Mittwoch, 5. November 2014

Um was geht es? – Die Systemfrage

Viele meiner Patienten suchen nach Antworten, für die Sie keine Fragen stellen. (BabaRampuri – Ohne Frage keine Antwort, Post, 22.10.2013) Viele haben noch nicht einmal eine Sprache, mit der sie die Fragen formulieren könnten. (Ich nehme an, das macht wesentlich den Erfolg esoterischer Literatur aus.)
Wir glauben seit Jahrzehnten, es gehe um Demokratie. Vielleicht geht es nicht um Demokratie. Vielleicht geht es um eine Systemsuche, die Suche nach einem System, in welchem Oligarchen gebändigt werden können, in dem Seilschaften nur begrenzte Macht ausüben können, in dem Gesetze wirklich für alle gelten und in dem Organisationen in ihrem Wachstum so kontrolliert werden, daß sie nicht mehr »too big to fail sind«. Vielleicht geht das aber auch gar nicht…

Zu Beginn der Ukraine-Krise habe ich einen Post über die Verwendung von Sprache geschrieben:
Der Ukraine-Konflikt 2 – Über unterschiedliche Meßlatten und die Verwendung von Sprache am Beispiel der Homosexuellen-Gesetzgebung in Deutschland und des israelisch-palästinensischen Konflikts (21.03.14, zuletzt aktualisiert am 03.09.2014)
Folgender Artikel ist meiner Meinung nach ein Paradebeispiel für die Verwendung von Sprache als Mittel zur Gewinnung einer Deutungshoheit. Er bezieht sich auf den unglückseligen George Soros, den ich in einem Post in den vergangenen Tagen 
- ISIS und wir: menschenverachtende Barbaren gegen degenerierte Weicheier (30.10.2014)
zu den wirklichen Geiern gezählt habe.
Dieser Soros ist imstande, die Realität auf eine bestimmte Art und Weise zu beschreiben: die Annexion der Krim als Krieg Putins gegen die europäische Demokratie:
- Putins Krieg gegen die Demokratie (Cicero, 05.11.2014)
Kolumne: Leicht gesagt. Die Ukraine-Krise stellt Europa vor die Wahl: Will es einen zufriedenen Putin oder eine freie Ukraine? Der US-amerikanische Investor George Soros fordert massive finanzielle Hilfe für die Ukraine durch die EU. Denn: Putin führe nicht nur Krieg gegen die Ukraine, sondern gegen die Demokratie

Es sagt sich so leicht, der Ukraine-Konflikt müsse friedlich gelöst werden. Doch Frieden mit wem? Und gegen wen? Wollen wir lieber ein zufriedenes Russland oder eine freie Ukraine? Das ist im Kern die Frage.

Aber angesichts der festgefahrenen Ukraine-Krise sollten wir uns schon fragen: Wie weit darf der Friedenswunsch mit Moskau das Handeln Deutschlands diktieren? Kaum jemand redet noch von der annektierten Krim. Im Grunde denken doch viele: Da wuchs zusammen, was zusammengehört. Und wer denkt noch ernsthaft an den mysteriösen Absturz des malaysischen Flugzeugs?


mein Kommentar:
Aha, das ist also die Frage: Wollen wir einen zufriedenen Putin oder eine freie Ukraine?
Die Frage lautet nicht: Wollen wir uns dem US-amerikanischen militärisch-industriellen Komplex unterwerfen und uns der Fahne von »Freiheit und Demokratie« zum Büttel eines imperialen Streits machen lassen? 
Es ist beeindruckend, wie jemand wie Soros, den ich zur Oberschicht der internationalen Finanzmafia zähle, seinerseits behauptet, Putin habe einen Mafia-Staat geschaffen.

Jeder, der sich die Geschichte Rußlands von Gorbatschow bis heute ansieht, kann sich seine eigene Meinung dazu bilden…

siehe dazu auch:
- „Kein besseres Modell als die liberale Demokratie“ (Interview mit Francis Fukuyama, Cicero, 03.11.2014)

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