Mittwoch, 9. Oktober 2019

Gesundheitsstudie : Arbeitslosigkeit verdoppelt das Sterberisiko

  • Armut, Arbeitslosigkeit und schlechte Bildung haben einen großen Einfluss auf die Gesundheit und das Sterberisiko.
  • Das belegt eine Studie mit Daten von 27 Millionen Arbeitnehmern.
  • Die Sterblichkeit von jenem Fünftel Männer, das am schlechtesten verdient, lag um 150 Prozent über derjenigen der Männer im ersten Fünftel, die über das höchste Einkommen verfügen.
Niedrige soziale Stellung macht krank. Weder Bluthochdruck, Cholesterin noch Krebsgene stehen an erster Stelle, wenn die Gefahren für das Befinden dekliniert werden. Vielmehr sind es Armut, Arbeitslosigkeit und schlechte Bildung, die den Menschen in Deutschland gesundheitlich am meisten zu schaffen machen. Der Zusammenhang von gesellschaftlicher Schicht und Befinden ist zwar bekannt, Wissenschaftler vom Max-Planck-Institut für demografische Forschung in Rostock belegen aber nun mit einer bisher nicht dagewesenen Datenfülle, wie stark soziale Unterschiede die Lebenserwartung in Deutschland beeinflussen.

Das Team um Pavel Grigoriev hat Rentenversicherungsdaten von 27 Millionen Arbeitnehmern im Alter zwischen 30 und 59 Jahren ausgewertet und zeigt im British Medical Journal, dass Arbeitslosigkeit das Sterberisiko verdoppelt. Die Sterblichkeit von jenem Fünftel Männer, das am schlechtesten verdient, lag sogar um 150 Prozent über derjenigen der Männer im ersten Fünftel, die über das höchste Einkommen verfügten.

Schlechtere Bildung wirkte sich nicht ganz so deutlich aus, dadurch erhöhte sich das Sterberisiko für Männer um "nur" etwa 30 Prozent. "Die Wohnregion hat einen geringen Einfluss auf das Sterberisiko", sagt Grigoriev. Zwar sei das Sterberisiko im Osten höher. Das liege aber vor allem daran, dass im Osten mehr Menschen arbeitslos und schlechter gebildet seien und über weniger Einkommen verfügten.

mehr:
- Gesundheitsstudie: Arbeitslosigkeit verdoppelt das Sterberisiko (Werner Bartens, SZ, 09.10.2019)
siehe auch:
Der Staat, seine Eliten und das Geld (Post, 09.10.2019)


Ein hoher Indexwert zeigt an, dass (multinationale) Konzerne
  • - aus Investitionen in einem Land einen hohen Ertrag ziehen können,
  • - dass sie nicht viel von diesem Ertrag an Arbeitnehmer und das Finanzamt abgeben müssen,
  • - und sich nicht mit lästigen Regulierungen herumzuschlagen haben.
Die Höhe der Lohnsteuer wird denn auch nicht in Prozent des Lohns, sondern in Prozent der Unternehmensgewinne bewertet. Zu dieser Interpretation passt auch die erstaunliche Ähnlichkeit der oberen Rangplätze mit dem Schattenfinanzindex der Organisation Tax Justice Network. Dort liegt die Schweiz, lange Jahre Spitzenreiter im Wettbewerbsfähigkeitsranking, stabil auf Rang 1 und Länder wie USA, Singapur, Luxemburg, Deutschland und Niederlande nicht weit dahinter. Schattenfinanzzentren stellen die notwendige Infrastruktur bereit, mit der Unternehmen Steuergesetze und Transparenzregeln unterlaufen können. Der Index misst die globale Bedeutung verschiedener Zentren.

Aus dieser Perspektive erklärt sich auch leichter, warum seit vielen Jahren das Weltwirtschaftsforum betont, dass in Deutschland Kündigungsschutz und andere Regulierungen des Arbeitsmarktes das wichtigste Wettbewerbsfähigkeitsproblem darstellen, also das größte Wachstumshindernis. „Flexibilität bei der Lohnfindung” lautet ein Teilindikator, bei dem Deutschland 2012 gerade einmal Platz 139 von 144 erreichte. Einen niedrigen Wert erhält ein Land, wenn es einen zentralisierten Lohnfindungsprozess mit Tariflöhnen gibt, einen hohen, wenn jedes Unternehmen den Lohn für sich festlegen kann. Auch freies Kündigen ohne Abfindungen führt zum besten Wert.

[Norbert Häring, Was Deutschlands 7. Platz im Wettbewerbsfähigkeitsranking der Milliardäre wirklich bedeutet, norberthaering.de, 09.10.2019 – Link von mir]
Ungleichheit bei Einkommen auf Rekordniveau – Wie bleibt die Bevölkerung ruhig? (Post, 04.10.2019)
- »Ich sehe Mistgabeln« – Menschen ohne Ansprechpartner (Post, 23.01.2019)

Hartz-IV-Maßnahmen sind noch viel sinnloser, als wir alle dachten | heute-show vom 11.10.2019 {6:56}

ZDF heute-show
Am 11.10.2019 veröffentlicht 
Nur jeder hundertste Langzeitarbeitslose bekommt eine sinnvolle Umschulung, die auch nur in die Nähe eines Jobs führt. (mit Ralf Kabelka)
Zur ganzen heute-show in der Mediathek: https://ly.zdf.de/hs1924yt/
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Josep Borrell: Für Europa reicht's! {2:30}

Martin Sonneborn
Am 07.10.2019 veröffentlicht 
72 Jahre alt, vorbestraft, Multimillionär & designierter Außenbeauftragter der EU - der Spanier Josep Borrell dürfte eine der bizarrsten Personalentscheidungen in der EU darstellen. Kurze Analyse.
Das - sehr sehenswerte - Interview hat die Deutsche Welle geführt, hier komplett:
https://www.dw.com/en/josep-borrell-o...

Die Millionen der Dubravka S. {6:46}

Martin Sonneborn
Am 05.10.2019 veröffentlicht 
Fast ein Fünftel der Kroaten hat das eigene Land in den vergangenen Jahren verlassen - viele von Ihnen wegen der vorherrschenden Korruption. 2 Minister der Regierungspartei HDZ mussten kürzlich zurücktreten, 4 weitere ausgetauscht werden, der ehemalige Regierungschef sitzt in Haft. Dubravka S. dagegen ist auf freiem Fuß und soll EU-Kommissarin werden; und ich musste die Dame in der Anhörung befragen... Smiley!
#EuropaNichtDenLeyenÜberlassen

Liberalism 'has outlived its purpose' — President Putin speaks exclusively to the Financial Times {6:42 – Start bei 0:47}

Financial Times
Am 27.06.2019 veröffentlicht 
Russian President Vladimir Putin speaks to FT editor Lionel Barber about foreign affairs and relations with the UK in an exclusive interview at the Kremlin ► Subscribe to FT.com here: http://bit.ly/2GakujT ► Subscribe to the Financial Times on YouTube: http://bit.ly/FTimeSubs For more video content from the Financial Times, visit http://www.FT.com/video

Putin im Video ab 1:06:
»Die regierenden Eliten haben sich von den Menschen losgesagt.«

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