Ein Blog-Beitrag von Freitag-Community-Mitglied Magda
Wenn wir gleiche Teilhabe für Frauen und Männer verwirklichen wollen, müssen wir alle Lebensbereiche umgestalten: Wer die menschliche Gesellschaft will, muss die männliche überwinden. Das schrieb - vor vielen Jahren schon - Erhard Eppler der SPD ins Parteiprogramm. Der Satz ist - trotz mancher Debatten - auch im zuletzt 2007 verabschiedeten Programm noch immer drin.
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- Ein noch immer gültiger Appell (Magda, Freitag-Community, 20.11.2015, beachte auch die Kommentare)
"All (diese)Scheußlichkeiten werden in aller Regel von Männern begangen. Welche Rolle Frauen dabei auch immer spielen mögen - sie sind es nicht, die andere Menschen zerhacken, verdreschen, vergewaltigen, versklaven, erschießen, steinigen. Sie sind es bis auf ganz wenige Ausnahmen nicht, vor denen Menschen rund um den Globus flüchten. Es sind Männer, häufig junge. Im Fall von Paris wohl blutjunge."
Während im Logischen Atomismus und im Logischen Positivismus bzw. Empirismus noch der Gedanke einer zu konstruierenden Idealsprache vorherrschend war und man die Wahrheit von Sätzen und komplexen Satzverbindungen als Wahrheitsfunktion ihrer elementaren Bestandteile verstand, die es durch logische Analyse zu bestimmen galt, wird dies in der Linguistischen Analyse grundlegend anders. Dort rückt die „ganz normale“, gesprochene Sprache in den Mittelpunkt und wird zum Objekt der Analyse. Der als Schlagwort berühmt gewordene „linguistic turn“ in der modernen Philosophie setzt hier endgültig ein. Die Methode, derer man sich bedient, ist nun nicht mehr vor allem logisch-analytisch, sondern es wird vielmehr gefragt: Wie wird das betreffende Wort im alltäglichen Sprachgebrauch verwendet? Was will der Sprecher damit zum Ausdruck bringen? Oder: Welches sind die Regeln des Sprachspiels, das speziell hier gespielt wird? An die Stelle der formal-logischen Sprachanalyse tritt also die deskriptive Analyse von Sprachspielen bzw. – im Rückgriff auf Moore – die Begriffsanalyse.
Initiator dieser neuen Art zu philosophieren ist in Cambridge Ludwig Wittgenstein. In einer radikalen Abkehr von vielen seiner ursprünglich im „Tractatus“ vertretenen Ansichten entwirft er ein völlig neues Verständnis von Sprache. Sprache wird von ihm und seinen Schülern nunmehr verstanden als ein unüberschaubares Konglomerat einzelner „Sprachspiele“, die je eigenen Regeln gehorchen, sich aber dennoch durch ihre „Familienähnlichkeiten“ überschneiden (z. B. das Sprechen über Spiele mit dem Sprechen über Sport). Philosophische Probleme sind nichts anderes als „Scheinprobleme“, also lediglich „Sprachverwirrungen“, die durch die Rückkehr zur normalen, also umgangssprachlichen Verwendungsweise der Begriffe und Wörter aus der Welt geschafft, gleichsam „wegtherapiert“ werden können. Dies wird möglich, indem man die internen Spielregeln eines Sprachspiels, das heißt die Regeln der Verwendungsweise der einzelnen Wörter und Sätze darin aufdeckt. In den postum 1953 veröffentlichten „Philosophische Untersuchungen“ hat Wittgenstein seine neuen sprachphilosophischen Überzeugungen ausführlich dargelegt. (Geschichte der analytischen Philosophie, Dritte Phase, Wikipedia)
"Diese latent-strukturelle Gewalt tritt im Alltag zutage im Autofahrer, der wütend einen Fußgänger schneidet, dem beim Überqueren der Kreuzung die Ampel auf Rot umgesprungen ist. Oder in der Managementsitzung, bei der die einzige Frau im Kreis mit einer Mischung aus anzüglichen Witzchen und väterlicher Gönnerhaftigkeit bedacht wird. Oder in der Zweifelsfreiheit, mit welcher im Moment die politischen Positionen zementiert und die jeweiligen Gegner diskreditiert werden.
Mit anderen Worten: Die Gewalt, die wir so verabscheuen, hat mit uns als Einzelnen zu tun. Verehrte Hörer: mit Ihnen und mit mir!"
