Sonntag, 17. Februar 2013

Heute vor 113 Jahren – 17. Februar 1900: Samoa wird deutsches Protektorat

Ein Platz an der Sonne 

 Die Zeit von etwa 1870 bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs im Jahr 1914 ging als das Zeitalter des Imperialismus in die Geschichte ein. Die europäischen Großmächte strebten danach, in weit entfernten Regionen der Erde Kolonien und Schutzgebiete unter ihre Kontrolle zu bringen. Waren zunächst vor allem wirtschaftliche Interessen ausschlaggebend, so traten bald strategische Aspekte hinzu. Mit großer Selbstverständlichkeit und rassistischem Dünkel gingen die Europäer daran, die »unterentwickelten« Gebiete der Welt unter sich aufzuteilen. 

»Der Wasserrutsch vom hohen Felsen«,
Plakat der deutschen Kolonialherren, um 1900
 Das Deutsche Reich trat vergleichsweise spät in diesen Wettlauf um einen kolonialen »Platz an der Sonne« ein. Mitte der 1880er-Jahre gewann Berlin Kolonien und Schutzgebiete in Afrika sowie im Südpazifik. Der letzte Erwerb war der westliche Teil der Samoa-Inseln im Südpazifik, der am 17. Februar 1900 unter deutsches Protektorat gelangte. Was der entscheidende Antrieb war, die Vulkaninseln am anderen Ende der Welt dem Machtbereich einzuverleiben, ist umstritten. Nach Deutschlands Niederlage im Ersten Weltkrieg teilten die Alliierten die deutschen Kolonien unter sich auf. 



youtube-Info:
Der dritte Teil der Dokumentation behandelt die Südsee als Projektionsfläche europäischer Phantasien vom Paradies, welche auf die kulturelle Wirklichkeit der einheimischen Inselbewohner trafen. Als besonderer Kontrast zwischen den Kulturen wird der rituelle Kannibalismus der Ureinwohner Papua-Neuguineas hervorgehoben. Als Beispiel für die Sehnsucht nach der Freiheit von den Zwängen der Heimat dient der deutsche Aussteiger August Engelhardt. Seine Neigung zum Nudismus und Vegetarismus wird als Grund für die Übersiedelung nach Deutsch-Neuguinea und den Rückzug auf eine eigene Insel angeführt. Dort habe er eine Lebensgemeinschaft „der ersten deutschen Hippies" begründete. Auch die Angehörigen der Kolonialverwaltung gelten im Film, verglichen mit den Verhältnissen in Deutschland, als freizügig, was Party-Szenen bei der emanzipierten Halb-Samoanerin Emma Forsayth-Coe (Queen Emma) sowie die Mischehe des Statthalters Albert Hahl verdeutlichen. Laut dem interviewten Forscher Hermann Hiery ist diese Ungezwungenheit unter anderem auf die süddeutsch geprägte, unpreußische Zusammensetzung des Verwaltungsapparats zurückzuführen. Als Gegenpol dient der Pater Matthäus Rascher, ein deutscher Missionar auf der Insel Neupommern im Bismarckarchipel. Rascher wird als rigoroser Bekämpfer der Promiskuität unter den Inselbewohnern dargestellt. Die Ermordung des Paters und seiner Ordensschwestern am 13. August 1904 zeigt die Folgen des europäischen Missionseifers. Eine Mittelstellung zwischen den Positionen Engelhardts und Raschers nimmt die Rolle von Wilhelm Solf als ehemaliger Gouverneur Deutsch-Samoas ein. Einst für seine gemäßigte Kolonialpolitik bei den Einheimischen geachtet, trat er nach seiner Rückkehr in Deutschland für die Rassentrennung in den deutschen Kolonien mittels Eheverordnung ein. Der Historiker Horst Gründer interpretiert dies als Versuch Solfs, insbesondere die samoanischen Frauen vor Übergriffen zu schützen. Es kam indes dennoch zu deutsch-samoanischen Kindern, was durch Interviews mit heutigen Nachkommen gezeigt wird.

 Was am 17. Februar noch geschah: 
 1962: Eine große Sturmflut überschwemmt und verwüstet Teile Hamburgs. 
 Brockhaus - Abenteuer Geschichte 2013


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen