Samstag, 4. Mai 2019

Wissenschaft: „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing.“

Die Wirtschaft nutzt die Glaubwürdigkeit von Wissenschaftlern, um ihr kriminelles Verhalten zu verschleiern.
x
Seit Jahrzehnten nimmt die Wirtschaftskriminalität zu. In manchen Bereichen ist kriminelles Verhalten fast schon eine Voraussetzung für wirtschaflichen Erfolg. Dennoch wird dieses Thema kaum erforscht. Dies liegt auch an der Abhängigkeit der Wissenschaft von der Wirtschaft. In kapitalistischer Demokratien dienen wissenschaftliche Gutachten vor allem dazu, die ökonomischen Interessen von Konzernen zu stützen. Von Sponsoring abhängige Experten agieren weitgehend nach dem Motto „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing.“
x
Ein blinder Fleck

Unmittelbar nach dem offiziellen Ende des Kalten Krieges, 1990, veröffentlichte ich ein Buch, das sich aus demokratietheoretischer und sozialpolitischer — also praktischer — Sicht mit dem Problem der Wirtschaftskriminalität auseinandersetzte. In einer Rezension des SPIEGEL (1) hieß es dazu, ich sei auf der Suche nach Fachliteratur zu diesem Thema „auf einen ‚blinden Fleck’ in der Wissenschaft gestoßen“. Trotz einer Springflut von Büchern über politische und Wirtschaftsverbrechen fände man an systematischen Untersuchungen dazu fast nichts.

„Ob Flick-Skandal, die Affäre um das Gewerkschaftsunternehmen Neue Heimat oder Waffenschiebergeschäfte“, so fasste der Rezensent vor fast 30 Jahren die Ergebnisse meiner Forschung zusammen, wird das Problem „von den wissenschaftlichen Experten systematisch unterschlagen". Eine mögliche Erklärung: „Offensichtlich bremsen Tabus den Forschungseifer.“

Hätte sich das geändert, wäre es heute, da es fast normal ist, aus den Tagesnachrichten zu erfahren, dass Steuerfahnder und Staatsanwaltschaften Banken, Bau-, Pharma-, Autokonzerne durchsuchen und Topmanager in U-Haft sitzen, wohl kaum erwähnenswert.

mehr:
- Die Konzern-Marionetten (Hans See, Rubikon, 04.05.2019)
Siehe auch:
Tödlicher Ernst – Die Pharmaindustrie ist eines der gefährlichsten Kartelle der Welt. (Post, 23.08.2018)
Glyphosat: Wissenschaft im Kapitalismus (Post, 24.08.2017)
Ist die Psychopharmakologie verrückt geworden? – Kapitalismus-infizierte Wissenschaft (Post, 31.01.2016)

Blue Planet Award | Laudatio an Jean Ziegler | Hans See | ethecon Tagung 2012 {48:25}

ethecon - Stiftung Ethik & Ökonomie
Am 23.02.2018 veröffentlicht 
ethecon - Stiftung Ethik und Ökonomie
ethecon ist im Gegensatz zu den vielen Konzern-, Familien-, Kirchen-, Partei- und Staatsstiftungen eine der wenigen Stiftungen „von unten“ und folgt dem Leitmotiv „Für eine Welt ohne Ausbeutung und Unterdrückung!“. Nur mit der Entwicklung und Durchsetzung umweltgerechter und menschenwürdiger Wirtschafts- und Gesellschaftsmodelle werden sich drohende ökologische und soziale Katastrophen abwenden lassen. ethecon arbeitet mit Vision und Perspektive, weit über den Generationenwechsel hinweg.
www.ethecon.org
Black und Blue Planet Awards
Bereits seit 2006 verleiht ethecon jährlich die beiden internationalen Positiv- und Negativ-Preise, den Internationalen ethecon Blue Planet Award für herausragenden Einsatz für Erhalt und Rettung des „Blauen Planeten“ sowie der Internationalen ethecon Black Planet Award für schockierende Verantwortung für Ruin und Zerstörung der Erde.
Wir brauchen Ihre Unterstützung!
ethecon braucht Sie als StifterIn, SpenderIn oder Fördermitglied. Die Stiftung ist gemeinnützig. Alle Zuwendungen sind steuerlich abzugsfähig.
x

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen