Ob hoch oben auf 1300 Meter über dem Meeresspiegel oder in der Dresdner Innenstadt: Wo auch immer die Bilderberg-Konferenz stattfindet, die Abschirmung nach außen ist ihr gewiss. Während sich im vergangenen Jahr Machteliten der westlichen Welt im von den Tiroler Alpen umgebenen Interalpen-Hotel getroffen haben, um für vier Tage über Themen wie die "Europäische Strategie", "Künstliche Intelligenz" oder die "US-Präsidentschaftswahlen" zu diskutieren, geht es nun ins Zentrum der sächsischen Landeshauptstadt (Bilderberg-Konferenz: Schäuble, von der Leyen und de Maizière nehmen Einladung an).
mehr:
- Ungestört in Dresden: Hochsicherheitszone für die Bilderberger (Markus Klöckner, Telepolis, 04.06.2016)
siehe auch:
- Bilderberger, Oligarchen und der Kampf um die Deutungshoheit (08.06.2015)
- David Rothkopf, Die Macht-Elite (Jürgen Schönstein, Focus online, 30.07.2008)
Das globale System, das keiner Steuerung durch eine Regierung unterliegt, überlässt viele Entscheidungen und Vorgaben einer kleinen Gruppe von super-mächtigen Individuen. Diese Individuen handeln in ihrem eigenen Interesse und verstärken somit noch die ungleiche Verteilung von Einkommen und Macht, zu Lasten anderer Klassen. Und darum finde ich den Begriff der „Klasse“ auch angebracht, obwohl wir dachten, mit dem Ende der Sowjetunion 1991 seien auch alle Klassenfragen gelöst worden. […] Und viel wichtiger als die Größe dieser Gruppe ist, dass es andererseits drei Milliarden Menschen auf der Welt gibt, die praktisch keinerlei Einfluss auf ihr eigenes Schicksal haben. […]Alle Mitglieder dieser Gruppe haben etwas gemeinsam – das geradezu monomanische Streben nach irgendeiner Art von Erfolg. [David Rothkopf, Autor von Die Super-Klasse: Die Welt der internationalen Machtelite, 2008]
Es handelt sich um ein privates, also geheimes Treffen selbsternannter Entscheidungseliten im Sinne einer neoliberalen Wertegemeinschaft. In der Politik würde man das Klüngelrunde nennen. Da treffen sich Entscheidungsträger aus der Wirtschaft mit handverlesenen und ideologiegeprüften Vertretern der Politik und diskutieren eine politische Agenda. Das ist eine absolut vordemokratische Veranstaltung. Demokratie braucht Transparenz und Legitimation. Beides geht der Bilderberg-Konferenz komplett ab. Das ist vollkommen inakzeptabel.[Rico Gebhardt, Die Linke, im Interview: Bilderberg-Konferenz: "Das ist eine absolut vordemokratische Veranstaltung", Marcus Klöckner, Telepolis, 20.04.2016]
siehe auch:
- "Es ist eine Privatisierung und Re-Oligarchisierung der Politik zu beobachten" (Marcus Klöckner im Interview mit Björn Wendt, Telepolis, 08.06.2015)
Ralf Dahrendorf, Daniel Bell, Zbigniew Brzezinski oder Joseph Nye waren etwa bei Bilderberg, um nur vier prominente Beispiele zu nennen. Dieses Involviert-Sein der Sozialwissenschaften auf der einen Seite und ihr Desinteresse an der wissenschaftlichen Thematisierung der Bilderberg-Konferenz im öffentlichen Raum auf der anderen Seite, erschien mir erklärungsbedürftig. Auch für die an der Bilderberg-Konferenz teilnehmenden Journalisten und Politiker lässt sich dieser Zusammenhang von Involviert-Sein und Nicht-Thematisierung nachzeichnen. Die Summe dieser Nicht-Thematisierungen erzeugt ein Vakuum im öffentlichen Diskurs zur Thematik, das seit den 1970er Jahren vermehrt durch verschwörungstheoretische Deutungsversuche gefüllt wurde. [Sozialwissenschaftler Björn Wendt in obigem Interview]
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