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Am 02.08.2019 veröffentlicht
Am 02.08.2019 veröffentlicht
Dr. Hans-Joachim Maaz ist Mediziner, Psychiater, Psychoanalytiker und Autor zahlreicher Bücher. Maaz war Chefarzt einer psychotherapeutischen und psychosomatischen Klinik in Halle. Heute arbeitet er in der Hans-Joachim Maaz - Stiftung für Beziehungskultur. Gerade im Bereich der Gesellschaft weiß Maaz Wichtiges herauszuarbeiten und dies leicht verständlich zu erklären. Maaz ist einer der führenden Gesellschaftskritiker in diesem Land geworden, den auch die Öffentlich-rechtlichen Medien einladen.
In diesem Gespräch geht Hans-Jochim Maaz tief in die Krankheit unserer Konsum- und Wettbewerbsgesellschaft hinein. Er erklärt vom Kleinkind bis hin zum Erwachsenwerden die möglichen Störungen, denen wir alle mehr oder weniger unterliegen könnten und zeigt auf, wie diese Störungen die Identität und Sinnstiftung der Menschen und seine Gesellschaft bilden und auch abbilden. Eines der wichtigen Merkmale gesunder Erwachsener sieht Hans-Joachim Maaz in den Beziehungen, denen wir durch die Zielsetzungen der Gesellschaft selbst unterliegen.
Wenn einem Kind vorgegeben wird, wie es handeln soll, was richtig und was falsch ist, was es zu tun oder zu lassen hat, dann entwickelt sich eine Beziehung oft zeitlebens als eine Subjekt-Objekt-Beziehung, in der das Subjekt als Autorität dem Objekt als Gehorchendem vorschreibt, was es zu tun und was es zu lassen hat. Hier beginnt die Störung, da dem Kind abtrainiert wird, dass es selbst Subjekt, also Akteur seines Lebens ist.
Die sich daraus ergebenden unterschiedlichen Störungsbilder greifen in alle Schichten menschlicher Kultur hinein und bilden sich bis in die Strukturen der Demokratie und können dann destruktive Muster politischen Handelns ausprägen (strukturelle Gewalt). So wird aus dem inneren Störungsbild eine äußere gestörte Welt. Ein Abbild, in der die Projektionen des inneren Zerrissenseins vorherrschen und auf diese Weise nach Kanalisierung streben. Und genau so verhält sich die Gesellschaft und vor allem die Politik. Sie irrationalisiert das humanistische Menschenbild und die Demokratie und hat auch keine wirklichen Antworten auf die Probleme dieser Gesellschaft.
Wer eine andere Meinung hat, wird so zum Bösen gemacht und abgewertet, damit auf diese Abwertung möglichst viel der eigenen inneren negativen Energien abgeladen werden können. Die Gewaltspirale entsteht. Das alles ist zurückzuführen auf eine frühkindliche Bindungsschwäche. An ihr entlang bilden sich im Laufe des Lebens immer weitere Probleme (Kollaterale) zu größeren Konfliktherden aus, die dann in einer Gesellschaft unbewusst das Handeln aller bestimmen. Bindungsschwächen erhöhen angstbindendes Verhalten und es führt dazu, dass die Welt angststiftend aufgefasst wird. Diese überhöhte Angst sucht quasi nach Angstbindungen im Außen, was wiederum die Störungsmuster verhärtet. Ein unsäglicher Kreislauf, aus dem man selbst nur sehr schwer wieder herausfindet.
Auf diese Weise spiegeln sich die soziale Gewalt, die militärische Gewalt und die Gewalt gegen die Umwelt wider. Und exakt hier haben wir das Hauptproblem aller Probleme. Wir stehen kurz vor einem Implodieren unserer Gesellschaft, wenn wir nicht erkennen, dass unsere inneren Störungen die Störungen in der Außenwelt mitproduzieren. Daher braucht es eine völlig neue Beziehungs- und Bindungskultur, die nicht ausgrenzt, sondern eine, die einlädt und einbindet.
Im Herbst erscheint sein neues Buch zu diesem Thema.
Infos zu Hans-Joachim Maaz: https://hans-joachim-maaz-stiftung.de
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In diesem Gespräch geht Hans-Jochim Maaz tief in die Krankheit unserer Konsum- und Wettbewerbsgesellschaft hinein. Er erklärt vom Kleinkind bis hin zum Erwachsenwerden die möglichen Störungen, denen wir alle mehr oder weniger unterliegen könnten und zeigt auf, wie diese Störungen die Identität und Sinnstiftung der Menschen und seine Gesellschaft bilden und auch abbilden. Eines der wichtigen Merkmale gesunder Erwachsener sieht Hans-Joachim Maaz in den Beziehungen, denen wir durch die Zielsetzungen der Gesellschaft selbst unterliegen.
Wenn einem Kind vorgegeben wird, wie es handeln soll, was richtig und was falsch ist, was es zu tun oder zu lassen hat, dann entwickelt sich eine Beziehung oft zeitlebens als eine Subjekt-Objekt-Beziehung, in der das Subjekt als Autorität dem Objekt als Gehorchendem vorschreibt, was es zu tun und was es zu lassen hat. Hier beginnt die Störung, da dem Kind abtrainiert wird, dass es selbst Subjekt, also Akteur seines Lebens ist.
Die sich daraus ergebenden unterschiedlichen Störungsbilder greifen in alle Schichten menschlicher Kultur hinein und bilden sich bis in die Strukturen der Demokratie und können dann destruktive Muster politischen Handelns ausprägen (strukturelle Gewalt). So wird aus dem inneren Störungsbild eine äußere gestörte Welt. Ein Abbild, in der die Projektionen des inneren Zerrissenseins vorherrschen und auf diese Weise nach Kanalisierung streben. Und genau so verhält sich die Gesellschaft und vor allem die Politik. Sie irrationalisiert das humanistische Menschenbild und die Demokratie und hat auch keine wirklichen Antworten auf die Probleme dieser Gesellschaft.
Wer eine andere Meinung hat, wird so zum Bösen gemacht und abgewertet, damit auf diese Abwertung möglichst viel der eigenen inneren negativen Energien abgeladen werden können. Die Gewaltspirale entsteht. Das alles ist zurückzuführen auf eine frühkindliche Bindungsschwäche. An ihr entlang bilden sich im Laufe des Lebens immer weitere Probleme (Kollaterale) zu größeren Konfliktherden aus, die dann in einer Gesellschaft unbewusst das Handeln aller bestimmen. Bindungsschwächen erhöhen angstbindendes Verhalten und es führt dazu, dass die Welt angststiftend aufgefasst wird. Diese überhöhte Angst sucht quasi nach Angstbindungen im Außen, was wiederum die Störungsmuster verhärtet. Ein unsäglicher Kreislauf, aus dem man selbst nur sehr schwer wieder herausfindet.
Auf diese Weise spiegeln sich die soziale Gewalt, die militärische Gewalt und die Gewalt gegen die Umwelt wider. Und exakt hier haben wir das Hauptproblem aller Probleme. Wir stehen kurz vor einem Implodieren unserer Gesellschaft, wenn wir nicht erkennen, dass unsere inneren Störungen die Störungen in der Außenwelt mitproduzieren. Daher braucht es eine völlig neue Beziehungs- und Bindungskultur, die nicht ausgrenzt, sondern eine, die einlädt und einbindet.
Im Herbst erscheint sein neues Buch zu diesem Thema.
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