Samstag, 1. Oktober 2016

Am Ende des Aufklärungszeitalters

Die Warnzeichen sind allzu lange ignoriert worden. Die Informationsmedien laufen Gefahr, im Online-Zeitalter den Wettlauf mit den Propagandisten zu verlieren.
Seit Pegida-Trupps auf der Strasse «Lügenpresse» skandieren, ist der Vertrauensverlust gegenüber dem Journalismus offensichtlich – allerdings mit einem Zungenschlag, der in die Irre führt. Nur wenige Redaktionen verbreiten absichtlich Falschinformationen. Es hat andere Gründe, weshalb wir, wie die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel jüngst konstatierte, in «postfaktischen Zeiten» angelangt zu sein scheinen.

Die Aufmerksamkeitsökonomie, in der wir leben, verwandelt sich zusehends in eine Desinformationsökonomie, in der es sich für bestimmte Akteure rechnet, vor allem über die sozialen Netzwerke massiv Falschmeldungen, Konspirationstheorien und anderen «Bullshit» zu verbreiten. Im Folgenden geht es um jüngste Erkenntnisse von Medienforschern, die in der Zusammenschau Risiken und Nebenwirkungen moderner Kommunikationstechnologien erkennbar machen.

Viele Medienmacher sind wohl erst durch die schrillen Töne der neuen Rechten darauf aufmerksam geworden, wie prekär es um die Glaubwürdigkeit des Journalismus bestellt ist. Als gingen sie solche Erkenntnisse nichts an, haben sie zuvor beharrlich ignoriert, was Forscher seit Jahrzehnten konstatierten: den schleichenden Verfall des Vertrauens in die Medien. Es geht seit langem um Machtverschiebungen zwischen Journalismus, Public Relations und Propaganda, inzwischen aber auch darum, wie rasant sich in den Echokammern der sozialen Netzwerke Unfug ausbreitet, wie Algorithmen sowie Roboter, sogenannte Social Bots, dies verstärken – und wie gering derzeit die Chancen sind, durch Aufklärung dem Trend entgegenzuwirken.

mehr:
- «Bullshit» verdrängt Journalismus – Am Ende des Aufklärungszeitalters (Stephan Russ-Mohl, Neur Zürcher Zeitung, 01.10.2016)

siehe auch:

- Der Geist steht nicht mehr links (Alexander Kissler über die Rede von Michel Houellebecq, Cicero, 29.09.2016)
- Michel Houellebecq – Europa steht vor dem Selbstmord (Michel Houellebecq, Neue Zürcher Zeitung, 27.09.2016)

Michel Houellebecq Portrait (ZDF Aspekte) [5:26]

Veröffentlicht am 07.04.2014
Karte und Gebiet ist ein Roman des französischen Schriftstellers Michel Houellebecq. Er erschien 2010 unter dem Originaltitel La carte et le territoire und wurde mit dem Prix Goncourt ausgezeichnet. Die deutsche Übersetzung von Uli Wittmann wurde 2011 im DuMont Buchverlag veröffentlicht.

Beitrag: Anna Bernard
Schnitt und Gestaltung: Philipp Müller-Dorn

Michel Houellebecq: Vermessenheit als Weltanschauung (Sternstunde Philosophie, 1.5.2011) [58:12]

Veröffentlicht am 03.01.2014
Im Gespräch mit Juri Steiner erklärt der Zyniker vom Dienst, woran er glaubt und was es mit der Magie des Regionalen auf sich hat.

Homepage Sternstunde Philosophie: http://www.srf.ch/sendungen/sternstun...
Mehr Kultur: http://www.srf.ch/kultur

- Ken Jebsen über Medien und Manipulation - Der Sturz des Meinungsmonopols (Post, 11.04.2016)
- Fünfte versus Vierte Gewalt: Journalismus unter Beschuss (Post, 10.04.2016)
- Abgeschrieben (Post, 09.04.2016)

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