Samstag, 24. Februar 2007

Der gegängelte Arzt

Fortbildung

… Nun könnte man meinen, die Zertifizierung habe die Qualität der Fortbildung verbessert. Doch das ist mitnichten der Fall. Die einzige Folge ist, dass eine Veranstaltung ohne Barcodes und Punkte gar nicht mehr besucht wird, mag sie noch so interessant sein. Alle sammeln wir nun schön brav unsere Punkte und zahlen dafür kritiklos aus eigener Tasche, auch als angestellte Klinikärzte.

All das hat weder den Wissensaustausch noch die individuelle Fortbildung verbessert. Die zum Punkteerwerb genötigten Ärzte holen sich oft nur die Teilnahmebescheinigung ab und verschwinden wieder oder schlafen ein bisschen im abgedunkelten Vortragsraum, essen noch ein paar Häppchen vom gesponserten Büffet.

Die ärztliche Fortbildung ist nun zwar komplett durchorganisiert, administrativ perfektioniert, zertifiziert und kontrolliert, doch deshalb sind wir noch lange nicht fachlich besser geworden. Wirkliche Fortbildung kann meines Erachtens nur freiwillig stattfinden und lässt sich allenfalls ganz am Ende an den Behandlungsergebnissen überprüfen. Am effektivsten ist Fortbildung auf kleinen Veranstaltungen, Workshops, selbst initiierten Hospitationen, in erster Linie aber lesend mit einem Fachbuch oder einer Fachzeitschrift in der Hand.

aus einem Artikel im Deutschen Ärzteblatt 8/2007

Qualitätsmanagement

… Die Dokumentationsflut ohne erkennbaren Nutzen für die kontinuierliche Verbesserung der Versorgungsqualität im Zusammenhang mit einer kaum noch zu ertragenden Arbeitsbelastung stellt stärker denn je den Sinn des bundesweit gültigen und seit seiner Einführung – nicht zuletzt aufgrund methodischer Unzulänglichkeiten – stark umstrittenen Verfahrens der Qualitätssicherung bei Fallpauschalen infrage. Außer der Sicherstellung der Einhaltung der Dokumentationspflicht über mögliche Vergütungsabschläge ist das Verfahren bis heute nicht seiner ursprünglichen Zielsetzung gerecht geworden. Insbesondere ist es den dokumentierenden Leistungserbringern in der Regel nicht möglich, aus dem umfangreichen Auswertungsmaterial bestehenden Handlungsbedarf zu erkennen.


aus einem Artikel im Deutschen Ärzteblatt online, 06.05.2005


Bürokratie

Nach Einschätzungen der OECD und der Weltbank zählt Deutschland zu den Ländern mit der höchsten Bürokratiebelastung. Das Gesundheitswesen ist aufgrund der hohen Regulierungsdichte in besonderem Maße von Bürokratie betroffen.
… Das Ergebnis zeigt den zeitlichen Aufwand in den Arztpraxen zur Bewältigung bürokratischer Tätigkeiten. Bewertet mit dem Stundensatz für ärztliche beziehungsweise Mitarbeitertätigkeiten, ergibt sich der Aufwand in Euro für jeden bürokratischen Prozess. Eine Arztstunde wurde nach Berechnung der KBV mit 70,14 Euro bewertet.
Die Bürokratiekosten für das Jahr 2005 betragen für die niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten in Westfalen-Lippe insgesamt 160 Millionen Euro. An der Spitze stehen die Dokumentationspflichten bei genehmigungspflichtigen Leistungen und Früherkennungsuntersuchungen. Es folgen die Praxisgebühr, DMP und Krankenkassenanfragen.
… Unterstellt man vergleichbare Werte in den übrigen KV-Bereichen, so betragen die Bürokratiekosten bundesweit circa 1,6 Milliarden Euro pro Jahr, allein für den Einzug der Praxisgebühr rund 220 Millionen Euro.

aus einem Artikel im Deutschen Ärzteblatt 103, Ausgabe 51-52 vom 25.12.2006


Praxisgebühr

Im Jahr 2006 mussten die Kassenärztlichen Vereinigungen rund 887.000 Mahnungen wegen nicht gezahlter Praxisgebühren versenden. Das hatte die "Bild"-Zeitung unter Berufung auf die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) berichtet.

aus einer Nachricht auf aerzteblatt.de vom 20. Februar 2007

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