Sonntag, 10. März 2019

»Gelbwesten«, »Aufstehen«: Ist die Luft raus?

Gründerin und Galionsfigur Sahra Wagenknecht zieht sich aus der Bewegung "Aufstehen" zurück. War es das?

Beim Leipziger Bundesparteitag der Linken vom 08.-10. Juni 2018 hielt Sahra Wagenknecht diese Rede, in der sie ihre der Parteilinie widersprechende Position zur Zuwanderung begründete und mit den Positionen von Bernie Sanders und Jeremy Corbyn gleichsetzte. In diesem Video sieht man ab Minute 26:04 die wütende Reaktion der Berliner Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales, Elke Breitenbach. Unter großem Applaus forderte Breitenbach, dass sich Wagenknecht der Parteilinie der offenen Grenzen zu unterwerfen habe. Die stellvertretende Bundesvorsitzende Janine Wissler und viele andere Redner machten deutlich, dass sie die Zuwanderungsfrage ebenso wie Breitenbach fundamental anders als Wagenknecht sehen.

In diesem Moment könnte Sahra Wagenknecht realisiert haben, dass ihre Wiederwahl als Fraktionsvorsitzende der Bundestagsfraktion eher unwahrscheinlich ist. Falls dies nicht der Auslöser der Gründung von "Aufstehen" war, trug dieser Parteitag doch sicherlich nicht unwesentlich zu Wagenknechts Entschluss bei, neue Wege zu versuchen.

Das offizielle Ziel der Aufstehen-Bewegung, zusammen mit den Grünen, den Erzrivalen der SPD und mit den Gegnern in der eigenen Partei (siehe Leipziger Parteitag) ein gemeinsames Parteienbündnis zu schmieden, war nie realistisch. Die Parteiführungen von SPD, Grünen und der Linken lehnten eine Zusammenarbeit mit "Aufstehen" kategorisch ab. Dementsprechend schlossen sich unter anderem mit Marco Bülow (MdB, damals noch bei der SPD) und Ludger Volmer / Antje Vollmer (Grüne) auch nur wenige Politiker, die zudem in ihren Parteien isoliert sind, der Bewegung an.

mehr:
- Kommentar: "Aufstehen" ohne Wagenknecht am Ende? (Kommentar von Jörg Gastmann, Telepolis, 10.03.2019 – Beachte auch die Kommentare)
siehe auch:
- Was ist los mit den Gelbwesten? (Christian Schmeiser, Telepolis, 10.03.2019)
Sahras realistischer Traum (Rainer Balcerowiak, Cicero, 07.08.2018)

Mein Kommentar:
Eine Loose-Loose-Situation…
Ich habe den Eindruck, daß in beiden Fällen (»Gelbwesten«, »Aufstehen«) die Medien nicht unbeteiligt sind…
Ich habe immer mehr den Eindruck, daß es weniger darum geht, was IST, sondern darum, wie es gesehen und interpretiert wird.
Der letzte Satz von Jörg Gastmanns Kommentar ist eine Frage:
»Was muss passieren, damit der deutsche Michel aufsteht?«
Prof. Mausfeld hat sie vor drei Jahren beantwortet
Mein Erklärungsversuch: Privat-Fernsehen (mit unterirdischen Exhibitionisten-Shows), billige Nahrungsmittel plus angenehme Narrative (»Wir sind die Guten!«) – Weiterschlafen!

Wildgewordene Kühe jagen RC Auto Tiere {3:15}

nivaldo nunes
Am 09.08.2014 veröffentlicht 

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