Dienstag, 18. Dezember 2018

Der Kampf um die "Pille"

Big Pharma und Gynäkologen vs. weibliche Bevölkerung

Der Mythos von Pille & Co. als Mittel zur sexuellen Befreiung bröckelt im Lichte massiver Nebenwirkungen und tödlicher Lungenembolien. Kritik wird lauter - vor allem von jungen Frauen, wie unter dem Schlagwort #Mypillstory geschehen. Frauenärzte wiegeln jedoch meist ab und die Pharmaindustrie bringt weiter ungehindert gefährliche Produkte auf den Markt.

Die Ausgangslage

Knapp die Hälfte aller Frauen in Deutschland im gebärfähigen Alter nutzen hormonelle Verhütungsmittel. Einige Antibabypillen und die Hormonspirale stehen vor allem seit 2015 verstärkt in der Schusslinie öffentlicher Kritik - insbesondere diejenigen mit Hormonen der neueren Generationen. Befeuert wird die Kritik durch eine Reihe bekannt gewordener schwerer, teilweise tödlicher Fälle von Thrombosen und Lungenembolien infolge der Einnahme dieser Mittel. Aber auch eine Vielzahl von negativen Berichten von Frauen heizen die Diskussionen an. Von ihnen wird das Prinzip von Pille & Co. zunehmend infrage gestellt, da die Mittel stark in die natürliche Funktionsweise des weiblichen Körpers und Hormonhaushalts eingreifen. Das Thema hat neben scharfen Kritikern aber auf der anderen Seite auch überzeugte Fürsprecher auf den Plan gerufen, die die Vergabe hormoneller Medikamente an große Teile der Bevölkerung rechtfertigen und verteidigen.

Fragen der Verhütung sind für viele Menschen in unserer Gesellschaft und weltweit gesehen von großer Wichtigkeit - insbesondere für Frauen, die meist die Hauptlast dabei tragen. Auf der einen Seite gilt es, eine einfache und unkomplizierte Sexualität zu gewährleisten und auf der anderen Seite, die Gleichberechtigung zwischen den Geschlechtern herzustellen sowie die körperliche wie psychische Unversehrtheit der verhütenden Menschen zu wahren.

Bei der Betrachtung dieses Themenkomplexes sollten aber auch tiefer gehende Fragen im Vordergrund stehen, etwa, wie der weibliche Körper in der neoliberal geprägten Leistungsgesellschaft gesehen wird und welche Auswirkungen das Denken in Kategorien von Effizienz in allen Lebensbereichen auf die Verhütungsgewohnheiten hat. Wichtig ist auch das Thema der Machtverhältnisse und Geschlechterrollen in Gesellschaft und Medizin. Weshalb gibt es etwa bisher keine Pille für den Mann? Und warum sieht es nicht so aus, als werde es in Zukunft eine solche geben.

mehr:
- Der Kampf um die "Pille" (Christopher Stark, Telepolis, 18.12.2018)
siehe auch:
Tödlicher Ernst – Die Pharmaindustrie ist eines der gefährlichsten Kartelle der Welt. (Post, 23.08.2018)
Glyphosat: Wissenschaft im Kapitalismus (Post, 24.08.2017)
Ist die Psychopharmakologie verrückt geworden? – Kapitalismus-infizierte Wissenschaft (Post, 31.01.2016)
Psyche, Tabletten und – na was wohl? – Geld! (Post, 21.02.2008)
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