Mit mehr Selbstreflexion hätten wir eine bessere Welt, ist Stefanie Stahl sicher. Besonders zwischen Eltern und Kindern können alte Wunden eine zerstörerische Kraft entfalten. Dagegen hat die Psychologin ein Buch geschrieben.
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"Menschen haben grundsätzlich ein Interesse, sich persönlich weiterzuentwickeln", davon ist Stefanie Stahl fest überzeugt. Die Diplompsychologin landete mit "Das Kind in Dir muss Heimat finden" 2015 einen Bestseller, der inzwischen eine Million Mal verkauft wurde. 2017 und 2018 war das Buch Sachbücher-Jahresbestseller. Dabei verlangt Stahl ihren Lesern einiges ab. Denn die 55-Jährige ist überzeugt, dass in uns zeitlebens Kindheitsmuster schlummern, die Menschen an einem erfüllten Leben hindern können. Und die gilt es aktiv anzugehen. Auch wenn das manchmal schmerzhaft ist.
In ihrem neuen Buch "Nestwärme, die Flügel verleiht" wendet sie sich gemeinsam mit Co-Autorin Julia Tomuschat an Eltern. Stahl ist sicher, dass viele Eltern-Kind-Beziehungen besser wären, wenn Mütter und Väter ihre eigenen blinden Flecken oder Schatten besser sehen und verstehen würden. So aber werden diese meist unbewusst auf die eigenen Kinder übertragen.
Das Ergebnis schildert sie im Gespräch mit n-tv.de an einem Beispiel: "Zu mir kam ein junger Vater, ein netter hochreflektierter Typ, der immer wieder Machtkämpfe mit seinem dreijährigen Sohn ausficht." In diesen Auseinandersetzungen geht es oft um banale Dinge, trotzdem wird der Vater schnell streng und fängt an zu schreien. Deshalb hat er wiederum häufig Streit mit seiner Frau. "Wir haben dann herausgefunden, dass er tief in sich den Glaubenssatz hat: Ich werde nicht respektiert. Meine Wünsche sind nicht wichtig. Das hat mit seinem Sohn gar nichts zu tun, das kommt aus seiner eigenen Kindheit."
Stahls Klient erzählt später, dass er auch beim Autofahren manchmal Wutanfälle bekommt, einfach weil jemand zu dicht auffährt. "In diesem Moment ist der Groschen bei ihm gefallen und ihm ist klar geworden, worum es eigentlich geht, nämlich immer wieder um dieses Gefühl respektlos behandelt zu werden Und erst dann konnte er vernünftig und angemessen auf sein Kind in der Autonomiephase reagieren." Der Vater hatte sein eigenes Schattenkind, wie Stahl es nennt, auf seinen Sohn projiziert und damit die Beziehung zu seinem Sohn erheblich gestört.
mehr:
- Wenn Eltern "blinde Flecken" haben (Solveig Bach, n-tv, 17.02.2019)
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