Sonntag, 10. März 2019

Schweiz: aufrechter Ombudsmann gesichtet!

Der Pestizid-Konzern Syngenta fuhr gegen einen Beitrag von «10vor10» schweres Geschütz auf und fiel ziemlich unsanft auf die Nase.

Mehrere Todesopfer forderte 2017 der Pestizideinsatz im indischen Distrikt Yavatmal, 800 Menschen mussten mit Vergiftungen ins Spital. Darüber berichtete das SRF-Magazin «10vor10» am 17. September 2018 und ging dem Vorwurf nach, der Basler Pestizid-Konzern Syngenta gehöre mit seinem Pestizid Polo zu den Mitverursachern.

Syngenta heulte auf…

Rund drei Wochen nach der Ausstrahlung des Beitrages fuhr Syngenta schweres Geschütz gegen das SRF-Magazin «10vor10» auf, und zwar mit einer Beanstandung beim Ombudsmann der SRG Deutschschweiz. Darin spricht Syngenta von «vorsätzlicher und konstruierter Rufschädigung», von «extrem rufschädigender Unterstellung», von «falschen Fakten», von «Vorwürfen», die «wie ein Kartenhaus» in sich zusammenfallen, von «fahrlässigem und verwerflichem Thesenjournalismus», von «Verschleierung», von «reiner Polemik», von unterstellter «Illegalität», von «polemischer Pseudo-Recherche», von der «Verletzung grundlegender journalistischer Regeln» und von «fehlender Fairness».

…und krebste zurück

Inzwischen fielen die happigen Vorwürfe des Syngenta-Konzerns gegen «10vor10» wie ein Kartenhaus zusammen, wie dem Bericht des Ombudsmanns Roger Blum vom 8. Januar 2019 zu entnehmen ist. Blum kommt nämlich zum Schluss: «Keine Rufschädigung im Syngenta-Bericht von ‚10vor10‘.» Und: «Der Beitrag war, wie die Redaktion in Ihrer Stellungnahme nachweist, sachgerecht – mit geringfügigen Ausnahmen.»

mehr:
- Syngenta-Rohrkrepierer gegen SRF-Magazin «10vor10» (Kurt Marti, InfoSperber, 08.03.2019 – Zitat:)
Mit der Behauptung Syngentas, Polo sei in der Schweiz nicht verboten, bekommt auch der folgende Vorwurf von Syngenta Schlagseite:
«Der Bericht (von «10vor10»; Anm. d. Red.) suggeriert, Syngenta verkaufe in Schwellenländern etwas Gefährliches, das man in der Schweiz weder der Umwelt noch den Bauern zumuten könne. Das ist zwar eine süffige Geschichte, doch sie ist falsch. Und die Unterstellung ist extrem rufschädigend.»
Fakt ist: Das Syngenta-Produkt Polo mit seinem Wirkstoff Diafenthiuron darf «in der Schweiz wegen der Gesundheits- oder Umweltrisiken nicht in Verkehr gebracht werden», wie der Bundesrat auf eine Frage der SP-Nationalrätin Claudia Friedl im September 2018 erklärte. Gleichzeitig hielt der Bundesrat fest, dass es in der Schweiz «weder ein Herstellungs- noch Ausfuhrverbot für das Produkt Polo und seinen Wirkstoff Diafenthiuron» gibt.
siehe auch:
Keine Rufschädigung im Syngenta-Bericht von «10vor10» (SRG Deutschschweiz, 08.01.2019)
Stellungnahme: Medienberichterstattung – Einsatz von Pflanzenschutzmitteln in Yavatmal (Indien) (Syngenta, 18.09.2018)
Syngenta exportiert in der EU verbotenes Pestizid (S. Strittmatter, 20min.ch, 18.09.2018)
In der Schweiz produziertes Pestizid mitver­ant­wortlich für Vergiftungs­welle in Indien (Public Eye, 18.09.2018)
Syngenta macht hinter den Kulissen Druck gegen Brasiliens Paraquat-Verbot – mit Unterstützung der Schweiz (Public Eye, 17.11.2017)
- Biodiversität 65‘000 Menschen gegen Syngenta-Patent (Schweizer Bauer, 12.05.2016)

