Der Begriff "Holodomor" setzt sich aus den ukrainischen Wörtern "Holod" ("Hunger") und "Mor" ("Tod") zusammen und steht für das Verhungern von drei bis fünf Millionen Menschen in den Jahren 1932 und 1933. Die UNESCO, sprach in einer Resolution von 2007 zwar von einer "nationalen Tragödie des ukrainischen Volkes", die aus Stalins Politik der Zwangskollektivierung der Landwirtschaft resultierte, erwähnte aber auch die zahlreichen Opfer in nichtukrainischen Gebieten wie der Wolgaregion, dem Nordkaukasus und Kasachstan, wo vor allem ethnische Russen verhungerten.
Manchen ukrainischen Politikern reichte das nicht. Sie forderten, dass die UNESCO die Hungerkatastrophe als geplanten Völkermord an ethnischen Ukrainern einstufen sollte, was in Russland unter anderem auf den Widerspruch des Archipel-Gulag-Autors Alexander Solschenizyn stieß, der diese Forderung mit den "kühnen Verdrehungen des bolschewistischen Agitprops" verglich. Die Duma, das russische Parlament, formulierte damals eine Erklärung, in der es heißt: "Es gibt keinen historischen Beweis dafür, dass es sich um eine nach ethnischen Kriterien organisierte Hungersnot handelte [-] Millionen Sowjetbürger unterschiedlicher Herkunft fielen ihr zum Opfer" (vgl. Retrospektives Nation Building).
mehr:
- Historikerstreit um ukrainischen Holodomor (Peter Mühlbauer, Telepolis, 08.09.2017)
Holodomor - Völkermord an Ukrainern {7:10}
Veröffentlicht am 03.05.2015
Bastian Meyer
Holodomor (dt. Tötung durch Hunger) ist die Bezeichnung für den von der Sowjetunion begangenen Völkermord am ukrainischen Volk (1932/33). Bis jetzt ist dies nicht offiziell als Völkermord anerkannt worden.
siehe auch:
- Die Erkenntnisse der Psychoanalyse können auch der Politik nutzen (Post, 13.12.2017)
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Der Begriff Holodomor (ukrainisch Голодомор, wörtliche Übersetzung: Tötung durch Hunger) bezeichnet eine schwere, menschengemachte Hungersnot in der Ukraine in den Jahren 1932 und 1933, der mehrere Millionen Menschen zum Opfer fielen. Die Bewertung der historischen Ereignisse ist umstritten. Im Kern der Debatte steht die Frage, ob die Hungersnot durch die Politik Stalins vorsätzlich verursacht wurde, um den Widerstand der Ukrainer zu brechen, oder ob die Ursachen in erster Linie in wetterbedingten Missernten und der Zwangskollektivierung zu finden sind, wie sie es auch in anderen Sowjetrepubliken zu jener Zeit gab.
Nach Berechnungen der Ukrainischen Akademie der Wissenschaften, die im November 2008 veröffentlicht wurden, betrug die Opferzahl in der Ukraine ca. 3,5 Millionen Menschen.[1] Andere Schätzungen gehen von 2,4 Millionen bis 7,5 Millionen Hungertoten aus. Der britische Historiker Robert Conquest beziffert die Gesamtopferzahl auf bis zu 14,5 Millionen Menschen. Hierbei wurden neben den Hungertoten auch die Opfer der Kollektivierung und Entkulakisierung und der Geburtenverlust hinzugerechnet.[2]
Die Ukraine bemüht sich seit der Unabhängigkeit im Jahr 1991, vor allem aber unter dem ehemaligen Präsidenten Wiktor Juschtschenko, um eine internationale Anerkennung des Holodomors als Völkermord. Die Regierung Russlands versucht, dies zu verhindern.[3] [Holodomor, Wikipedia, abgerufen am 09.09.2017]
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Im Dezember 1927 hatte der XV. Parteitag der Kommunistischen Partei der Sowjetunion (damals als Kommunistische Allunions-Partei (Bolschewiki) bezeichnet) Maßnahmen zur beschleunigten Industrialisierung der Sowjetunion beschlossen, die im ersten Fünfjahrplan für die Periode 1928 bis 1932 niedergelegt wurden. Im Hinblick auf die traditionell in der Dorfgemeinschaft verwurzelte Landwirtschaft ging man nach einer landwirtschaftlichen Krise im Jahre 1928 von den bisherigen Experimenten einer freiwilligen Kollektivierung zur Zwangskollektivierung über. Ziel war eine Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion, um mit Exportüberschüssen aus diesem Sektor die Einfuhr für die Industrialisierung benötigter Wirtschaftsgüter wie Ausrüstungen für Industriebetriebe finanzieren zu können. Diese Steigerungen hoffte man durch Modernisierungsmaßnahmen wie die Zusammenlegung landwirtschaftlicher Flächen, die Einführung neuer Anbaumethoden und durch die Mechanisierung zu erreichen. Ferner sollte die in der Periode der Neuen Ökonomischen Politik noch mögliche Taktik der Bauern, ihre Überschüsse zu horten und in Mangelzeiten zu höheren Preisen auf den Markt zu bringen, ein für alle mal beendet werden.
Im Zuge der Zwangskollektivierung kam es zunächst zu einer Verringerung der Anbaufläche und einer Schrumpfung des Viehbestandes. Durch den Ausfall tierischer Zugkraft und das Ausbleiben maschineller Zugkraft verringerte sich in der Ukraine die Anbaufläche für Getreide um 14 %, das Erntevolumen sank sogar um 20 %. Hinzu kam, dass die Kolchosenund Sowchosen einen deutlich niedrigeren Hektarertrag erwirtschafteten als die Einzelbauern.[5] [Holodomor, Hintergrund, Wikipedia, abgerufen am 09.09.2017]
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