(siehe: Ukraine-Krise – "Wieder Krieg in Europa? Nicht in unserem Namen!", ZEIT, 05.12.2014)
Mario Adorf, Schauspieler
Robert Antretter (Bundestagsabgeordneter a. D.)
Prof. Dr. Wilfried Bergmann (Vize - Präsident der Alma Mater Europaea)
Luitpold Prinz von Bayern (Königliche Holding und Lizenz KG)
Achim von Borries (Regisseur und Drehbuchautor)
Klaus Maria Brandauer (Schauspieler, Regisseur)
Dr. Eckhard Cordes (Vorsitzender Ost-Ausschuss der Deutschen Wirtschaft)
Prof. Dr. Herta Däubler-Gmelin (Bundesministerin der Justiz a.D.)
Eberhard Diepgen (ehemaliger Regierender Bürgermeister von Berlin)
Dr. Klaus von Dohnanyi (Erster Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg)
Alexander van Dülmen (Vorstand A-Company Filmed Entertainment AG)
Stefan Dürr (Geschäftsführender Gesellschafter und CEO Ekosem-Agrar GmbH)
Dr. Erhard Eppler (Bundesminister für Entwicklung und Zusammenarbeit a.D.)
Prof. Dr. Dr. Heino Falcke (Propst i.R.)
Prof. Hans-Joachim Frey (Vorstandsvorsitzender Semper Opernball Dresden)
Pater Anselm Grün (Pater)
Sibylle Havemann (Berlin)
Dr. Roman Herzog (Bundespräsident a.D.)
Christoph Hein (Schriftsteller)
Dr. Dr. h.c. Burkhard Hirsch (Bundestagsvizepräsident a.D.)
Volker Hörner (Akademiedirektor i.R.)
Josef Jacobi (Biobauer)
Dr. Sigmund Jähn (ehemaliger Raumfahrer)
Uli Jörges (Journalist)
Prof. Dr. Dr. h.c. Margot Käßmann (ehemalige EKD Ratsvorsitzende und Bischöfin)
Dr. Andrea von Knoop (Moskau)
Prof. Dr. Gabriele Krone-Schmalz (ehemalige Korrespondentin der ARD in Moskau)
Friedrich Küppersbusch (Journalist)
Vera Gräfin von Lehndorff (Künstlerin)
Irina Liebmann (Schriftstellerin)
Dr. h.c. Lothar de Maizière (Ministerpräsident a.D.)
Stephan Märki (Intendant des Theaters Bern)
Prof. Dr. Klaus Mangold (Chairman Mangold Consulting GmbH)
Reinhard und Hella Mey (Liedermacher)
Ruth Misselwitz (evangelische Pfarrerin Pankow)
Klaus Prömpers (Journalist)
Prof. Dr. Konrad Raiser (eh. Generalsekretär des Ökumenischen Weltrates der Kirchen)
Jim Rakete (Fotograf)
Gerhard Rein (Journalist)
Michael Röskau (Ministerialdirigent a.D.)
Eugen Ruge (Schriftsteller)
Dr. h.c. Otto Schily (Bundesminister des Inneren a.D)
Dr. h.c. Friedrich Schorlemmer (ev. Theologe, Bürgerrechtler)
Georg Schramm (Kabarettist)
Gerhard Schröder (Bundeskanzler a.D.)
Philipp von Schulthess (Schauspieler)
Ingo Schulze (Schriftsteller)
Hanna Schygulla (Schauspielerin, Sängerin)
Dr. Dieter Spöri (Wirtschaftsminister a.D.)
Prof. Dr. Fulbert Steffensky (kath. Theologe)
Dr. Wolf-D. Stelzner (geschäftsführender Gesellschafter: WDS-Institut für Analysen in Kulturen mbH)
Dr. Manfred Stolpe (Ministerpräsident a.D.)
Dr. Ernst-Jörg von Studnitz (Botschafter a.D.)
Prof. Dr. Walther Stützle (Staatssekretär der Verteidigung a.D.)
Prof. Dr. Christian R. Supthut (Vorstandsmitglied a.D. )
Prof. Dr. h.c. Horst Teltschik (ehemaliger Berater im Bundeskanzleramt für Sicherheit und Außenpolitik)
Andres Veiel (Regisseur)
Dr. Hans-Jochen Vogel (Bundesminister der Justiz a.D.)
Dr. Antje Vollmer (Vizepräsidentin des Deutschen Bundestages a.D.)
Bärbel Wartenberg-Potter (Bischöfin Lübeck a.D.)
Dr. Ernst Ulrich von Weizsäcker (Wissenschaftler)
Wim Wenders (Regisseur)
Hans-Eckardt Wenzel (Liedermacher)
Gerhard Wolf (Schriftsteller, Verleger)
Und jetzt google man nach diesem Appell!
