Dienstag, 11. Februar 2020

Der deutsche Staat rüstet für Weimarer Verhältnisse

Die von der Öffentlichkeit weitestgehend unbemerkt eingeführte Gebührenordnung der Bundespolizei wird jetzt umgesetzt. Demonstrieren und ziviler Ungehorsam könnten nun teuer werden
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Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) hat eine Gebührenordnung für die Bundespolizei eingeführt, die Oktober 2019 in Kraft getreten ist. Darin werden beispielsweise Platzverweise und Identitätsfeststellungen mit Gebühren belegt. Dies geschah nahezu unbemerkt von Öffentlichkeit und Medien.

Eine erstmalige Platzverweisung kostet 88,85 Euro, eine Identitätsfeststellung 53,75 Euro, Anordnung des Gewahrsams 74,15 €, Erkennungsdienstliche Behandlung: 59,50 Euro, Vollzug des Gewahrsams pro angefangener Viertelstunde 6,51 Euro. Für einen normalen Polizeieinsatz können hohe dreistellige Summen anfallen.

In NRW werden aufgrund der neuen Verordnung nun erste Zahlungsaufforderungen verschickt. Eine Frau soll 550,- € zahlen, weil sie ihren Koffer auf dem Düsseldorfer Hauptbahnhof unbeaufsichtigt ließ. Sie wurde erst nach 30 Minuten ausfindig gemacht, als schon großräumig um das Gepäckstück abgesperrt war.

Die Bundespolizei ist zwar hauptsächlich an Bahnhöfen und Flughäfen tätig, wird aber auch auf Anfrage der Bundesländer bei Demonstrationen eingesetzt.

mehr:
Einschränkung von Bürgerrechten durch die Hintertür (Hans Weinert, Telepolis, 11.02.2020)
- Schrittweise Aushöhlung der Freiheitsrechte (Hans Weinert, Telepolis, 19.02.2020)
siehe auch:
Frankreich: Das "lästige" Recht auf Filmen von Polizeigewalt (Thomas Pany, Telepolis, 17.02.2020)
Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin der Antifaschismus. (Ignazio Silone) (Nathan Warszawski, tabularasamagazin.de, 16.09.2019)
Steuerpolitik im Neoliberalismus: Attac nicht mehr gemeinnützig (Post, 26.02.2019)
Aufräumarbeiten nach dem G20-Gipfel: Was würde geschehen, wenn… (Post, 23.07.2017)
"Die Deutschen lechzen nach Sicherheit" (Manuel Schumann im Interview mit Horst Opaschowski, Telepolis, 03.11.2014)
NSA, BND & Co. – Der Mensch als „Sicherheitsrisiko“ (Post, 27.08.2014)

aktualisiert am 20.02.2020
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