Mittwoch, 10. Oktober 2018

Kaum belastendes Material gegen vermeintliche Skripal-Attentäter

Sind die Verdächtigen hinsichtlich ihrer tatsächlichen Identität entlarvt? Sind sie damit als schuldig anzusehen?

Nach etwas mehr als einem Monat seit der Bekanntmachung der mutmaßlichen Skripal-Attentäter durch den Chef der britischen Anti-Terror-Polizei Neil Basu sei ihre wahre Identität aufgedeckt, jubelt Bellingcat. Damit wären nicht nur die Beteuerungen von Alexander Petrow und Ruslan Boschirow widerlegt, sie seien einfache Touristen gewesen und würden tatsächlich so heißen. Ebenso wäre Wladimin Putins Glaubwürdigkeit angekratzt, da er versicherte, beide würden nicht dem Militär angehören.

Bereits am 26. September behauptete Bellingcat, bei Ruslan Boschirow handele es sich um den hochdekorierten GRU-Oberst Anatoli Tschepiga. Die Identifizierung erfolgte anhand eines mehr als 15 Jahre zurückliegenden Fotos. Der frühere britische Botschafter und gegenwärtige Aktivist für Menschenrechte Craig Murray kritisierte nicht nur die Recherchemethoden von Bellingcat, sondern konstatiert auch signifikante Differenzen beim Gesichtsvergleich. Zweifel werden durch die Tatsache bekräftigt, dass sich der britische Verteidigungsminister Gavin Williamson veranlasst sah, einen Tweet mit Dankesgrüßen an die vermeintlichen Wahrheitsfinder schon nach 20 Minuten zu löschen.

Nun wurde vorgestern die Identität des zweiten Verdächtigen Alexander Petrow enthüllt, wie Bellingcat versichert. Bei ihm soll es sich um den Militärarzt des GRU Alexander Mischkin handeln. Zwar ist auch diesmal der einzige Beleg ein altes Foto. Jedoch beruft sich Bellingcat jetzt auf die Ergebnisse einer Gesichtserkennung des Professors für Visual Computing an der Unversität Bradford, Hassan Ugail. Dieser hat einige Tage zuvor eine ähnliche Stellungnahme zu den Fotos von Boschirow und Tschepiga abgegeben, er bot sich damit als Experte an. Dennoch sind bereits für den Laien Unterschiede bei Mischkin erkennbar, etwa hinsichtlich der Form der Nase sowie der größeren Abstände der Augen und zwischen Nase und Mund.

mehr:
- Kaum belastendes Material gegen vermeintliche Skripal-Attentäter (Bernd Murawski, Telepolis, 10.10.2018)

siehe auch:
- Der Fall Skripal: Lügen ohne Ende (Post, 07.10.2018)
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