Montag, 21. September 2015

USA: Das ist Wasser

David Foster Wallace begann seine berühmt gewordene Rede vor den Absolventen de Kenyon College im Jahr 2005 [Das hier ist Wasser, Wikipedia; David Foster Wallace: Das ist Wasser, Post, 12.05.2015] mit einer Parabel:
Schwimmen zwei junge Fische des Weges und treffen zufällig einen älteren Fisch, der in die Gegenrichtung unterwegs ist. Er nickt ihnen zu und sagt: »Morgen, Jungs. Wie ist das Wasser?« Die zwei jungen Fische schwimmen eine Weile weiter, und schließlich wirft der eine dem anderen einen Blick zu und sagt: »Was zum Teufel ist Wasser?«
Kurz darauf folgt eine weitere Parabel:
Sitzen zwei Männer in einer Bar irgendwo in der Wildnis von Alaska. Der eine ist religiös, der andere Atheist, und die beiden diskutieren über die Existenz Gottes mit dieser eigentümli-chen Beharrlichkeit, die sich nach dem, sagen wir mal, vierten Bier einstellt. Sagt der Atheist: »Pass auf, es ist ja nicht so, dass ich keine guten Gründe hätte, nicht an Gott zu glauben. Es ist nämlich nicht so, dass ich noch nie mit Gott oder Gebeten experimentiert hätte. Letzten Monat erst bin ich weit weg vom Camp in so einen fürchterlichen Schneesturm geraten, ich konnte nichts mehr sehen, hab mich total verirrt, vierzig Grad unter null, und da hab ich's gemacht, ich hab’s probiert: Ich bin im Schnee auf die Knie und hab geschrien: ›Gott, wenn es dich gibt, ich stecke in diesem Schneesturm fest und sterbe, wenn du mir nicht hilfst!‹«

Der religiöse Mann in der Bar schaut den Atheisten ganz verdutzt an: »Na, dann musst du jetzt doch an ihn glauben«, sagt er. »Schließlich sitzt du quicklebendig hier.«

Der Atheist verdreht die Augen, als wäre der religiöse Typ der letzte Depp: »Quatsch, Mann, da sind bloß zufällig ein paar Eskimos vorbeigekommen und haben mir den Weg zurück ins Camp gezeigt.«
Schon in den ersten Absätzen spannt Wallace das Feld auf, um das es ihm geht:
1. Es gibt Dinge, die für uns dermaßen selbstverständlich sind, daß wir sie in ihrer Existenz (und in ihrer Wirkung auf uns) gar nicht wahrnehmen. und
2. Es gibt Vorkommnisse, die wir ganz selbstverständlich auf eine bestimmte Art und Weise interpretieren.
Was hat das mit den USA zu tun?
Michael Moore hat es in seinem Film Bowling for Columbine auf den Punkt gebracht:

Eine kurze Geschichte der Vereinigten Staaten von Amerika [3:12]

Hochgeladen am 08.04.2009
Micheal Moore's Film "Bowling for Columbine" enthält die zusammenfassung der kleinen Geschichte von Amerika. Diese Animierte Version erzählt in kurzer Zeit alles was man wissen muss. Warum die Amerikaner alle Waffen tragen, warum sie immer Angst haben und warum es den Ku-Klux-Klan gibt. Eine sehr schöne, lustige Geschichte....

Das Vorhandensein von 
a) äußerer Bedrohung und 
b) daraus resultierender Angst sowie 
c) »alternativloser aggressiver Anwehrmaßnahme 
ist für die Bewohner des Nordamerikanischen Kontinents dermaßen selbstverständlich, daß sie gar nicht mehr groß drüber nachdenken.
Für einen Zauberer, sagte er, sei die Welt des alltäglichen Lebens nicht wirklich oder so, wie wir dies annehmen. Für einen Zauberer sei die Wirklichkeit oder die Welt, die wir alle kennen, nur eine Beschreibung.
Um diese Prämisse zu begründen, gab Don Juan sich alle Mühe, mich davon zu überzeugen, daß das, was in meinen Augen die wirklich vorhandene Welt war, nur eine Beschreibung der Welt sei; eine Beschreibung, die mir seit dem Augenblick meiner Geburt eingehämmert worden sei.
Jeder, der mit einem Kind in Kontakt komme, erklärte er, sei ein Lehrer, der unaufhörlich die Welt erkläre, bis zu dem Augenblick, wo das Kind die Welt so wahrnehmen könne, wie sie ihm erklärt wird. Nach Don Juan haben wir keine Erinnerung an diesen folgenschweren Augenblick, einfach weil wir keinen Bezugsrahmen hatten, in dem wir ihn mit etwas anderem hätten vergleichen können. Doch von diesem Augenblick an ist das Kind ein Mitglied. Es kennt die Beschreibung der Welt; und es erreicht, glaube ich, die volle Mitgliedschaft, wenn es in der Lage ist, alle seine Wahrnehmungen so zu deuten, daß sie mit dieser Beschreibung übereinstimmen und sie dadurch bestätigen.
Für Don Juan besteht die Wirklichkeit unseres alltäglichen Lebens daher aus einem endlosen Fluß von Wahrnehmungsinterpretationen, welche wir, die Individuen, denen eine bestimmte Mitgliedschaft gemeinsam ist, gemeinsam anzustellen gelernt haben.
Die Vorstellung, daß die Wahrnehmungsinterpretationen, welche die Welt konstituieren, im Fluß begriffen sind, stimmt mit der Tatsache überein, daß sie ununterbrochen stattfinden und selten, wenn überhaupt, in Frage gestellt werden. Tatsächlich wird die Realität der Welt, wie wir sie kennen, als so feststehend angesehen, daß die Grundprämisse der Zauberei, nämlich daß unsere Realität nur eine von vielen möglichen Beschreibungen ist, kaum eine Chance hat, als ernsthafte These akzeptiert zu werden. [aus Castaneda, Die Reise nach Ixtlan, zit. in So kann man’s auch sehen…, Post, 09.04.2008]
Die Amis nennen ihr Land gern »God’s Own Country«
During WWIIGerman Nazi propaganda minister Joseph Goebbels sarcastically mocked the USA as "Aus Gottes eigenem Land" (From God's Own Country) in an essay that appeared in the German newspaper Das Reich on August 9, 1942.[9] Goebbels ridiculed America as a young land that lacked culture, education and history in contrast with Germany. In 1943, the Nazis published an anti-Americananti-semitic propaganda book written by Erwin Berghaus called "USA - nackt!: Bilddokumente aus Gottes eigenem Land" (USA naked! Photo documents from God's own country) which also mockingly characterized the USA with the phrase.[10][11] Several modern German newspapers such as Die WeltDer Tagesspiegel and Die Zeit have also used the phrase "Gottes eigenem Land" (God's own country) to criticize American culture and society. [12] [13] [14] [God’s Own Country, Early Uses, United States, engl. Wikipedia]
Wenn man in Gottes eigenem Land lebt, braucht man sich über das eigene Tun keine Gedanken machen. Wie z.B. über gebrochene Versprechen (die nicht existieren, solange sie nicht schriftlich fixiert sind). Man braucht sich auch keine Gedanken darüber zu machen, was im Gegenüber möglicherweise vorgeht. Z. B. daß der sich bedrängt oder eingeengt fühlt. Wenn ich der Gute bin und nur Gutes tue, kann sich das Gegenüber nur wohl fühlen.
Quelle: Annexion vs. Expansion (Ebo, Lostineu.eu, 16.03.2014)


