Montag, 4. April 2016

Wie das Fracking-Wunder loslegte – US-Kapitalismus at its best!

Wirtschaftsplanung "on the run". Der Fracking-Schock, Teil 2
Der Fracking-Boom ist weder ein spontanes konjunkturelles Ereignis noch eine technische Revolution, sondern das Ergebnis energiepolitischer Steuerungsmaßnahmen, die spätestens im Jahr 2005 unter der Regierung George W. Bush konkrete Formen annahmen (siehe Teil 1: Wie die Fracking-Industrie entstand). In den folgenden Jahren zog die Öl- und Gasindustrie enorme Investitionen an. Ausgerechnet beim Regierungswechsel zu einem Präsidenten aus der Demokratischen Partei im Jahr 2009 hatte sich die Fracking-Industrie so weit entwickelt, dass in diesem Jahr die Trendwende erreicht wurde: Erstmals seit 1986 stieg die Förderung von Erdöl in den USA wieder an.
Seitdem die Shale-Politik im Jahr 2005 einsetzte, wuchsen die Beschäftigungszahlen in den vier Bundesstaaten mit den höchsten Anteilen von Öl und Gas kontinuierlich. Am stärksten nahm die Beschäftigung in North Dakota und Texas zu, also dort, wo die Shale-und Tight-Öl-Produktion die höchsten Produktionssteigerungen zu verzeichnen hatte. Während die Beschäftigungszahlen in den gesamten USA zwischen 2006 und 2012 krisenbedingt um 0,05 Prozent pro Jahr zurückgingen, stieg sie in diesen beiden Staaten um 3,4 und 1,5 Prozent.

Ein Vergleich zwischen konventioneller Ölförderung und Fracking-Produktion zeigt, dass die Entwicklung ganz klar auf die neuen Fördertechnologien zurückzuführen ist. Während die absolute Menge des konventionell geförderten Erdöls von Anfang 2007 bis Frühjahr 2015 fast genau konstant blieb, gehen die beeindruckenden Steigerungsraten ganz klar auf das Hydraulic Fracturing zurück. Die Schieferöl-Produktion in den wichtigsten 15 Förderregionen legte nach Angaben der EIA in diesen Jahren um 783 Prozent zu.

Für den Zeitraum 2008 bis 2011, also dem Beginn des Shale-Booms, veröffentlichte die EIA die vergebenen Förderlizenzen für die 18 damals wichtigsten Regionen1. Die 188 Genehmigungen teilten sich auf immerhin 75 Firmen auf, von denen die meisten nur ein oder zwei Flächen ausbeuteten, d.h. die Fracking-Revolution wurde tatsächlich zumeist von regional aktiven mittelständischen Firmen getragen. Von den im FT-500 vertretenen Multis war zu diesem Zeitpunkt namentlich nur die Occidental Petroleum Company mit einem größeren Feld vertreten.

mehr:
- Wie das Fracking-Wunder loslegte – Der Fracking-Schock, Teil 2 (Malte Daniljuk, Telepolis, 04.04.2016)
Die Republikaner nominierten mit dem langjährigen Vorsitzenden des Streitkräfteausschusses, John McCain, einen Kandidaten dessen Wirtschafts- und Außenpolitik sicher in der aggressiven unilateralistischen Tradition der Bush Ära stand.

Im Wahlkampf 2008 verpassten ihm die Demokraten den Spitznamen "Exxon-John", weil die großen Energieunternehmen der USA seine Ambitionen mit insgesamt zwei Millionen Dollar unterstützt hatten. Dank eines transparenten Systems für Wahlkampfspenden konnte das Democratic National Committee errechnen, dass die Angestellten von Exxon, Chevron und British Petroleum dem Gegenkandidaten aus der Bush-Tradition zusätzlich 200.000 Dollar zukommen ließen.2

Im Gegenzug besuchte John McCain umstrittene Off-Shore-Plattformen von Exxon und Chevron, stimmte im Senat gegen die Unterstützung für regenerative Energien und gegen eine höhere Besteuerung der großen Ölunternehmen. Allein dieser letzte Aspekt ersparte den International Oil Companies fiskalische Kosten von etwa 13 Milliarden Dollar. […]
Einer der letzten Punkte aus dem Biden-Obama-Papier widmet sich den heimischen Ölquellen. Hier erwähnen die Autoren, dass etwa 85 Milliarden Barrel "technisch förderbares" Rohöl in bereits bekannten Feldern stecken. Diese Zahl entspricht vermutlich nicht zufällig den zu diesem Zeitpunkt bekannten Fracking-Ressourcen.

siehe auch:
Princeton-Studie: USA keine Demokratie mehr (Post, 06.05.2014)
Studie: Ultrareiche der Welt werden noch reicher (Post, 21.11.2014)
- Panama Papers - Was ans Licht muss (Post, 04.04.2016)

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