Montag, 17. August 2015

Noam Chomsky’s Propagandamodell

Das Propagandamodell von Noam Chomsky und Edward S. Herman ist ein politisch-soziologisches bzw. medienwissenschaftliches Modell, das den manipulativen Einfluss wirtschaftlicher und politischer Interessengruppen auf die Berichterstattung der Massenmedien in Demokratien beschreibt.
Anders ausgedrückt werden damit systemisch bedingte Tendenzen in den Massenmedien als Folge von strukturell bedingten ökonomischen Einflüssen erklärt. Das Propagandamodell wurde zuerst 1988 in Hermans und Chomskys Buch Manufacturing Consent: the Political Economy of the Mass Media dargestellt. Die Theorie beschreibt, wie die Medien ein dezentralisiertes und nicht-verschwörerisch agierendes Propagandasystem bilden können, das fähig ist, einen Konsens im Interesse der gesellschaftlichen Oberschicht herzustellen und die Öffentlichkeit manipulativ in diese Perspektiven der Oberschicht einzubinden, während gleichzeitig der Anschein des demokratischen Prozesses und Konsenses gewahrt bleibt.
Gemäß einer oft zitierten Aussage Chomskys ist „die Propaganda für die Demokratie wie der Knüppel für einen totalitären Staat.“ Das Propagandamodell versucht somit, eine als gegeben angenommene tendenziöse Berichterstattung in den Massenmedien als Produkt ökonomischer Sachzwänge zu erklären. Die zugrundeliegende These, dass die Berichterstattung großer US-Medien zu bestimmten Themen tatsächlich tendenziös bzw. interessengeleitet ist, weisen die Autoren dabei anhand einer Anzahl von detailliert dokumentierten Fallbeispielen nach.
Der Dokumentarfilm Die Konsensfabrik. Noam Chomsky und die Medien porträtierte 1992 Chomsky auf Grundlage von dessen Überlegungen zum Propagandamodell. [Propagandamodell, Wikipedia]

==========================

Die Massen-Medien dienen als System zur Übermittlung von Symbolen und Botschaften an die breite Masse. Sie sollen amüsieren, unterhalten und informieren, und sie sollen jedem diejenigen Werte, Glaubenssätze und Verhaltensregeln einflößen, die ihn in die institutionellen Strukturen der Gesellschaft integrieren. In der Welt konzentrierten Reichtums und heftiger Klassenkämpfe bedarf es zu dieser Rolle einer systematischen Propaganda.
Solange die Macht über ein Land in der Hand einer staatlichen Bürokratie liegt, wird schon durch die monopolistische Medienkontrolle –häufig noch durch eine offizielle Zensur verstärkt – deutlich, daß die Medien den Zielen der herrschenden Eliten dienen. Wo aber die Medien sich in Privatbesitz befinden und es keine formelle Zensur gibt, da ist das Wirken eines Propagandasystems viel schwieriger zu verfolgen – ganz besonders wenn die Medien miteinander konkurrieren, in regelmäßigen Abständen Mißstände in der Regierung oder im Big Buisiness anprangern, sich also massiv als Vorkämpfer für das Recht der freien Rede und überhaupt für die Interessen der Gemeinschaft in Szene setzen.

Dabei bleibt verborgen (und wird von den Medien auch nie angesprochen), daß dieser Kritik enge Grenzen gezogen sind und das die Mittel, durch deren Einsatz man Zugang zu den Privatmedien gewinnen und ihr Verhalten beeinflussen kann, extrem ungleich verteilt sind.

mehr:
- Wie Nachrichten verzerrt werden können (Buchauszug, Noam Chomsky, WasdieMassenmedienverschweigen)

siehe auch:
- Die Wachhunde der Machtelite: Noam Chomskys Kritik der Intellektuellen (Nachdenkseiten, 16.05.2012)
Für Noam Chomsky haben die Intellektuellen die Verantwortung, die Wahrheit zu sagen und Lügen aufzudecken. Diese Verantwortung der Intellektuellen leitet sich aus der politischen Freiheit, dem Zugang zu Informationen und der Redefreiheit her. Aber nach Chomsky zeigt die historische Erfahrung, dass Intellektuelle diesen privilegierten Status nicht für das Sagen der Wahrheit nutzen, sondern vielmehr ihre Fähigkeiten in den Dienst für die Interessen und Privilegien der Machtelite stellen. Diese Machtelite entscheidet darüber, was in der Gesellschaft passiert, weil sie über den dafür notwendigen Reichtum besitzt. Intellektuelle bilden für Chomsky eine „Art säkulare Priesterschaft“ für die Machtelite, weil sie Ideen, Pläne, Strategien, Werte, Theorien, Rechtfertigungen und Doktrinen für die ökonomischen und politischen Entscheidungsträger des Herrschaftssystems entwickeln und dem Rest der Bevölkerung „verkünden, was sie glauben sollen“.
„Einer der großen Vorteile, die Macht und Reichtum mit sich bringen, besteht darin, sich niemals für etwas entschuldigen zu müssen.“ (Noam Chomsky, 1993: Wirtschaft und Gewalt. Vom Kolonialismus zur neuen Weltordnung; Lüneburg, S. 68 )
   - Albertus-Magnus-Professur 2011 für Noam Chomsky: Charismatisch wie eine Stahlbetondecke (Post, 15.08.2011)
Noam Chomsky – Die Ideologie der regierenden Elite (Post, 28.11.2014)
- Noam Chomsky: Drohnenkrieg, Staatsterror, westliche Werte und das Propagandamodell (Post, 09.06.2015) 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen