Samstag, 11. November 2017

Sexuelle Belästigung: Auch Du, mein Sohn Dustin? – Geschichte(n), Interpretationen und Aufgeregtheiten

Dustin Hoffman wird von einer Kollegin der sexuellen Belästigung bezichtigt. Regisseur am Set war damals Volker Schlöndorff. Er erinnert sich an die Situationen und sagt: „Ich stehe zu ihm.“ Und deutet die Szenen anders.

Es geht ein Ruck durch Hollywood. Gegen mehrere Schauspieler, Produzenten und Regisseure gibt es Vorwürfe der sexuellen Belästigung. Auch Dustin Hoffman ist unter den Beschuldigten: Eine Frau wirft ihm vor, sie 1985 als 17-Jährige am Set von Schlöndorffs Film „Tod eines Handlungsreisenden“ sexuell belästigt zu haben.


Nun hat sich der Regisseur und Oscar-Preisträger Schlöndorff zu Wort gemeldet. „Ich hoffe diese lächerliche Anklage nicht aufzuwerten, indem ich Dustin Hoffman zur Seite stehe“, so Schlöndorff gegenüber der ZEIT.


Am Set sei Hoffman der „Kantinenclown“ gewesen, habe mit allen herumgealbert: „Kein Scherz war ihm zu billig, um das Team zum Lachen zu bringen. Montag morgens war die Standardfrage: ‚Hattest du guten Sex am Wochenende?' Und zwar nicht nur an junge Praktikantinnen, sondern auch an mich und jeden im Studio. Alle lachten darüber, nicht über die Frage, aber ihre ständige Wiederholung.“

mehr:
- VORWÜRFE GEGEN DUSTIN HOFFMAN: Sexuell belästigt? „Sie hat sich auf das Spiel eingelassen“ (n24, 03.11.2017, Beachte auch die Kommentare)
siehe auch:
- Sexuelle Belästigung: Regisseur Schlöndorff spielt Vorwürfe gegen Dustin Hoffman runter (SPON, 03.11.2017)
- Welle an Vorwürfen wegen sexueller Belästigung – Im Milieu der Anzüglichkeiten (Thomas Klingenmaier, Stuttgarter Nachrichten, 03.11.2017)
- Eine zweite Frau beschuldigt Dustin Hoffman der sexuellen Belästigung (Frankziska Scheven, Neue Zürcher Zeitung, 03.11.2017)
- „Weichgekochte Klitoris” – Am Set: Dustin Hoffman hat 17-Jährige sexuell belästigt (Dierk Sindermann, Express.de, 02.11.2017)
- Vorfall im Jahr 1985 US-Autorin wirft Dustin Hoffman Belästigung vor (RP Online, 02.11.2017)
- Übergriffe in Hollywood – Dustin Hoffman soll 17-Jährige sexuell belästigt haben (Süddeutsche Zeitung, 01.11.2017)
- Vorwürfe gegen Oscar-Preisträger: Dustin Hoffman soll 17-Jährige sexuell belästigt haben (SPON, 01.11.2017)

Tod eines Handlungsreisenden (1985) Trailer {3:06} {3:06}

Veröffentlicht am 04.12.2013
alleskino
Den kompletten Film auf alleskino ansehen: https://www.alleskino.de/tod-eines-ha...
Dustin Hoffman und John Malkovich spielen in Tod eines Handlungsreisenden Vater und Sohn. Basierend auf der literarischen Vorlage von Arthur Miller inszeniert Schlöndorff das Drama um den Konflikt der beiden Männer.
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Tod eines Handlungsreisenden beschreibt den Konflikt zwischen dem 63 Jahre alten William „Willy“ Loman und dessen 34-jährigem Sohn Biff. Willy Loman ist ein innerlich zerrissener Mensch, dessen Leben in einer Welt stattfindet, in der sich für ihn Vergangenheit und Gegenwart vermischen (in mehreren Szenen spricht er mit Personen, die nur in seiner Vorstellung anwesend sind, oder es werden Rückblicke gezeigt, manchmal vermischt sich auch beides). Biff hat seinem Vater nie verziehen, dass er einst seine Mutter mit einer anderen Frau während einer Geschäftsreise betrogen hat, geht deswegen nicht zur Sommerschule, bekommt seinen Abschluss nicht, kann nicht studieren und schlägt sich mit vielen verschiedenen Jobs durchs Leben.
Gegen Ende des Dramas spitzt sich der Vater-Sohn-Konflikt zu, bis Biff seinem Vater zeigt, wie sehr er ihn liebt. Er bewegt ihn dazu, Wahrheit und Realität zu akzeptieren, und verabschiedet sich für voraussichtlich lange Zeit von ihm. Willy Loman ist zum Selbstmord entschlossen, damit seine verarmte Familie, vor allem Biff, aufgrund eines vorgetäuschten Autounfalls seine Lebensversicherung ausgezahlt bekommt. Sein toter Bruder Ben, den er wie einen Vater bewundert und kaum gekannt hat und mit dem er sich mehrfach „unterhält“, erinnert ihn an sein Vorhaben.
Das Drama endet mit der Totenmesse für Willy: nur wenige Trauernde – seine Familie und sein erfolgreicher alter Freund Charley – kommen zur Beerdigung. Als Abschluss steht ein letzter Monolog von Linda, Willys Witwe, in dem sie die Befreiung von weiteren Rechnungen beschreibt und sich wundert, warum Willy sich das Leben genommen hat. [Tod eines Handlungsreisenden, Handlung, Wikipedia, abgerufen am 11.11.2017]
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Kommentare:
- SEXISMUS-DEBATTE - Zwischen Porno und Prüderie (Alexander Grau, Cicero, 11.11.2017)
- FALL KEVIN SPACEY – Guter Künstler, böser Mensch? (Manuel Scheidegger, Cicero, 10.11.2017)
- #METOO – Nicht jeder Mann ist ein Problemfall (Bastian Brauns, Cicero, 10.11.2017)
- #METOO-DEBATTE – Nicht alle Männer sind Sexisten. Aber (Lena Guntenhöner, Cicero, 03.11.2017)
meine Anmerkung: Mein Psychotherapie-Ausbilder meinte immer: »Nach dem Aber kommt das Wichtige!«
- «Denken wir an Jörg Kachelmann» (Interview mit Arno Frank, Tagesanzeiger, 02.11.2017; Zitat:)
»Die eigentliche Debatte wird in den herkömmlichen Medien geführt. Dort wird das Verhältnis der Geschlechter überdacht, Hintergründe und Strukturen werden thematisiert. Auf Facebook und Twitter findet das nicht statt, wer sich dort nicht mitempört, wird sofort zum Reaktionär gestempelt. Es ist eine Verrohung und auch Banalisierung dessen, was man öffentlichen Diskurs nennt. […] Aber machen wir uns nichts vor: Facebook will nicht die Debatten fördern, Facebook will Geld verdienen. Es verdient an unserer Empörung derzeit sehr gut.«      
siehe auch:
Easy Riders, Raging Bulls: Wie die Sex & Drugs & Rock‘n‘Roll Generation Hollywood rettete (Amazon-Link – Peter Biskind 1998, deutsch: Heyne, 2004; beachte die Leser-Kommentare!)
- Zieh dein Shirt ruhig aus (Alexander und Bettina Hammer, Telepolis, 11.11.2017)
- Ein Mann im Bademantel, mit einer Créme in der Hand… (Post, 20.10.2017)

meine Anmerkungen:
1. Wäre es möglich, daß Hofmann, der die Hauptrolle in Tod eines Handlungsreisenden Mitte der 80er bestimmt schon einige hundert Male auf der Bühne gespielt hatte, sich mittels der oben von Schlöndorff geschilderten Albernheiten verzweifelt gegen die Depression seines Alter Ego zu wehren versuchte?
Daß Hoffman seine Rollen äußerst ernst (wenn nicht zu ernst) nahm, kann man folgender Geschichte entnehmen:
Es ist eine alte Geschichte im Theater wie Dustin Hoffman und Sir Lawrence Olivier sich für ihre Rollen im Film Marathon Man vorbereiteten. Sir Lawrence Olivier sollte einen Folterknecht spielen und Hoffman war sein Opfer. Hoffman versetzte sich wirklich in die Rolle, die er spielte: Er schlief nicht für drei Tage, er aß nichts den Tag vorher und wusch sich am Drehtag nicht. Sir Lawrence Olivier wartet auf ihn am Set und starrte ihn an: „Meine Güte, du siehst furchtbar aus. Was ist passiert?“ Er antwortete: „Ich hungere für meine Rolle.“ Sir Lawrence starrte ihn weiter an, und erwiderte: „Mein Lieber Junge. Das nächste Mal, versuche zu schauspielern. Es ist so viel einfacher.“ [gefunden in: Schauspielerei: Vampire Live - Spieltipps, Caninus, Neue Abenteuer, 25.01.2016]
Das Gesicht, welches Dustin Hoffman hinter Sir Laurence Olivier schneidet,
macht die Erzählung von Volker Schlöndorff glaubwürdig und nachvollziehbar.
Marathon Man (1976) Trailer {2:52}

Veröffentlicht am 05.08.2013
SKYTV
Dustin Hoffman, Laurence Olivier, Roy Scheider
Directed by John Schlesinger

2. Ich finde es interessant, die Sprache in den verlinkten Zeitungsartikeln miteinander zu vergleichen. Wie wird was in welche Worte gefasst, welchen Eindruck bekomme ich von dem Geschehen?
Wen SPON im Titel von Verharmlosung spricht
und N24 Schlöndorff im Titel zitiert: »„Sie hat sich auf das Spiel eingelassen“,
was löst das bei mir aus?
3.Genauso problematisch, wie es ist, heute Luther einen Antisemiten, Daniel Cohn-Bendet einen Pädophilen oder Putin homophob zu nennen, ist jegliches Urteil aus einer bestimmten Gesellschaft oder Zeit heraus über eine andere Gesellschaft oder über eine andere Zeit zumindest fragwürdig. 
siehe dazu:
- Die Gewinnung des Reinen Objekts (Post, 26.05.2015)
Man lese bei Wikipedia etwas über die Entwicklung nach, die sich in der deutschen Bevölkerung von Preußen (Mitte des 19. Jhdts) bis zum deutschen Wirtschaftswunder (Mitte des 20. Jhdts) vollzog:

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Am 1. Juli 1853 bestätigte das Preußische Obertribunal die bisherige Rechtsauffassung, dass „gegenseitige Onanie“ zwischen Mann und Mann straflos sei.[4] Schon 1865 reichte Karl Heinrich Ulrichs beim Deutschen Juristentag eine Petition zur Abschaffung der Strafbestimmungen ein, welche aber unterdrückt wurde. Beim Treffen des Juristentages am 29. August 1867 in München forderte Ulrichs vor 500 Zuhörern öffentlich die Abschaffung aller gegen „Urninge“ gerichteten Paragrafen, wurde jedoch durch den lauten Protest der Juristen daran gehindert, seine Rede zu beenden. Ab 1868 begannen die Beratungen zu einem Strafgesetz für den Norddeutschen Bund, und Ulrichs richtete ab Herbst 1868 zahlreiche Petitionen an die zuständigen Politiker, welche aber letztendlich unbeachtet blieben.
Angesichts der Entwicklungen in Frankreich, den besetzten Gebieten, Bayern und der Stimmen einzelner Mediziner und Juristen gab das preußische Justizministerium bei der Königlichen wissenschaftlichen Deputation für das Medizinalwesen ein Gutachten in Auftrag, der unter anderem die berühmten Ärzte Rudolf Virchow und Heinrich Adolf von Bardeleben angehörten. Am 24. März 1869 legten die Mitglieder der Deputation ihr Gutachten vor: Sie sahen es als Mediziner nicht in ihrer Kompetenz liegend, darüber zu urteilen, ob einzelne Unzuchtsakte eine besondere Unsittlichkeit oder Herabwürdigung des Menschen im Gegensatz zu anderen darstellen. Sie sahen sich außerstande, „irgend welche Gründe dafür beizubringen, dass, während andere Arten der Unzucht vom Strafgesetze unberücksichtigt gelassen werden, gerade die Unzucht mit Thieren oder zwischen Personen männlichen Geschlechts mit Strafe bedroht werden sollte“. Der § 143 des preußischen Strafgesetzbuches scheint im Entwurf des Strafgesetzbuches für den Norddeutschen Bund als § 152 auf. Neben Ulrichs wendet sich auch Karl Maria Kertbeny gegen die Strafbarkeit im Entwurf und prägt dabei die Bezeichnungen „homosexual“ und „heterosexual“. Bismarck legt 1870 dem Reichstag des Norddeutschen Bundes den vom Bundesrat beschlossenen Entwurf eines Strafgesetzbuches vor. Die Strafbarkeit gleichgeschlechtlicher Handlungen unter Männern wird mit der Rücksicht auf die öffentliche Meinung begründet:
„Denn selbst, wenn man den Wegfall dieser Strafbestimmungen vom Standpunkt der Medizin, wie durch manche der, gewissen Theorieen des Strafrechtes entnommenen Gründe rechtfertigen könnte; das Rechtsbewußtsein im Volke beurtheilt diese Handlungen nicht blos als Laster, sondern als Verbrechen, und der Gesetzgeber wird billig Bedenken tragen müssen, diesen Rechtsanschauungen entgegen Handlungen für straffrei zu erklären, die in der öffentlichen Meinung als strafwürdige gelten.“
Eine Straffreistellung würde also als gesetzlicher Missgriff getadelt werden. Die Formulierung von 1851 wird somit in das Strafgesetzbuch für den Norddeutschen Bund übernommen. [§ 175, Vorgeschichte, Wikipedia, abgerufen am 11.11.2017]
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Ein 1962 (damals regierte das Kabinett Adenauer IV unter Konrad Adenauer) vorgelegter Regierungsentwurf eines Strafgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland[21]rechtfertigte – entgegen dem Vorschlag der Großen Strafrechtskommission von 1959 (wo Vertreter von CDU/CSU selten anwesend waren)[22] – die Beibehaltung des § 175 wie folgt:
„Vor allem stände auch für die Homosexuellen nichts im Wege, ihre nähere Umgebung durch Zusammenleben in eheähnlichen Verhältnissen zu belästigen.[23] […] Ausgeprägter als in anderen Bereichen hat die Rechtsordnung gegenüber der männlichen Homosexualität die Aufgabe, durch die sittenbildende Kraft des Strafgesetzes einen Damm gegen die Ausbreitung eines lasterhaften Treibens zu errichten, das, wenn es um sich griffe, eine schwere Gefahr für eine gesunde und natürliche Lebensordnung im Volke bedeuten würde.“[24]
und meinte weiterhin:
„Die von interessierten Kreisen in den letzten Jahrzehnten wiederholt aufgestellte Behauptung, dass es sich bei dem gleichgeschlechtlichen Verkehr um einen natürlichen und deshalb nicht anstößigen Trieb handele, kann nur als Zweckbehauptung zurückgewiesen werden. […] Wo die gleichgeschlechtliche Unzucht um sich gegriffen und großen Umfang angenommen hat, war die Entartung des Volkes und der Verfall seiner sittlichen Kraft die Folge.“[25] [§ 175, Entwicklung in der alten Bundesrepublik, Wikipedia, abgerufen am 11.11.2017]
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Putin spricht deutsch und Klartext {1:34}

Veröffentlicht am 20.04.2014
BTBMdotEU
Die Propaganda wirkt:
2014 in Deutschland wird "Putinversteher" als Schimpfwort benutzt!

siehe auch:
Das Koordinatensystem in Bewegung: Wittgenstein, die Linken und Jan Fleischhauer, der aus Versehen konservativ wurde (Post, 02.11.2017)
- Deutschland hat Merkel verdient oder Wahlkampf im Pädophilie-Gulli (Post, 19.09.2013)
und auch:
- Frieden kriegen – Kino: Soldatinnen aus Afghanistan auf Erholung im Ferienhotel: „Die Welt sehen“ (Esther Buss, der Freitag 45/2017)

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