Samstag, 13. Juni 2015

Krieg und Chaos

Die kriegerischen Konflikte in der Welt nehmen zu. Das war vor einhundert Jahren und in den 1930er Jahren ebenfalls so. Es folgten der Erste und der Zweite Weltkrieg. Leben wir gerade wieder in einer solchen Zeit, die mit dem nächsten großen Krieg schwanger geht?

Pepe Escobar, international viel gelesener Kolumnist der Asia Times Online (Sitz Hongkong), hat jüngst für eine Artikel-Überschrift „Crime and punishment“ benutzt. Das ist der englische Titel jenes Dostejewski-Romans, der auf Deutsch unter „Schuld und Sühne“ bekannt ist. Die wörtliche Übersetzung des englischen Titels lautet „Verbrechen und Strafe“ – eine Wortwahl, für die sich auch Swetlana Geier bei ihrer Neuübersetzung des Romans entschieden hatte.

Der Verweis auf den Dostejewski-Titel ist wichtig, um zu verstehen, was Escobar in seinem Text assoziiert: „Crime (Israel) and punishment (Russia)“. Dargestellt und kritisiert wird die westliche Politik gegenüber diesen beiden Staaten in Bezug auf die zwei gegenwärtig zugespitztesten internationalen Konflikte: Gaza und Ostukraine. Da das westliche Bemühen, Druck auszuüben, von Benjamin Netanjahu ignoriert wird, werfen die führenden Politiker des Westens Gaza auf den Müll und sanktionieren stattdessen Russland. Nicht einmal Hollywood würde auf einen solchen Plot kommen: Israel kommt mit seinem völkerrechtswidrigen, vorsätzlichen Massenmord an Zivilpersonen durch, während Russland ein Massenverbrechen an Zivilpersonen, der Abschuss des malaysischen Zivilflugzeuges, angehängt wird. Moskau hat seine Belege für jene Vorgänge öffentlich vorgelegt, während die USA bisher nicht einen Beweis für eine russische Schuld an dem Flugzeugabschuss beigebracht haben, trotz NSA, US-Flotteneinheiten im Schwarzen Meer, Satellitenaufklärung und CIA. Nur die US-Versicherung: „Wir wissen es. Ihr müsst uns glauben!“ – Was sich schon seit sechzig Jahren stets als Lüge erwiesen hat. Die gesamte „Russland-Politik“ der Obama-Administration reduziert sich nur noch auf: Sanktionen, Sanktionen, Sanktionen! Am Ende nennt Escobar die USA das „Empire des Chaos“ – mit einer Politik, deren Ziel es ist, die EU und Russland gegeneinander in Stellung zu bringen.

mehr:
- Krieg und Chaos (Erhard Crome, Das Blättchen, 06.08.2014, gefunden im Lnks.net)
Zitat:
Heute sind die westlichen Truppen zwar in der Lage, Länder zusammenzubomben, Regime zu stürzen, politische und gesellschaftliche Infrastrukturen zu zerstören, aber am Ende hinterlassen sie „gescheiterte Staaten“, in denen es auch für das eigene Kapital kaum noch etwas zu holen gibt. Gleichzeitig nimmt die Zahl der regionalen Konflikte immer weiter zu, sie fließen gleichsam ineinander, wie Tintenkleckse auf einem Löschblatt. Die Gesamtsituation im Nahen und Mittleren Osten und in Afrika wird unübersichtlicher und unbeherrschbarer.
siehe auch:
- Crime (Israel) and punishment (Russia) (Pepe Escobar, Asia Times Online, 30.07.2014)
- Empire of Chaos (Pepe Escobar, Artikelsammlung, Asia Times)
- Eurasian Integration vs. the Empire of Chaos (Pepe Escobar, TomDispatch, 16.12.2014)
- Verlogene Argumente der "Koalition der Willigen" (Norman Paech, Neues Deutschland, 22.03.2011, gefunden bei AG Friedensforschung) 
Seit dem Wochenende greifen mehrere NATO-Staaten Libyen mit Bombern und Marschflugkörpern an. Sie berufen sich dabei auf die Resolution 1973 des UN-Sicherheitsrates. Zu recht? Über völkerrechtliche Aspekte des Krieges gegen Libyen sprach mit Norman Paech (Jahrgang 1938), emeritierter Professor für Öffentliches Recht und ehemaliger außenpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion der LINKEN, für Neues Deutschland (ND) Roland Etzel.
- Luftbeben und Duftdoping (Nils Marquardt, Freitag-Community, 10.07.2013)
Gestern Abend widmete sich die von Ranga Yogeshwar moderierte Wissenschaftssendung Quarks & Co den intrikaten Methoden der Werbung. Unter dem Motto Wie wir verführt werden war dabei auch ein Beitrag zum Duftmarketing der Deutschen Bahn zu sehen. In einer mehrmonatigen Testreihe zwischen 2011 und 2012 hatte diese nämlich vereinzelt Waggons mit manipulierten Klimaanlagen eingesetzt. Zusätzlich montierte Kartuschen konnten so ein leichtes Odeur aus Jasmin-, Veilchen-, Rosenholz- und Moschus-Noten in die sonst eher ausgedünstete Atmosphäre des Abteils verströmen. Die Wirkung dieses Experiments war gleichermaßen unterschwellig wie effektiv. Die hauchzart parfümierten Fahrgäste zeigten im Vergleich nämlich nicht nur eine erhöhte Zufriedenheit, sondern waren auch eher bereit der Bahn Verspätungen oder Überfüllungen zu verzeihen. Die leicht bittere Note an der Sache blieb jedoch, dass die Passagiere die olfaktorische Marketingoffensive weder bewusst wahrnahmen noch darüber informiert wurden.
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