Freitag, 12. Juni 2015

Qualitätsmanagement Propaganda: Controlling

Nach einer Pew-Umfrage würde eine Mehrheit der Deutschen, Italiener und Franzosen keine Truppen schicken wollen, um ein Nachbarland Russlands bei einem ernsthaften Konflikt zu unterstützen 

Während die Regierungen der Nato-Länder verkündet haben, ihre Militärausgaben zu erhöhen und die an Russland grenzenden Nato-Staaten militärisch zu schützen, was durch die Nato-Speerspitze geschehen soll und mit zahlreichen Militärübungen demonstriert wird, sind die Regierten eher zögerlich. Nach einer Pew-Umfrage würde eine Mehrheit der Deutschen, Italiener und Franzosen keine Truppen schicken wollen, um ein Nachbarland Russlands bei einem ernsthaften Konflikt zu unterstützen. Der Artikel 5, die Beistandsverpflichtung der Nato, hätte für sie damit keine Gültigkeit.

Mit 34 Prozent sagt dies selbst ein Drittel der Polen, mit 48 Prozent ist nicht einmal die Hälfte für die Entsendung von Truppen zu einem bedrohten Nato-Land. 70 Prozent der Polen sehen gleichwohl Russland als Bedrohung der Nachbarländer, in den anderen Staaten sind es 49 Prozent, 57 Prozent (vs. 37%) machen Russland für die Gewalt in der Ostukraine verantwortlich, 49 Prozent (vs. 25%) fordern eine Verschärfung der Sanktionen. Selbst in den USA machen nur 43 Prozent Russland für die Gewalt in der Ostukraine verantwortlich.



[Quelle: NATO Publics Blame Russia for Ukrainian Crisis, but Reluctant to Provide Military Aid, Pew Research Center, 10.06.2015]


Und die Nato? Sie wird noch bei fast Zweidrittel der Menschen in den ausgewählten Ländern positiv angesehen. In den USA sind es nur noch 49 Prozent, der Ukraine-Konflikt, der nach den Regierenden zu einem Zusammenrücken der transatlantischen Bande und der Nato führen soll, hat daran nichts geändert, auch praktisch nicht in Kanada und Großbritannien. In Polen, Spanien, Italien und in Frankreich ist die Unterstützung der Nato hingegen zwischen 2013 und 2015 gestiegen. In Deutschland hingegen halten immer weniger Menschen etwas von der Nato. 2009 hatten noch 73 Prozent eine positive Einstellung. 2013 fiel dies bereits auf 59 Prozent, womit die Deutschen sich in den Durchschnitt einreihten, jetzt sind es nur noch 55 Prozent. Allerdings damit noch mehr als in den USA und Spanien, allerdings sind mit 57 Prozent die meisten Deutschen überdies gegen eine Nato-Mitgliedschaft der Ukraine – auch die Italiener sind mehrheitlich dagegen. Die Deutschen, Franzosen und Italiener lehnen mehrheitlich auch einen EU-Beitritt ab.

Die Russen sprechen zur Hälfte den westlichen Ländern und zu 26 Prozent der Ukraine die Schuld an der Krise zu. In den Nato-Ländern sagen viele, sie wüssten nicht, wer verantwortlich ist, den westlichen Ländern wird nur von einer kleinen Minderheit die Schuld zugeschoben, die Deutschen stehen hier mit 12 Prozent an der Spitze. Weniger als 10 Prozent sehen Kiew in der Verantwortung, aber immerhin 13 Prozent in den USA und 14 Prozent in Frankreich. Mehr Verantwortung wird den prorussischen Separatisten zugesprochen (30% in Frankreich, 25% in Deutschland, 15% in den USA). Nur 29 Prozent machen in Deutschland und Italien Russland verantwortlich, in Spanien sind es 37 Prozent, in Großbritannien 40, in Frankreich 44, in den USA 42 Prozent.

mehr:
- Die Ukrainer sind kriegsmüde (Florian Rötzer, Telepolis, 11.06.2015)

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