Sonntag, 15. Mai 2016

100 Jahre Sykes-Picot-Abkommen: ein Essay von Heiko Flottau.

Vor 100 Jahren haben Briten und Franzosen ein Abkommen über die Aufteilung des Osmanischen Reiches geschlossen. Heiko Flottau skizziert und bewertet die Folgen. Er kennt sich in der Region aus. Von 1985 bis 1992 und von 1996 bis 2004 war er Nahostkorrespondent der Süddeutschen Zeitung, mit Sitz in Kairo, von 2005 bis 2009 freier Journalist in Kairo.

Heiko Flottau zum 100-jährigen des Sykes-Picot-Abkommens
Es ist nicht bekannt, ob dieser 16.Mai 2016 in den Außenministerien von London und Paris mit Freude, mit Genugtuung, mit Vergessen oder gar mit ein wenig Selbstkritik begangen wird. Denn vor 100 Jahren, am 16.Mai 1916 (andere Quellen geben den 11.Mai 1916 an) schlossen der britische Diplomat Mark Sykes und sein französischer Kollege Francois Georges Picot ein Abkommen über die Aufteilung des Osmanischen Reiches nach dessen erwarteter Niederlage im ersten Weltkrieg.

Jeder Araber, der ein wenig historische Kenntnisse besitzt, fühlt sich noch 100 Jahre danach vom Westen verraten. Denn weniger als ein halbes Jahr zuvor, am 30.Januar 1916, hatte der britische Hochkommissar in Kairo, Sir Henry McMahon in seinem vierten und letzten Schreiben an den Sherifen Hussein, den Herrscher von Mekka, angedeutet, Groß Britannien könne sich sehr wohl vorstellen, daß die Araber nach dem Sieg über die Osmanen einen Staat oder einen Staatenbund gründen könnten, der, mit einigen territorialen Ausnahmen, vom heutigen Saudi Arabien bis an die Grenze der heutigen Türkei reichen würde.

Was aber die Herren Mark Sykes und Francois Georges Picot unter der Einbeziehung des im Weltkrieg um seine Existenz kämpfenden russischen Zarenreiches beschlossen, war das genaue Gegenteil von dem was Sir Henry MacMahon in Aussicht gestellt hatte: die Aufteilung der osmanischen Beute unter, hauptsächlich, Groß Britannien und Frankreich.

Danach kamen das heutige Syrien und der heutige Libanon unter französischen Einfluß – unter französisches Mandat -, wie es im 1920 gegründeten Völkerbund hieß – das heutige Jordanien, der Irak und Palästina (heute Israel) unter britisches Mandat. Von einem selbstständigen arabischen Königreich, wie von Sir Henry McMahon angedeutet, war nicht mehr die Rede. Verrat riefen die Araber, nachdem die neue bolschewistische Führung 1917 das Geheimabkommen veröffentlicht hatte, Verrat rufen noch viele Araber heute.

mehr:
- Zu 100-Jahren-Sykes-Picot-Abkommen ein Essay von Heiko Flottau. Keine Geschichtsstunde, Anmerkungen zu einer Region voller Konflikte. (NachDenkSeiten, 13.05.2016)

100 Jahre Krieg in Nahost - Das Sykes Picot Geheimabkommen HD [1:24:06]

Veröffentlicht am 11.06.2016
Mit dem im Mai 1916 geschlossenen Sykes-Picot-Abkommen haben Briten und Franzosen den Nahen Osten nach eigenen geopolitischen Interessen aufgeteilt

Doku Das Öl Zeitalter Zeit für Manipulation Arte [58:31]

Veröffentlicht am 10.08.2016

Es geht und ging immer nur um Öl! Doku Arte Erdöl Erdölkonzerne Video [1:49:02]

Veröffentlicht am 10.11.2013
Um 1950 gab es das erste Oelembargo gegen den Iran.

Der Iran steht unter einem Dauerembargo. Dennoch kaufen China,Südafrika und weitere Länder vermehrt im Iran Oel da sie sich von der heuchlerischen, westlich/christlichen Unwertegemeinschaft nicht vorschreiben lassen bei wem sie ihr Oel kaufen sollen.
Weshalb sich alles um Oel dreht?
Lustig ist doch der Schlusssatz des Dokus: Wird Afrika schon bald der Schauplatz der Auseinandersetzungen sein?
Also der völkerrechtswiedrige Krieg gegen Libyen beantwortet diese Frage klassisch mit "ja"!
1928 besiegelten die Erdölmagnaten durch ein Abkommen, dessen Inhalt bis 1952 geheim blieb, die Aufteilung der weltweiten Lagerstätten.
Heute ist die ganze Welt abhängig gemacht von diesem Grundstoff.
Der Krieg um diese Ressourcen ist schon lange in vollem Gange.

Die Rivalität zwischen dem Amerikaner Rockefeller und den Brüdern Alfred und Ludvig Nobel prägte von Anfang an die Erdölindustrie. Der Erste Weltkrieg wurde hauptsächlich dank der Öltransporte von Rockefellers Standard Oil Company gewonnen. Als der amerikanische Magnat 1916 von der Unterzeichnung des geheimen Sykes-Picot-Abkommens und der britisch-französischen Aufteilung des Nahen Ostens erfuhr, dessen schwarzes Gold er ausbeuten wollte, setzte er die Lieferungen aus.

1928 besiegelten die Erdölmagnaten durch ein Abkommen, dessen Inhalt bis 1952 geheim blieb, die Aufteilung der weltweiten Lagerstätten.

Der Zweite Weltkrieg wurde für die Erdölmultis zur Quelle gigantischer Profite. Aufgrund eines korrupten Preissystems mussten die alliierten Marineverbände eine horrende Summe für die dringend benötigten Erdöllieferungen zahlen. Zur gleichen Zeit arbeitete der Erdölriese Exxon eng mit dem Chemiekonzern IG Farben zusammen, der unter anderem das Zyklon B für die Gaskammern der Nazis herstellte.

Zeitzeugen erklären, inwiefern die Ölkrise von 1973 nur eine riesige, von den Ölfirmen veranstaltete Manipulationskampagne war, die den Ölpreis in die Höhe treiben sollte, um mit dem entstandenen Gewinn Investitionen in Alaska und der Nordsee zu finanzieren. Zum ersten Mal erläutert Roger Robinson, der diese Strategie mittrug, wie die Reagan-Regierung Mitte der 80er Jahre die saudi-arabische Ölproduktion unterstützte, um durch einen allgemeinen Kursverfall den Zusammenbruch der Sowjetunion auszulösen.

1928 treffen einander die Chefs der damals sieben größten Ölgesellschaften der Welt zu einem verschwiegenen Jagdwochenende auf einem schottischen Schloss. Die Chefs der "7 Schwestern" teilen den Rohstoff-Reichtum der Welt untereinander auf. Es geht um Einflusssphären und Produktionsgebiete. Die Regierungen, gar die Völker der betroffenen Regionen im Nahen Osten, werden nicht gefragt.

Die ursprünglichen sieben größten Ölgesellschaften der Welt sind auch heute noch weltweit aktiv und bestimmen, welchen Preis die Konsumenten für das "schwarze Gold" zu zahlen haben. Das Achnacarry-Abkommen markiert die Schaffung eines internationalen Ölkartells. Ihre Mitglieder bestimmen die Weltmarktanteile des wichtigsten Rohstoffs und kontrollieren die Preise. Der Geheim-Vertrag nach der schottischen Moorhuhnjagd bestimmte für Jahrzehnte den größten Wirtschaftszweig der Welt. Im Kern gilt er heute noch.


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