Er wird ziemlich viel Ärger bekommen, denn mit "männlicher Gesellschaft" fühlen die meisten Männer sich gerade nicht gemeint oder sehen in Epplers Satz gar eine Kampfansage an die Männer insgesamt. Aber, es ist dennoch viel Wahrheit in diesem Einwurf.
Viele vermeintliche philosophische Probleme seien überhaupt nur entstanden, indem man in falscher Weise mit Sprache umging. Ein Beispiel sind so genannte „Kategorienfehler“, die etwa entstehen, wenn man für eine Aussage eine syntaktische Form wählt, die dem wiederzugebenden Sachverhalt nicht angemessen ist, wie in folgendem Beispiel:
Aber er ist auch nicht ein drittes Ding, von dem wir sagen könnten, der Mittelstürmer habe zuerst eingeworfen und dann Mannschaftsgeist gezeigt, oder der Verteidiger werde jetzt entweder köpfen oder Mannschaftsgeist zeigen. Die Irrtümer wurden von Menschen begangen, die nicht wussten wie die Begriffe […] zu handhaben sind. Die Schwierigkeiten erwachsen aus ihrer Unfähigkeit, gewisse Wörter richtig zu verwenden.“„Ein Südseeinsulaner sieht seinem ersten Fußballspiel zu. Man erklärt ihm die Funktion des Torwarts, der Stürmer, der Verteidiger, des Schiedsrichters usw. Nach einer Weile sagt er: „Aber da ist doch niemand, der den berühmten Mannschaftsgeist beisteuert. Ich sehe wer angreift, wer verteidigt, wer die Verbindung herstellt und so weiter: aber wessen Rolle ist es, den Mannschaftsgeist zu liefern?“ Und wieder müssten wir erklären, dass er nach der falschen Kategorie eines Dinges Ausschau halte. Der Mannschaftsgeist ist nicht noch eine Fußballoperation wie das Toreschießen, das Einwerfen usw.
– Ryle: Der Begriff des Geistes (zit. in Geschichte der analytischen Philosophie, Dritte Phase, Wikipedia)
Die Frage, welche Rolle junge Männer, die in ihren Ländern keine wirkliche Bestätigung, keine Anerkennung, keinen Broterwerb finden, beim Ausbruch künftiger Kriege spielen mögen, hat der Soziologe Gunnar Heinsohn vor Jahren gestellt.
Eine leicht radikalisierbare Masse von Halbwüchsigen, ein Millionenheer gewaltbereiter Krieger sah er 2004 am Horizont. Diese Thesen wurden entschieden abgelehnt - einige Kritiker sprachen von Stammtischnähe
Eine leicht radikalisierbare Masse von Halbwüchsigen, ein Millionenheer gewaltbereiter Krieger sah er 2004 am Horizont. Diese Thesen wurden entschieden abgelehnt - einige Kritiker sprachen von Stammtischnähe
Bei der Dekonstruktion geht es um die Analyse von Sprache bzw. Texten, genauer gesagt von Zeichen, Sinn und Bedeutung.[8] Dabei werden selbst diese Begriffe in Frage gestellt, ebenso wie der ontologische Status des Subjekts.
