »mit offenem Visier gekämpft« und sein Knappe hatte das getan, wofür er da war, er hatte seinem Herrn »die Stange gehalten«. Solange der Ritter »das Heft in der Hand« hatte, also den Griff seines Schwertes, konnte er noch für jemanden »eine Lanze brechen«, natürlich nur, wenn er »sattelfest« war. Rivalen, die etwas »im Schilde führten«, brachten den Ritter leicht »in Harnisch«, in seine Rüstung. »Vom hohen Ross herab« legte er sich dann »ins Zeug« und wies den Gegner »in die Schranken«, wie die Bahnen bei Ritterturnieren hießen, die nicht verlassen werden durften.
Brockhaus – Abenteuer Geschichte 2011

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