Welches unserer Leitmedien berichtet von diesem Appell??
Juliane Schäuble macht sich im Tagesspiegel (Appell in der Ukraine-Krise – Deutsche warnen vor Krieg, Polen warnen vor Wladimir Putin, 07.12.2014) wenigstens noch die Arbeit, sich mit dem Appell auseinanderzusetzen:
Die Unterzeichner des Aufrufs "Wieder Krieg in Europa? Nicht in unserem Namen!" ignorieren, dass der Krieg in der Ukraine schon längst tobt - und Russlands Nachbarn Angst macht. […]
Die Unterzeichner sind der Ansicht, dass der Westen durch sein Verhalten gemeinsam mit Russland auf einen Krieg zusteuert, dass die falsche Politik von USA und EU, die „Ausdehnung des Westens nach Osten ohne gleichzeitige Vertiefung der Zusammenarbeit mit Moskau“, eine Bedrohung Russlands darstelle. Sie stellen fest, dass bei Amerikanern, Europäern und Russen „der Leitgedanke, Krieg aus ihrem Verhältnis dauerhaft zu verbannen, verloren gegangen“ sei, und sie warnen vor Krieg. […]
Dass Putin austestet, wie weit er gehen kann, und am Ende nur Chaos schaffen will. Weil ihm das Chaos nutzt. Dass er geradezu ermutigt wird, weiter zu zündeln, da ihm niemand Einhalt gebietet. […]
Der Aufruf „Nicht in unserem Namen“ […] verdreht Ursache und Wirkung, er macht den Westen mitverantwortlich für das Treiben Putins und unterstellt ihm territoriale Expansionsbestrebungen, die er mit denen des Kremlchefs auf eine Stufe stellt. […]
Die Angst der Briefeschreiber vor Krieg ist legitim. Sie wird von vielen geteilt. Doch vor lauter Angst sollte man nicht die Augen davor verschließen, wer der Auslöser dieses unheimlichen Gefühls ist. Der Druck auf Putin muss aufrechterhalten werden. Er muss spüren, dass sein Zündeln nicht folgenlos bleibt. Nur dann besteht die Hoffnung, dass auch die Kriegszustände in Europa wirklich aus der Mode kommen.
Mein Kommentar:
Kopfschüttel, Kopfschüttel, Kopfschüttel…
»Die Unterzeichner ignorieren, [ignorieren? wie kommt sie denn dadrauf?, Anmerkung von mir] daß der Krieg in der Ostukraine schon längst tobt«? [an der Sache vorbeiargumentiert: der Bürgerkrieg tobt, aber der Krieg NATO-Russland steht vor der Tür]
Und für was ist das ein Argument? Daß, wenn geschossen wird, über die Beweggründe des Anderen nicht mehr nachgedacht werden braucht? Daß, wenn geschossen wird, das eigene Handeln nicht mehr kritisch hinterfragt zu werden braucht?
Inzwischen sind wir mit der Diskussion an dem Punkt angekommen, an dem sich die Diskutanten gegenseitig das Verdrehen von Tatsachen vorwerfen.
Die Tendenz dieser Replik:
- Nicht der Westen macht Rußland Angst, sondern Rußland macht dem Westen Angst.
- Nicht NATO und EU haben expansionistische Interessen, sondern Rußland hat expansionistische Interessen.
- Nicht der Westen zündelt, Putin zündelt!, nicht der Westen versucht auszutesten, wie weit er gehen kann, sondern Putin testet aus, wie weit er gehen kann.
- Nicht das Verhalten der USA, der EU und der NATO wird von Euch verharmlost, sondern Putins Verhalten wird von Euch verharmlost.
- Nicht Putin versucht dafür zu sorgen, mit dem Westen aus einer Position der Stärke heraus zu verhandeln, sondern der Westen muß dafür sorgen, mit Putin aus einer Position der Stärke heraus verhandeln zu können.
siehe auch:
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Ein Appell für andere Russlandpolitik wurde Anfang Dezember 2014 unter dem Titel Wieder Krieg in Europa? Nicht in unserem Namen! veröffentlicht; der Appell richtet sich an die Mitglieder des Deutschen Bundestages und fordert sie auf, auf Ausgleich und Dialog mit Russland im Kontext des Ukrainekrieges von 2014 zu setzen. Der Inhalt des von über 60 Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur unterzeichneten Aufrufs vom 5. Dezember 2014 wurde kritisiert, weil er unkritisch gegenüber Russlands Militäroperationen in der Ukraine und der Annexion der Krim gewesen sei. Er löste einen Gegenaufruf aus.
