Zwei Monate lang diskutierten wir über das Schweigen der Professoren. Am Ende der Debatte hätten wir da ein paar Fragen – an die Unis.
Neuer Kalter Krieg, Europa in der Krise, Flüchtlingsdrama – warum äußern sich dazu so wenige Professoren in der Öffentlichkeit? Der Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen eröffnete diese Debatte in der ZEIT Nr. 31. Alle Texte unter: www.zeit.de/professoren
Die diskursive Mangelwirtschaft
merkwürdige Parallele zwischen dem Automarkt der DDR und dem intellektuellen Diskurs im Jahr 2015. Damals wollten die Menschen Trabis kaufen, sie hatten sogar Geld dafür, doch sie mussten warten und warten und warten.
Das nannte man Mangelwirtschaft, realsozialistische.
Heute, spätestens seit auf die Dauerfinanzkrise die Daueralleskrise folgte, ersehnen viele Menschen Deutung und Durchblick. Beides könnte besonders von Hochschullehrern kommen, sie könnten einordnen und kritisieren, aufrütteln und beruhigen, auf blinde Flecken hinweisen und Themen setzen. Doch in den öffentlichen Debatten melden sich ausgerechnet die Professoren kaum zu Wort. Sie schweigen und schweigen und schweigen.
Das nennt man Mangelwirtschaft, diskursive.
Diese Form der Mangelwirtschaft ist problematisch für den Zusammenhalt der Gesellschaft. Wenn Krisen zur Dauerkrise verschmelzen, wenn Ambivalenzen unerträglich werden, wenn alle sprechen und senden, brauchen wir die klügsten Köpfe im öffentlichen Diskurs. Wir brauchen Welterklärer und Weltdeuter, die nüchternen Experten genauso wie die wagemutigen Generalisten. Sie sind oft stumm.
mehr:
- Debatte : Was tut ihr, Hochschulen? (Manuel J. Hartung, ZEIT Online, 08.10.2015)
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