Freitag, 27. November 2015

Chaos im Kampf gegen den IS

Der Einsatzwille vieler Staaten im Kampf gegen den IS ist begrenzt. Und die Mächte, die wirklich kämpfen, verfolgen nur ureigene Interessen. Von diesem Chaos unter einander profitiert vor allem der IS, aber auch Assad. Eine erfolgreiche militärische Anti-IS-Allianz scheint undenkbar
Es sagt sich zu leicht, dass die Phalanx gegen diese Krake namens Islamischer Staat nur gemeinsam zuschlagen müsse – und schon wäre das mörderische Ungetüm platt. In Zahlen wirkt der Verbund mächtig. 60 Staaten beteiligen sich an dem, was die USA bereits im vergangenen Jahr als Anti-IS-Allianz geschmiedet haben. Seitdem Russland aktiv durch Luftschläge kämpft und nach dem Terror von Paris geben sich viele weitere Staaten solidarisch mit Frankreich. Der IS-Widerstand scheint unschlagbar.

Er scheint es aber nur. Denn tatsächlich ist der Einsatzwille vieler Staaten sehr begrenzt. Das größte Hindernis jedoch ist, dass die wirklich kämpfenden Mächte jeweils eigene Interessen verfolgen. Dieses Kreuz und Quer sowie jeder gegen jeden führt zu Chaos, von dem vor allem der IS, aber auch Assad profitieren. Denn beide wirken unbesiegbar.

mehr:
- Chaos im Kampf gegen den IS (Wulf Schmiese, Cicero, 25.11.2015)
Je tiefer man in das regionale Wurzelwerk des Konflikts steigt, desto dichter erscheint das Gestrüpp der Probleme. Und das genau scheuen die großen Weltmächte. Die USA wollen keine Bodentruppen schicken. Sie sind kriegsmüde und noch dazu im Präsidentschaftswahlkampf. Auch Russland will es bei der Bekämpfung aus der Luft belassen, das Land ist wirtschaftlich nahe dem Kollaps, ist geschwächt durch den Krim-Konflikt und stets gewarnt durch ihr Afghanistan-Desaster.

Der Westen insgesamt verlangt wiederum von Russland, seinen Kampf auch wirklich auf den IS zu konzentrieren und nicht die anderen Assad-Gegner aus Syrien zu bomben. Denn die wiederum vergrößern nur das europäische Flüchtlingsproblem.

Solange jeder gegen jeden nur die ureigenen Interessen durchzukämpfen versucht, wird das Problem IS nicht wirklich bekämpft. Und das gilt wohlgemerkt nur für das Macht-Gebilde im Nahen Osten. Eine ganz andere Bedrohung ist der Terror durch Attentäter, die sich auf den IS berufen. Gegen diese Gefahr kann keine militärische Anti-IS-Allianz helfen – vermutlich würde sie dadurch sogar noch größer.
Da kann man doch das Ansehen, welches Jean Moulin bei den Franzosen genießt, verstehen… 
siehe dazu:
- Filmempfehlung: Deckname Caracalla, die nachträgliche Beurteilung der Geschichte (Post, 10.05.2015)
- Heute vor 70 Jahren – 8. Juli 1943: Der Chef der Résistance stirbt (Post, 08.07.2013)

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