Montag, 5. Dezember 2011

John Locke – Kritiker der Kriegschronisten

»Alles, was man ihm (dem Kinde) von der Geschichte sagt kommt aufs Schlachten und Morden hinaus. Die Ehre und den Ruhm, den sie den Eroberern beilegt, welche meistenteils nur die Henker des Menschengeschlechts waren, bringt den heranwachsenden Jüngling vollends auf den Gedanken, daß Menschenmord das rühmlichste Geschäft und die größte Heldentugend seien.« 
(John Locke, Gedanken über Erziehung)

John Locke (Porträt von Godfrey Kneller, 1697), aus Wikipedia
Der englische Philosoph John Locke (1632-1704) war Wegbereiter der Aufklärung und des Liberalismus. Er kritisierte die Geschichtsschreibung als Chronik der Kriege und Lobhudelei auf die großen Feldherrn. Diese Betrachtungsweise war ebenso angebracht wie ihrer Zeit weit voraus. Bis ins frühe 20. Jahrhundert beschäftigte sich die historische Wissenschaft vornehmlich mit politischen und militärischen Themen, wobei das Leid und der oft sinnlose Tod der Soldaten kaum der Rede wert waren. »Groß« waren jene Männer, die Kriege gewannen und Reiche gründeten, gleich wie viele Menschen dafür geopfert wurden.

John Locke hatte eine kritische Sicht auf das Erkenntnisvermögen des Menschen. Aus dieser Einsicht in die Begrenztheit unserer Erkenntnisfähigkeit ergab sich für ihn die Forderung für das praktische Leben, dass sich niemand - kein Staatssouverän, keine Glaubensgemeinschaft- im Besitz der allein gültigen Wahrheit wähnen dürfe. Die Erziehung in der Schule sollte dementsprechend dem Kind nicht stupide Wissen einpauken, sondern anschaulich und spielerisch von den individuellen Anlagen des Einzelnen ausgehen und Selbstständigkeit fördern. Der mündige Bürger, der sich aufgrund seiner Erfahrungen und Reflexionen selbst entscheidet, war Lockes pädagogisches Ziel.
Brockhaus - Abenteuer Geschichte 2011

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