Sonntag, 3. November 2019

Die OPCW verhindert Aufklärung zum Giftgas im syrischen Duma

Es bleibt unklar, ob Assads Truppen Giftgasbomben abwarfen, oder vielmehr IS-Rebellen die Bomben legten, damit die USA eingreifen.

Die Organisation für ein Verbot von Chemiewaffen OPCW hatte erklärt, die Giftgasfässer seien aus der Luft abgeworfen worden – und das konnte nur die syrische Luftwaffe sein. Die Beweislage war allerdings dürftig. Jetzt bezichtigt ein Panel der «Stiftung Courage» die OPCW des «unakzeptablen Vorgehens» («unacceptable Practices»). Am 15.Oktober hatte das Panel einen Whistleblower der OPCW angehört. Grosse Medien haben nicht darüber berichtet.

Die Panelmitglieder kamen zur Überzeugung, dass die OPCW «entscheidende Informationen über die chemischen Analysen und ballistischen Studien sowie Zeugenaussagen unterdrückte». Die OPCW solle ihre Analyse zum Giftgas-Ereignis in Duma mit Berücksichtigung dieser Informationen in transparenter Weise neu evaluieren.

Unter den sieben Mitgliedern* des Panels befindet sich der frühere OPCW-Direktor José Bustani, der auch Brasiliens Botschafter in Grossbritannien und Frankreich war: «Das klar erwiesene irreguläre Verhalten der OPCW bei ihrer Untersuchung des vermuteten Chemiewaffenangriffs in Duma verstärkt meine Zweifel, die ich schon hatte ... Selbst offizielle Untersuchungsberichte erscheinen inkohärent oder schlimmer.»

Kämen die Untersuchungen zum Schluss, dass die Bomben in den Zimmern wahrscheinlich nicht durchs Dach ins Haus kamen, müssten sie Rebellen im Haus platziert haben. Duma war damals in der Hand der IS.

USA, Grossbritannien und Frankreich reagierten sofort

Nach Berichten über Bomben mit Giftgas, «wahrscheinlich Chlorgas», die am 7. April 2018 in dem damals von Rebellen kontrollierten Duma nordöstlich von Damaskus explodierten, mehrere Dutzend Menschen töteten und viele weitere verletzten, reagierten Nato-Länder sofort und beschossen bereits am 14. April Ziele in Syrien mit Raketen. Sie warteten keinen Untersuchungsbericht ab.

Laut NZZ-Auslandredaktor Andreas Rüesch war der US-Militärschlag «ein notwendiges Signal» gegen das «Kriegsverbrechen des Assad-Regimes». Laut Alan Cassidy, US-Korrespondent des Tages-Anzeigers, blieb die «Mission unerfüllt». Luftschläge würden nur etwas verändern, «wenn sie jedes Mal erfolgen, wenn Assad Giftgas einsetzt».

mehr:
- Die OPCW verhindert Aufklärung zum Giftgas im syrischen Duma (Urs P. Gasche, Info-Sperber, 03.11.2019)
siehe auch:
Whistleblower – der OPCW-Bericht zum angeblichen Giftgasangriff in Duma entspricht nicht der Wahrheit (Post, 23.10.2019)
Syrien-Krieg im UN-Sicherheitsrat (Post, 01.10.2019)
- Cäsars Beweise – eine Zäsur (Post, 17.08.2019)

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