 Bereits im Vorfeld wurde mit großer Spannung die Rede von Russlands Präsident Wladimir Putin auf der Münchner Sicherheitskonferenz 2007 erwartet. Kaum einer der Konferenzteilnehmer hatte jedoch damit gerechnet, dass Putin mit seiner Brandrede ein Sturmgewitter am Tagungsort im Hotel Bayerischer Hof entfacht. In drastischer Weise warnte er massiv vor einer amerikanischen Weltherrschaft, bezeichnete die NATO-Osterweiterung als Provokation und drohte: Moskau verfüge über Waffen, die das geplante US-Raketenabwehrschild in Osteuropa wirkungslos machen würde. (Ein Hauch von Kaltem Krieg (Artikel auf der Internetpräsenz der Münchner Sicherheitskonferenz, zit. in Der Ukraine-Konflikt 3 – Westliche Naivität oder westliche Machtpolitik?, Post, 25.03.2014)
Drinnen: Wladimir Putin. Es war der erste Auftritt eines russischen Staatspräsidenten auf der Sicherheitskonferenz. Und er wirbelte das transatlantische Wohlgefühl ordentlich durcheinander: Den USA unterstellte er das Streben zu "monopolarer Weltherrschaft", sie hätten "ihre Grenzen in fast allen Bereichen überschritten". Die Nato warnte er vor "ungezügelter Militäranwendung". Nordatlantik-Allianz und Europäische Union würden anderen Ländern ihren Willen aufzwingen und auf Gewalt setzen, so Putin. Die Nato-Osterweiterung kritisierte Russlands Präsident massiv, weil deren militärische Infrastruktur "bis an unsere Grenzen" heranreiche. […]Nato-Generalsekretär Jaap de Hoop Scheffer reagierte sichtlich verärgert: Was Putin gesagt habe passe nicht zur viel beschworenen "Partnerschaft zwischen Russland und der Nato". Er sehe da "einen Bruch", sagte de Hoop Scheffer und er fügte hinzu: "Ich kann nicht verbergen, dass ich enttäuscht bin." Wie könne man sich denn sorgen, "wenn Demokratie und Rechtsstaat näher an die Grenzen rücken", fragte er mit Blick auf Putins Äußerung gegen die Nato-Osterweiterung. (Sicherheitskonferenz in München: Putin schockt die Europäer, Sebastian Fischer, SPON, 10.02.2007)
Niemand findet derzeit gegenüber Moskau so deutliche Worte wie Anders Fogh Rasmussen: Russland bedrohe die Stabilität und Sicherheit der euro-atlantischen Region, sagte der Nato-Generalsekretär zu Beginn des Treffens der Verteidigungsminister der 28 Mitgliedstaaten der Allianz in Brüssel mit Blick auf die Ukraine. "Russlands unverantwortliches und illegales Handeln ist eine ernste Herausforderung an ein einziges, freies und friedliches Europa." [Nato-Treffen: Die Osteuropäer haben recht behalten, ZEIT Online, 03.06.2014]
Egal, was der Westen tut: Wir sind die Guten und tun Gutes, und wer sich daran stört, spinnt und bedroht uns! Völlig ausgeschlossen, daß wir jemanden bedrohen. Irak: dumm gelaufen, Afrika: die kriegen ihren Kram nicht auf die Reihe, Kosovo: Pech!


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