mehr:
- „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ – Ein Mensch, gefangen in einer kapitalistischen Welt (FAZ, 24.09.2015)
siehe auch:
- Heinrich Böll: Die verlorene Ehre der Katharina Blum oder: Wie Gewalt entstehen und wohin sie führen kann (DieterWunderlich, 2002)
Es geht um ein Massenblatt, das skrupellos Informationen über eine zu Unrecht als Mitglied einer linksradikalen Terroristengruppe verdächtigte 27-jährige Hausangestellte zusammenträgt und veröffentlicht, nicht vor Verdrehungen und hetzerischer Meinungsmache zurückschreckt und auf diese Weise die bürgerliche Existenz des Opfers zerstört. Die Erzählung handelt auch von Polizeibeamten und Staatsanwälten, die das Privatleben einer wehrlosen Verdächtigen respekt- und rücksichtslos durchleuchten. Auf die entwürdigende Behandlung und das übermächtige System reagiert das Opfer anfangs mit Fassungslosigkeit, am Ende mit verzweifelter Gegengewalt.siehe auch:
Vor dem Hintergrund der Hysterie über den Terrorismus der RAF protestiert Heinrich Böll mit der Erzählung "Die verlorene Ehre der Katharina Blum" gegen den Menschen verachtenden Sensationsjournalismus und nicht zuletzt gegen den Missbrauch der Staatsgewalt sowie die korrumpierenden Verflechtungen zwischen Wirtschaft, Wissenschaft, Politik, Medien, Polizei und Rechtsprechung.
- Bild-Zeitung und USA gegen die Welt: Schwanzus longus und Incontinentia oder: Die Angst innen und die Angst außen (Post, 20.09.2015)
- 68er-Revolte und Ukraine-Krise: Die Identität des Westens und der Kampf um die Deutunghoheit oder Der Unterschied zwischen Pudding und Sprengstoff (Post, 27.06.2015)
Die verlorene Ehre der Katharina Blum [2:54]
Veröffentlicht am 02.05.2013
Und den bislang gültigen Gebrauch
der Namen für die Dinge
vertauschten sie nach ihrer Willkür:
unbedachtes Losstürmen galt nun
als Tapferkeit und gute Kameradschaft,
aber vordenkendes Zögern
als aufgeschmückte Feigheit,
Sittlichkeit
als Deckmantel einer ängstlichen Natur,
Klugsein bei jedem Ding
als Schlaffheit zu jeder Tat […]
Wer schalt und eiferte,
galt immer für glaubwürdig,
wer ihm widersprach, für verdächtig.
der Namen für die Dinge
vertauschten sie nach ihrer Willkür:
unbedachtes Losstürmen galt nun
als Tapferkeit und gute Kameradschaft,
aber vordenkendes Zögern
als aufgeschmückte Feigheit,
Sittlichkeit
als Deckmantel einer ängstlichen Natur,
Klugsein bei jedem Ding
als Schlaffheit zu jeder Tat […]
Wer schalt und eiferte,
galt immer für glaubwürdig,
wer ihm widersprach, für verdächtig.
(Thukydides, 454 v. Chr. - ca. 398 v. Chr., Geschichte des Peloponesischen Krieges)
Dokumentation - Heinrich Böll und die 70er Jahre, Reaktionen auf den Kommentar von Matthias Walden [14:18]
Veröffentlicht am 03.10.2013
Ein schönes Zeitdokument aus den 70ern. Mit einem Ausschnitt aus dem berüchtigten Kommentar von Matthias Walden.
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