Freitag, 25. März 2016

Die Angst des Westens im Kampf um die Deutungshoheit – Aufklärung 2.0 versus Gruppendruck

In der Dezemberausgabe der Zeitschrift Berlinische Monatsschrift von 1783 veröffentlichte der Berliner Pfarrer Johann Friedrich Zöllner den Artikel: Ist es rathsam, das Ehebündniß nicht ferner durch die Religion zu sanciren? In einer Fußnote stellte er die provozierende Frage: „Was ist Aufklärung?“[1] Zöllner spielte mit der Frage auf die Tatsache an, dass es noch keine eindeutige Definition der Bewegung gab, obwohl diese schon seit Jahrzehnten bestand. Diese Frage des protestantischen Berliner Pfarrers, versteckt in einer Fußnote, war als Replik gedacht auf den anonym mit „E. v. K.“ gezeichneten und erschienenen Beitrag des Mitherausgebers der Berlinischen Monatsschrift Johann Erich Biester im Septemberstück 1783, mit dem als ketzerisch empfundenen Titel Vorschlag, die Geistlichen nicht mehr bei Vollziehung der Ehen zu bemühen.[2] Damit wurde die so genannte Aufklärungsdebatte eröffnet, die sich als äußerst folgenreich und fruchtbar für die Geschichte der Philosophie, besonders in Preußen, erwies. In der Septemberausgabe der Berlinischen Monatsschrift von 1784 veröffentlichte der Philosoph Moses Mendelssohn als Antwort einen Aufsatz mit dem Titel Ueber die Frage: was heißt aufklären?.[3] Zwei Monate später erschien in der Dezemberausgabe dann der Aufsatz von Immanuel Kant Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? mit der Definition der Aufklärung:[4]
Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit. Unmündigkeit ist das Unvermögen, sich seines Verstandes ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Selbstverschuldet ist diese Unmündigkeit, wenn die Ursache derselben nicht am Mangel des Verstandes, sondern der Entschließung und des Muthes liegt, sich seiner ohne Leitung eines anderen zu bedienen. Sapere aude! Habe Muth, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.

[Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?, Einleitung, Wikipedia]
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Weltweit, und so auch in Deutschland, tobt der Meinungskampf der etablierten Medien gegen alternative Kanäle. Während die etablierten Medien sich meist dem Vorwurf der "Lügenpresse" ausgesetzt sehen, werden alternative Medien oft als "Propaganda" verunglimpft. RT Deutsch sammelt Stimmen zu dieser Auseinandersetzung. Bereits vor einem Jahr präsentierte RT-Journalist Peter Lavelle seine Sicht der Dinge. Der Text hat bis heute nichts an seiner Aktualität eingebüßt.
mehr:
- "Lügenpresse" vs. "Propaganda"? Warum alternative und nicht-westliche Medien auf dem Vormarsch sind (Peter Lavelle, RT deutsch, 13.11.2015)
Bis vor Kurzem besaßen westliche Medien nahezu ein Monopol bei der Gestaltung der Nachrichten-Agenda. Dabei liefen sie im Gleichschritt mit den Herrschenden. Wer Kolumnen in der Washington Post, dem Wall Street Journal oder der Financial Times liest, wird schnell die argumentative Übereinstimmung mit der Außenpolitik westlicher Regierungen erkennen. […]

Die Tragödie, die sich jüngst in der Ukraine ereignet hat, hat auch eine große Bedeutung für die alternativen Medien. Die Geschichte dieses Konfliktes ist sehr eindeutig und es ist offensichtlich, wer falsch berichtet und dies weiterhin tut. Es gibt eine Menge schlüssiger und überzeugender Belege dafür, dass Washington und Brüssel einen Putsch gegen die demokratisch gewählte Regierung der Ukraine unterstützt haben. Der Westen leugnet dies komplett. Das offizielle Narrativ, dass es sich bei dem Umsturz um einen Volksaufstand handelte, kann gleichsam als Propaganda bezeichnet werden. […]
Wir, die alternativen Medien, machen auch nicht alles richtig. Aber warum nennt man uns Propagandisten, nur weil wir Fragen stellen und die Mächtigen herausfordern? Dies ist doch seit jeher die Hauptaufgabe des Journalismus.

Die westlichen Medien haben in dieser Frage ihr moralisches Recht verwirkt. Es ist an der Zeit, dass der Rest von uns mehr Platz bekommt.
 

siehe auch:

- Meinungsfreiheit wird durch staatliche Überwachung und den Lügenpresse-Trick abgewürgt (BlauerBote, 22.03.2016)
Westliche Medien und der Staat: „Es ist an der Zeit, in diesem Land aufzuräumen“ (Pravda-tv, 26.02.2016)
- „Lügenpresse“ vs. „Propaganda“: Warum alternative und nicht-westliche Medien auf dem Vormarsch sind (Pravda-tv, 15.11.2015)
- Krone-Schmalz kritisiert mangelnde Pressefreiheit in Deutschland (Stefan Korinth, Telepolis, 15.10.2015)
Russland werde kritisiert, wenn ukrainische Sender auf der Krim abgeschaltet würden. Gleichzeitig ignorierten deutsche Medien mehrheitlich, dass in der Ukraine russische Sender abgestellt werden. Dies und viele weitere Beispiele zeigen auch, dass sich zahlreiche Top-Journalisten nur situativ an Werte gebunden fühlten. Das Odessa-Massaker etwa hatte Potenzial für einen "ARD-Brennpunkt" oder für ein "Heute-Spezial", sagte Krone-Schmalz. Doch Sondersendungen dazu gab es nicht – die Täter, nämlich ukrainische Nationalisten, seien aus westlicher Sicht wohl die Falschen gewesen.

"Was macht das eigentlich für einen Eindruck auf Menschen in Russland oder der Ukraine?", fragte die studierte Osteuropahistorikerin. In Russland werde die einseitige Haltung deutscher Medien und Politiker durchaus wahrgenommen. Sie werde dort immer wieder gefragt, warum sich Deutschland durch die USA so instrumentalisieren lasse, berichtete Krone-Schmalz gegenüber Telepolis im Gespräch nach der Lesung. Russische Interviewpartner deutscher Medien ärgerten sich im Nachhinein oft, wie ihre Aussagen in Beiträgen zusammengeschnitten würden, habe sie in Gesprächen zudem erfahren.
- »Soziale Medien« – Gruppendruck effektivste Zensur unerwünschter Meinungen (Pravda-tv, 09.09.2014)
- Deutsche Sicht auf Russland: In der anti-amerikanischen Nische (Forum Politik, SPON, 19.04.2014)
- Berichterstattung über die Krim-Krise: Blick aus der Blase (Hannah Beitzer, Süddeutsche, 19.03.2014)
- Grenzbereiche (Friedrich August von Hajek, brand eins, Ausg. 01/2011)

siehe auch:
- Syrien: Ein Krieg aus energiepolitischen Gründen (Thomas Pany, Telepolis, 26.02.2016)
- Robert F. Kennedy Jr. entlarvt die westliche Propaganda über den Syrienkonflikt (Propagandaschau, 27.02.2016)
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