Montag, 10. November 2014

Konkurrenz und Wettbewerb als Evolution destruierende Mechanismen

Evolution aus systemtheoretischer Perspektive

Dass der "Geist des Kapitalismus" (Max Weber) kurioser Weise sowohl die Ökonomie als auch, wie es scheint, die Natur durchdringt, bleibt selten unbemerkt. Kapitalismus gibt sich derart den Anschein einer gleichsam natürlichen Wirtschaftsordnung. Denn wenn festgestellt werden kann, "dass die Natur in gewisser Weise kapitalistisch funktioniert" (Medizin-Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein Volhard), lässt sich in Umkehrung auch schlussfolgern, dass der Kapitalismus auf gewissermaßen natürliche Weise funktioniert.

Ideengeschichtlich war es so, dass Darwin zunächst auf soziale Verhältnisse bezogene Theorien, insbesondere die Vorstellungen Thomas Robert Malthus', auf "natürliche" Gegebenheiten, biotische Verhältnisse übertrug:


Darwin überträgt den malthusischen struggle for existence auf die Natur. So steht die ökonomische Analyse des Manchester-Kapitalismus gewissermaßen Modell für die Theorie biologischer Evolution - vom Konkurrenzkampf, jeder gegen jeden, über die Selektionsmechanismen des Marktes bis zur Entstehung neuer Nischen oder Produkte. Lebewesen werden zu Objekten der Evolution, die eine unbestechliche Warenkontrolle einem Bio-Ranking unterwirft. Der heutige Sozialdarwinismus macht im Grunde nichts anderes, als die frühkapitalistische Wirtschaftsideologie über eine wissenschaftliche Theorie wieder auf die Gesellschaft zurückzuspiegeln - und ihr damit scheinbar zu einem naturgesetzlichen Fundament zu verhelfen.   J. Neffe: Danke Darwin!

In sich so gegenseitig bestätigender Perspektive wird Konkurrenz (struggle for existence) zu einem wirkmächtigen Prinzip, das grundlegend für das Verständnis sowohl von natürlich-biologischen wie sozial-wirtschaftlichen Verhältnissen relevant sein soll.
mehr:
- Konkurrenz und Wettbewerb als Evolution destruierende Mechanismen (Jörg Räwel, Telepolis, 09.11.2014)

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