Am Neujahrstag schien die Sonne und brachte den Schnee in Münchens Englischem Garten zum Glitzern, es war ein strahlender Wintertag. Ein paar Wochen zuvor hatte der Soziologe Ulrich Beck eine erste vorläufige Fassung seines neuen Buchs Metamorphosis an den britischen Verlag Polity Press geschickt, er hatte es auf Englisch geschrieben. Die ersten Kommentare hatte er vom Lektorat schon erhalten. Und nun ging er zum Beginn des neuen Jahres 2015 also mit seiner Frau durch den Schnee, um mit ihr zu beraten, was sich an dem Buch noch ändern, verbessern ließe und was zu ergänzen wäre. Dann aber, gänzlich unerwartet, aus dem sogenannten heiteren Himmel, kam der Herzinfarkt. Der Spaziergang war zu Ende. Ulrich Beck starb.
So erzählt nun in ihrem Vorwort die Soziologin Elisabeth Beck-Gernsheim vom Tod ihres Mannes und von der bestürzenden Geschichte eines nicht beendeten Buchs. Es ist aber dank der Arbeit der hinterbliebenen Freunde und Kollegen, vor allem dank seiner Frau dennoch "fertig" geworden. Und es erscheint in diesen Tagen unter dem Titel The Metamorphosis of the World zunächst in der angelsächsischen Welt, in der das Denken des Münchner Professors so sehr beheimatet war wie an der deutschen Universität, die er in vieler Hinsicht durch seine Arbeit hinter sich ließ – es zog ihn hinein in einen intellektuellen Kosmos jenseits nationaler Grenzen. Ulrich Beck hatte als Professor auch an der London School of Economics gelehrt. Sein letztes wissenschaftliches Experiment war weltumfassend aufgespannt: "Methodischer Kosmopolitismus – im Labor des Klimawandels". Dieses Vorhaben, vom Europäischen Forschungsrat mit erheblichen Fördergeldern gewürdigt, sollte einen klimapolitischen Vergleich westlicher und asiatischer Metropolen umfassen und prägt nun das letzte Buch.
mehr:
- Klimawandel: Weltanziehungskraft (Elisabeth von Thadden, ZON, 28.03.2016)
Ulrich Beck - Im Dialog vom 17.02.2013 [33:51]
Veröffentlicht am 18.02.2013
IM DIALOG spricht Michael Krons mit dem Soziologen Prof. Ulrich Beck.
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