Ein sanierter Plattenbau in Berlin-Lichtenberg. Hier lebt Familie Sinani aus dem Kosovo, zu siebt in zwei Zimmern einer Erstaufnahmeeinrichtung. In einer Ecke des größeren Raums stehen vier aneinandergeschobene Betten, dort schlafen die fünf Kinder. An der Wand stehen drei schmale Metallspinde und ein Kühlschrank. In den Zimmern herrscht eine fast sterile Sauberkeit, nirgends liegt oder steht etwas herum. Mutter Kimete, 41, hat Äpfel und Lebkuchen auf den Tisch gestellt, gerade ist eine deutsche Freundin zu Besuch. Die Kinder sind an diesem Vormittag alle in der Schule. Anders als seine Frau spricht der 47-jährige Vater Fatmir gut deutsch. Deswegen ist er es, der erzählt.
mehr:
- Flucht aus dem Kosovo: "Meine Töchter sind Berlinerinnen" (Katharina Schuler, ZEIT Online, 04.10.2015)
Wenn man zum Arzt geht, kostet das Geld, die Medikamente kosten Geld, auch die ganze Ausstattung, die die Kinder für die Schule brauchen, muss man selber bezahlen. Meine älteste Tochter war sehr gut in der Schule, sie wollte Medizin studieren. Aber dafür muss man entweder jemanden kennen oder wieder Geld bezahlen. Die Korruption ist ein riesiges Problem im Kosovo. Die ganze Politik wird von Familienclans beherrscht, die ihre Ämter nur nutzen, um sich zu bereichern. Auch Nahrungsmittel konnten wir nur die nötigsten kaufen: Brot, Öl, Kartoffeln, Zwiebeln, solche Dinge.siehe auch:
- Frieden muss gestiftet werden – Europas Sündenfall: der Kosovo-Krieg (Post, 24.11.2014)
mein Kommentar:
Moral ist die eine Seite, die würden wir uns wünschen. Stabilität ist die andere. Putin hat einen eindeutigen Standpunkt: Stabilität! Und dieser Standpunkt ist nicht von der Hand zu weisen. Sadam Hussein mag 15.000 Zungen pro Jahr abgeschnitten haben, Ghaddafi sich 200 Jungfrauen pro Jahr zugeführt haben lassen: Immer noch besser als 1,5 Millionen Tote, ein failed state und die anarchistische Herrschaft von Oligarchen-Clans mit der ständigen existentiellen Verunsicherung der Menschen.
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