Dienstag, 15. September 2015

Die Botschaft und das Medium

Medien Die Journalistin Barbara Sichtermann hat den Theodor-Wolff-Preis für ihr Lebenswerk erhalten. In ihrer Dankesrede erklärt sie, warum der Botschaft das Medium egal ist

Wir sind alle auf ihn reingefallen. Ich bin auch auf ihn reingefallen. Aber wir haben nicht daran gedacht, dass bei diesem Drauf-Reinfallen ein gehöriges Quantum Selbstüberschätzung eine Rolle spielte. Als Marshall McLuhan verkündete, dass das Medium die Botschaft sei, waren wir alle elektrisiert. O ja, Mann, stimmt überhaupt. Es gibt eigentlich nichts, was so wichtig ist wie Medien – deshalb müssen sie natürlich auch die Botschaft sein.

Dieser McLuhan war schon ein schlauer Hund, er wusste, wie er es anstellen musste, um sein Thema in den Fokus zu rücken. Und sein Thema, das waren Medien, die sich so einschneidend neu in die Menschheitsgeschichte gefressen haben wie der Buchdruck oder die moderne Massenpresse oder das Radio, das Fernsehen und – so wäre zu ergänzen – das Internet. Klar sind das Botschaften. Aber man kann die Perspektive auch umkehren: Es sind NUR Medien. Es sind Träger von Botschaften. Und entsprechend haben sie ihre Message-Qualität im Hintergrund zu halten. Es gibt wahrlich Wichtigeres.

Für McLuhan nicht. Er hatte nun mal dieses Thema am Wickel. Und er hat zugespitzt. Damit hat er uns so verblüfft, dass wir Jahrzehnte gebraucht haben, um aus dieser Medien-Besessenheit wieder emporzutauchen. Weil wir selbst Medienmacher und Medienkritikerinnen waren und sind, hat es uns zunächst mal gut getan, gesagt zu kriegen, dass nichts auf der Welt so wichtig war und ist wie wir selbst und unsere Tätigkeit. Aber jetzt sollte es mal gut sein. Wir sollten zugeben, dass es unendlich viele Botschaften gibt, die nichts mit Medien zu tun haben, außer dass sie von einem Medium getragen werden.

mehr:
- McLuhan hat sich geirrt (Barbara Sichtermann, der Freitag, 11.09.2015)

Marshall McLuhan: The World is Show Business [6:31]

Hochgeladen am 27.04.2010
"You can't have a point of view in the Electronic Age"

~McLuhan

Marshall Mcluhan Full lecture: The medium is the message - 1977 part 1 v 3 [14:22]

Hochgeladen am 09.08.2011
Herbert Marshall Mcluhan (*1911 - +1979) lecture recorded by ABC Radio National Network on 27 June 1979 in Australia. 
For the best resource collection of his work check out the page Mcluhan on Maui (MOM) here: http://www.mcluhanonmaui.com/
The best documentary about Mcluhan (in four parts) is definitely CBC's Life and Times: Understanding Mcluhan here:
part 1: http://www.youtube.com/watch?v=WvpPb8...
People seriously studying his work I can point to Douglas Hofstaedter. His work resembles Mcluhan's understanding on the basic mechanics behind the mind: http://www.youtube.com/watch?v=n8m7lF...
Further elaboration on the process chiasmus upholds for analogy and the role of metaphor as linguistic device under-grinding its mechanics might find ample references in Patricia's Phd Paper Chi-thinking: Chiasmus and cognition here: http://www.scribd.com/doc/19115184/Ch...
Note that she departs from Mark Turner's assumption of the parable as a substitute for chiasmus.
Then of course there is the great Noam Chomsky who Mcluhan mentiones in his letters as "stuffing language into grammar". Transcripts of his theories on language and the mind can be found here: http://hotbookworm.wordpress.com/cate...

siehe auch:
Der skurrile Kampf der Anti-Power-Point-Partei (Kerstin Dämon, Wirtschaftswoche, 20.10.2011)
Internet-Präsenz der Anti-Power-Point-Partei

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