[Appell für andere Russlandpolitik, Wikipedia, abgerufen am 12.11.2016]==========
mein Kommentar:
So, mal ganz abgesehen davon, wer in welchem Punkt recht hat, ich habe einmal die Zählfunktion von Microsoft Word benutzt:
Der Wikipedia-Artikel über den »Appell für eine andere Russlandpolitik« enthält 1058 Worte (ohne Überschriften, ohne Inhaltsverzeichnis, ohne Quellenangaben, also nur der reine Text).
In diesem Artikel gibt es auch einen Abschnitt über einen Gegenaufruf wenige Wochen später. Der Text über diesen Gegenaufruf umfasst (wieder nur der reine Text) 389 Worte.
Das sind an die 40 (genau: 36,77) Prozent des Gesamttextes!
Noch Fragen?
Gewalt ist das Problem, als dessen Lösung sie sich ausgibt. (Friedrich Hacker, 1914-1989, US-amerikanisch-österreichischer Psychiater, Psychoanalytiker und Aggressionsforscher.)
Der Westen gewann die Weltherrschaft nicht durch die Überlegenheit seiner Ideen oder Werte oder Religion, sondern vielmehr durch seine Überlegenheit bei der Anwendung organisierter Gewalt. Wir im Westen vergessen diese Tatsache oft. Die anderen vergessen das nie.
[Samuel P. Huntington, Clash of Civilizations, 1996]
siehe auch:
- 60 Prominente gegen den Krieg sind keine Nachricht für ARD und ZDF (Stefan Niggemeier auf seiner Seite, 08.12.2014)
- Debatte um andere Russlandpolitik – Brennende Sorge (Süddeutsche Zeitung, 07.12.2014)
- Appell der 60: Prominente warnen vor Krieg und appellieren an Medien (Post, 06.12.2014)
- Appell zur Ukraine-Krise – Prominente warnen vor Krieg mit Russland (Süddeutsche Zeitung, 06.12.2014)
Mein Kommentar:
Ein Dialog wird nur möglich, wenn beide Parteien von ihrem Bemühen Abstand nehmen, den Kampf um die Deutungshoheit gewinnen zu wollen.
Quelle: Was ist Aufklärung?, Wikipedia |
Diese Möglichkeit sollten wir nutzen, anstatt unsere eigenen Gewissheiten zu pflegen und irgendwelchen Ideologien hinterher zu laufen.
Mit dem Wissen wächst der Zweifel. [Johann Wolfgang von Goethe]
It ain't what you don't know that gets you into trouble. It's what you know for sure that just ain't so. [Mark Twain]Wir sollten den Mut, die Größe und die Integrität entwickeln, unser Nicht-Wissen und unsere Rat- und Hilflosigkeit als Ampeln und Ratgeber schätzen zu lernen, anstatt uns in die scheinbare Geborgenheit einer in gut und böse aufteilenden Weltanschauung zu fliehen, damit wir uns nicht mehr so hilflos fühlen.
Die Angst und die daraus erwachsende destruktive Energie befinden sich in unseren Köpfen!
Nehmen wir die Möglichkeit wahr und setzen uns damit auseinander.
Die Medienberichterstattung ist die Externalisierung und Wunscherfüllung dessen, was sich in unserem Geist befindet:
Genauso, wie kleine Kinder sich sicherer fühlen, wenn es den Nikolaus und den Osterhasen gibt, fühlen wir uns sicherer, wenn wir uns dem Kreuzzug für Freiheit, Demokratie und freie Marktwirtschaft anschließen.
Nutzen wir unsere Möglichkeiten und begeben wir uns in einen selbstkritischen Diskurs!
Das Problem ist nicht da draußen! Da draußen sind nur die Trigger unserer Ängste!
Da wir die Wahrheit nicht zu finden vermögen und der Streit darüber, wer »Recht« hat, inzwischen auf Sandkasten-Niveau angekommen ist, sollten wir uns ansehen, wer welche Geschichten wie erzählt. Suchen wir nicht ständig nach Lösungen, versuchen wir, Fragen zu formulieren.
Das wird den Menschen in der Ukraine im Moment nicht helfen, aber es wird uns helfen, eine klarere Sicht zu bekommen.
Der erste Schritt dazu wird sein, die Berichterstattung in unseren Medien kritisch zu beleuchten.
Dies wird aber nur möglich sein, wenn sich unsere Leitmedien einer Hinterfragung ihres Handelns öffnen. Dies wiederum wird aber nur möglich sein, wenn wir auf eine bestimmte Art und Weise mit ihnen umgehen. Eine Bunkermentalität wird nicht hilfreich sein.
Frage: Warum haben Tagesschau und heute-Nachrichten von diesem Appell nicht berichtet?
aktualisiert am 12.11.2016
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