Samstag, 7. Februar 2015

„Zu viel Political Correctness hat für Verwirrung gesorgt“

Eva Quistorp, Grüne der ersten Stunde, kritisiert den Umgang ihrer Partei mit konservativen islamischen Kräften. Genauso wenig, wie die Grünen früher für eine rechtskonservative katholische Kirche eingetreten seien, sollten sie heute für die konservativen islamischen Vereine eintreten
mehr:
- Ur-Grüne kritisiert Umgang mit dem Islam (Eva Quistorp, Cicero, 03.02.2015)
Nach den grauenhaften Massakern in Paris an Künstlern und Journalisten der Satirezeitung Charlie Hebdo, an Juden und Polizisten, scheint auch in einigen deutschen Zeitungen langsam das Nachdenken zu beginnen: Sie fragen sich, warum so viele junge Männer sich von der rigidesten Form des Islam fasziniert fühlen, die geistig zurück in die Wüste des 7. Jahrhundert will.

Was hat der Islam, der auch in Europa gelehrt wird, mit dem zerstörerischen Heldentum von Selbstmordattentaten gegen sogenannte Ungläubige, Frauen, Kinder, Journalisten, Christen, Jesiden, moderate Muslime und buddhistische, christliche, muslimische Heiligtümer und Kulturdenkmäler zu tun?

Als Antwort darauf sagt Frau Merkel nun, wie Ex-Bundespräsident Christian Wulff einige Jahre vorher: „Der Islam gehört zu Deutschland.“

Welch eine Einsicht! Es ist sicher gut gemeint – gegen ausländerfeindliche Stimmungen. Es wärmt auch die Seelen vieler Muslime in Deutschland. Doch gleichzeitig ist es banal, zu simpel und ein falsches Signal in den Krisen, in denen Europa sich befindet.



Wir müssen in Medien, Politik und Wissenschaft einen europäischen, aufgeklärten Islam fördern. Die meisten Talkshows, Parteien und Universitäten in den letzten Jahrzehnten haben das eher blockiert.

Der liberale, progressive Islam, der zu Europa und Deutschland gehört und wirklich bereichert, ist vorhanden, wenn auch recht schwach. Er wird von Professor Bassam Tibi seit langem gefordert. In Ansätzen finden wir ihn in dem historisch kritischen Grundlagenwerk von Abu Zaid, der im Exil in Leyden lehrte, in Büchern von Hamed Abdel-Samad aus Ägypten, Abdelwahab Meddeb aus Tunesien, Navid Kermani aus Iran, Seyran Ates aus der Türkei, die eine sexuelle Revolution im Islam fordert und endlich liberale Moscheen, wie von Necla Kelek, die die verlorenen Söhne der muslimischen Familien beschreibt. Auch von Mouhanad Khorchide aus dem Libanon am Lehrstuhl in Münster, und bei vielen anderen, die auch ohne Kopftuch oder Burka mit einem Glas Wein und Tanz fromm sein können.
Mein Kommentar: Man überlege sich, was mit den Grünen passiert ist, daß sie von einer Ur-Grünen zur Ordnung gerufen werden. Was ist geschehen, daß die Grünen sich dem konservativen Islam anbiedern, während sie die konservative christliche Kirche noch vor 30 Jahren scharf kritisierten?

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