„Was ich Dekonstruktion nenne, kann natürlich Regeln, Verfahren oder Techniken eröffnen, aber im Grunde genommen ist sie keine Methode und auch keine wissenschaftliche Kritik, weil eine Methode eine Technik des Befragens oder der Lektüre ist, die ohne Rücksicht auf die idiomatischen Züge des Gegenstandes in anderen Zusammenhängen wiederholbar sein soll. Die Dekonstruktion hingegen befasst sich mit Texten, mit besonderen Situationen, mit der Gesamtheit der Philosophiegeschichte, innerhalb derer sich der Begriff der Methode konstituiert hat. Wenn die Dekonstruktion also die Geschichte der Metaphysik oder die des Methodenbegriffs befragt, dann kann sie nicht einfach selbst eine Methode darstellen. Die Dekonstruktion setzt die Umwandlung selbst des Begriffes des Textes und der Schrift voraus. […] Ich nenne eine Institution ebenso wie eine politische Situation, einen Körper oder einen Tanz ›Text‹, was offenbar zu vielen Mißverständnissen geführt hat, weil man mich beschuldigte, die ganze Welt in ein Buch zu stecken. Das ist offensichtlich absurd.“
– Derrida: Falter-Interview 1987[9] (zit. in Begriff der Dekonstruktion und Einflüsse, Wikipedia)
- Systemische Therapie 2 – Kernfragen systemischer Therapie (Post, 15.05.2014)
Die Aufgabe der Sprache sehen wir meist darin, Beschreibungen zu liefern, die sich an Begriffen wie Wahrheit, Objektivität und Realität messen lassen. Daß und in welchem Ausmaß Sprache jedoch gerade eine konstituierende Funktion für unsere Erfahrung von Wirklichkeit hat, müssen wir uns immer wieder ins Bewußtsein holen. (aus Schlippe, Schweitzer, Lehrbuch der systemischen Therapie und Beratung, Hervorhebung von mir)siehe auch:
- Thomas Mann : Krieg veredelt den Menschen (Thomas Assheuer, ZEIT Online, 04.03.2010)
Unter den Großdichtern, die vom Schreibtisch aus zu den Waffen riefen, gehörte auch der für seine Empfindsamkeit gerühmte Thomas Mann. Noch ehe der erste Schuss gefallen war, stand sein »Herz in Flammen« und triumphierte über den Zusammenbruch der verhassten, von den »Zersetzungsstoffen der Zivilisation« stinkenden »Friedenswelt«. Gedanken im Kriege hieß der Aufsatz, in dem Thomas Mann 1914 den militärischen Kampf der deutschen Kultur gegen die barbarische Flachheit des Westens rühmte, den bewaffneten Widerstand gegen den »anti-heroischen« und »anti-genialen« Geist der »wölfisch-merkantilen Bourgeoisie-Republiken«. Das »heute wichtigste Volk Europas« sträube sich, den »zivilen Geist als letztes und menschenwürdigstes Ideal anzuerkennen«.
Es ist schwer zu fassen: Auch nach dem Gemetzel von Verdun, an der Somme und an der Marne, auch nach Millionen von Toten, Halbtoten, Verstümmelten, Vergifteten, Traumatisierten – unbeirrt schreibt der bürgerliche Kulturträger Thomas Mann weiter, und er tut es auch dann noch, als Mitstreiter wie Ernst Troeltsch längst Abbitte leisten und zur »Demobilisierung des Geistes« aufrufen. Zeitgleich mit der deutschen Generalität befällt ihn die Ahnung, die Demokratie werde nicht mehr aufzuhalten sein, und dann wünscht er sich eine Art Volksherrschaft, aber bitte ohne Parlamentarismus und Parteienstreit. Nach dem Waffenstillstand im September 1918 gibt Thomas Mann nach kurzem Zögern die Betrachtungen zum Druck frei, die Rechten und Rechtsradikalen applaudieren ihm artig. Nur vier Jahre später geschieht die spektakuläre Wende: In seiner Rede Von deutscher Republik bekennt sich Thomas zur Weimarer Demokratie. Fortan steht für ihn der Feind nicht mehr im Westen, sondern im eigenen, im deutschen Lager. Deutschlands Feinde – das sind die Faschisten.
Was war geschehen? Warum verteidigte Thomas Mann plötzlich einen demokratischen Verfassungsstaat, von dem er in seinen Betrachtungen noch behauptet hatte, er sei dem Deutschen »wesensfremd«? Meinte er es ernst – oder war er tief im Herzen, unter seinem vernunftdemokratischen Federkleid, doch ein Kulturnationaler geblieben? Oder, zweite Möglichkeit: Sind die Betrachtungen eines Unpolitischen gar kein antidemokratisches Pamphlet, sondern eine für damalige Zeiten durchaus handelsübliche Kulturkritik, die wir heute zur geistigen Mobilmachung der Neuen Bürgerlichkeit beruhigt aus der rechten Schmuddelecke herausziehen und stolz wieder ins Furnierholz-Regal stellen dürfen? Wenn ja, dann hätte Heinrich Mann seinen Bruder grandios missverstanden und ihn zu Unrecht verdächtigt, das Grauen schönzureden und dem deutschen Militarismus ein gutes Gewissen zu verschaffen. Und auch die deutsche Rechte, zum Beispiel Armin Mohler, wäre einer Fehllektüre aufgesessen, als sie Thomas Mann zu einem Gründungsvater der Konservativen Revolution ernannte.siehe auch:
Über Menschenwürde und Demokratie (Thomas Mann, 1938, gefunden bei Universität Siegen)
- Das Übel der Zivilisation (Frank Lisson, Zum Verhältnis von Thomas Mann und Oswald Spengler, junge Freiheit, 04.12.1998)
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