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Syngenta ist weltweit einer der grössten Konzerne im Agrargeschäft und eine Tochtergesellschaft der ChemChina. Das Unternehmen ist in der Sparte chemische Pflanzenschutzmittel (Fungizide, Herbizide, Insektizide: Syngenta Crop Protection) Marktführer und in der Sparte «kommerzielles Saatgut» (Mais, Soja, Sonnenblumen, Raps, Zuckerrüben, Getreide: Syngenta Seeds) auf Platz drei. Der Umsatz 2015 (2014) betrug 13,4 (15,1) Milliarden US-Dollar. Syngenta beschäftigt derzeit 28'700 Mitarbeiter in über 90 Ländern. Der grösste Mitbewerber ist Monsanto. Syngenta ist ebenso in der Biotechnologie tätig. 
[Syngenta, Wikipedia, abgerufen am 10.03.2019]
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Syngenta brand video: We all have to eat {3:03}

Syngenta
Am 24.08.2017 veröffentlicht 
We’re inspired by plants’ amazing ability to provide food, clothing and energy. Driven by their power to meet some of humanity’s most pressing needs, we constantly find new ways of bringing plant potential to life. By improving crop productivity and farming methods, we enable growers to feed a growing global population safely and sustainably.
For more information, visit our website at www.syngenta.com

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Das Herbizid Atrazin wurde in der EU 2004 verboten, weil seine Rückstände häufig im Grundwasser nachweisbar waren.[12] In den USAwurden 2003 jährlich noch etwa 34'500 Tonnen Atrazin eingesetzt.[13] 
Kritiker warfen dem Unternehmen sein Engagement auf dem Gebiet der Gentechnik vor. Zudem wurde Syngenta bezichtigt, durch den Verkauf des Herbizids Paraquat Vergiftungs- und Todesfälle von Landarbeitern in Kauf zu nehmen.[14][15] Dieses Produkt sollte beispielsweise in Entwicklungsländern auf Palmöl-Plantagen, entgegen den Anwendungsvorschriften des Herstellers, ohne die notwendige Schutzkleidung eingesetzt werden. Paraquat ist in der EU und der Schweiz auch wegen seiner hohen Humantoxizität verboten.[16] Im Jahr 2012 wurde der Konzern deshalb für die Negativ-Auszeichnung Public Eye Award nominiert.[17]

Im Rahmen von Protestaktionen gegen das Unternehmen kam es zu Erstürmungen von Syngenta-Anlagen durch die Bauernbewegung Via Campesina, im Oktober 2006 im Süden Brasiliens und im Dezember 2007 im Nordosten in der Nähe von Cajazeiras; dabei wurden Teile der Firmeneinrichtung zerstört, zwei Menschen starben.[18] Um den Konflikt zu beenden, übergab Syngenta im Oktober 2008 die Forschungsfarm an die brasilianische Regionalverwaltung, die erklärte, künftig Saatgut von Regionalsorten auf dieser Farm zu produzieren.[19]
[Syngenta, Produkte und Auswirkungen – Kritik, Wikipedia, abgerufen am 10.03.2019]
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Endocrine disruption, environmental justice, and the ivory tower | Tyrone Hayes | TEDxBerkeley {15:45}

TEDx Talks
Am 08.03.2018 veröffentlicht 
Dr. Tyrone Hayes discusses his journey as a scientist: initially just a “young boy who really liked frogs,” he would go on to earn worldwide fame for his work on the harmful effects of the pesticide atrazine. Arguing that “those who have the privilege to know, have the duty to act,” Dr. Hayes details his decade-long feud with Syngenta, the manufacturer of atrazine, as well as his acute observation that those who suffer most from the environmental impacts of harmful chemicals tend to be the socioeconomically-disadvantaged and racial or ethnic minorities.
At the University of California, Berkeley, and in ponds around the world, professor Tyrone Hayes studies frogs and other amphibians. He's become an active critic of the farm chemical atrazine, which he's found to interfere with the development of amphibians' endocrine systems. This talk was given at a TEDx event using the TED conference format but independently organized by a local community. Learn more at https://www.ted.com/tedx
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