Dienstag, 15. September 2015

Gewalt in lesbischen Beziehungen

Das österreichische feministische Magazin "Anschläge" sieht Defizite im Umgang mit häuslicher Gewalt
Häusliche Gewalt, gleichgültig ob sie nun physischer oder psychischer Natur, kommt in vielen Beziehungen vor. Vielfach wird sie fast automatisch mit einem Klischee des schlagenden Mannes innerhalb einer Hetereobeziehung assoziiert. Doch so vielfältig wie die heutigen Beziehungskonstrukte sind, so vielfältig sind auch die Täter-Opfer-Konstellationen. Das österreichische feministische Magazin "Anschläge" hat in seiner derzeitigen Ausgabe Angela Schwarz von der Wiener Antidiskriminierungsstelle für gleichgeschlechtliche und transgender Lebensweisen (WASt) interviewt, die beim Thema "Gewalt innerhalb von lesbischen Beziehungen" erhebliche Defizite sieht und darauf hofft, dass hier innerhalb der nächsten Jahre ein Umdenken stattfindet.

Frau Schwarz konstatiert, dass das Ausmaß der Beziehungsgewalt ähnlich wie in Heterobeziehungen sei. Jedoch suchten dort bereits ca. 20 bis 24% der Betroffenen Hilfe, bei lesbischen Beziehungen sei die Quote lediglich bei 3% bis 5 %. Hintergrund sei unter anderem, dass viele Frauen denken, sie wären eine Art Nestbeschmutzer, wenn sie zugeben, dass die lesbische Beziehungen auch nicht gewaltfrei sei. Der Anspruch, dass eine lesbische Beziehung, wenn sie schon eingegangen wird, problemlos und vor allen Dingen gewaltfrei sein muss, mache es schwer, sich einzugestehen, dass die Beziehung diesem Anspruch nicht gerecht wird. Hinzu kommen die auch als Heterobeziehungen bekannten Gründe, häusliche Gewalt nicht an die Öffentlichkeit zu tragen: Scham, Angst vor dem Verlust des Partners, die Suche der Schuld bei sich selbst.

mehr:
- Auch Gewalt in lesbischen Beziehungen muss thematisiert werden (Bettina Hammer, Telepolis, 14.09.2015)

- siehe auch:
- Wenn Frauen zuschlagen (Christine Amrhein, Pychologie heute, 10/2015, gefunden bei Literaturprojekt kraftfelder, PDF)
[…] grundsätzlich sind weibliche übergriffe innerhalb der Partnerschaft keineswegs die Ausnahme, als die sie oft angesehen werden. Studien in den USA seit den 1970er Jahren haben gezeigt, dass Frauen ihren Lebensgefährten genauso oft körperlich angreifen wie umgekehrt. Auch eine aktuelle Untersuchung von Robert Schlack und seinem Team am Robert-Koch-Institut in Berlin ergab, dass gleich viele Männer und Frauen in Deutschland zu körperlicher Gewaltgreifen, nämlich etwa vier Prozent.
Sexueller Missbrauch an Kindern geht - Schätzungen zufolge - zu einem Viertel von Frauen aus. Die Motive sind dabei ähnlich wie bei Männern. Manche Frauen fühlen sich sexuell zu Kindern hingezogen. Oft besitzen sie wenig Einfühlungsvermö9en für ihre Opfer - oder sie glauben, dass Kinder sexuelle Aktivitäten mit Erwachsenen möchten und dass dies den Kindern nicht schade. Aber das Gegenteil ist der Fall: Viele Opfer berichten über langfristige psychische Beeinträchtigungen, etwa Depressionen und Beziehungsprobleme. (Helen Gavin, Psychologin und Gewaltexpertin an der Universität Huddersfield in Großbritannien und Mitautorin des Buches Female Aggression , »Manche Mütter empfinden ihre Kinder als störend oder schlicht unerwünscht«, Interview mit Christine Amrhein, Psychologie heute, 10/2015)

- »Natürlich nehmen wir den Mann mit.« (Post, 22.04.2012)
- Anerkennen, daß man selber der Fall ist! (Post, 25.06.2015)
- Ich wusste nicht, dass ich in einer gewalttätigen Beziehung steckte (Post, 15.05.2015)

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